FRANK OZ: Barbie im Wunderland

Bitterböse und unentschlossen: Frank Oz‘ Remake von „The Stepford Wives“ oszilliert zwischen Komödie und moralischer Fabel.

Schneewittchen bei den fiesen Zwergen: Nicole Kidman kommt die heile Welt von Stepford nicht ganz geheuer vor.

Erinnert sich noch jemand an den Clip zum Soundgarden-Song „Black Hole Sun“? In greller Kulisse gefror dort schönen Menschen das Grinsen auf den Gesichtern, Barbies brutzelten auf Barbecuegrills vor sich hin und die Band sorgte für eines der gruseligsten Musikvideos aller Zeiten. Ähnlich schön schauerlich hätte „The Stepford Wives“ auch werden können, wäre Regisseur Frank Oz nur klar gewesen, was für einen Film er denn eigentlich machen wollte.

Joanna Eberhardt ist attraktiv, erfolgreich, einigermaßen glücklich verheiratet und beschenkt mit zwei gesunden, wenn auch leicht neurotischen Kindern. Ihre heile Welt bricht zusammen, als ihre Karriere als Fernsehproduzentin ein abruptes Ende findet. Um seine depressive Gattin aufzumuntern, zieht ihr Ehemann mitsamt Familie in den Vorort Stepford, Connecticut. Dort trifft Joanna auf eine seltsame Bevölkerung von schlappschwänzigen Männern in karierten Shorts, die sich in ihrem privaten Club mit ferngesteuerten Autos amüsieren und zu Hause von ihren Barbie-ähnlichen, ständig lächelnden Frauen bekocht und bemuttert werden.

Da kann doch etwas nicht stimmen. Joanna schwant Übles und zusammen mit ihrer neu gewonnenen Freundin Bobbi Markowitz, einer feministischen Autorin, die mit wirrem Haar und in ungebügelten Deep Purple T-Shirts herumläuft, und dem unglaublich tuntigen Frank machen sie sich auf die Suche nach dem Geheimnis der Frauen von Stepford.

Wie die Geschichte ausgeht, ahnt da Publikum schon ziemlich früh. Das Interessante bei dieser futuristischen Gesellschaftssatire ist dann auch eher die Umsetzung, besonders da Bryan Forbes‘ Version von 1975 eher in die Richtung Horror-Film ging. Frank Oz („In or Out“) bevorzugt die Komödie und in ihren schrillsten Momenten ist „The Stepford Wives“ tatsächlich erfrischend respektlos. Wenn Frauen, die so heißen wie Monatsbinden, Squaredance machen, dann lassen die Simpsons grüßen. Leider lässt sich Oz besonders zum Schluss zu billigen futuristischen Effekten und, schlimmer noch, zu vollkommen ironiefreien Moralpredigten, hinreißen. Es kommt, wie es kommen muss: Die Männer werden als schwach entlarvt, aber eigentlich Schuld an Wahnsinn und Irrsinn ist eine Frau. Der Film möchte mit dieser letzten Pirouette wahrscheinlich seine eigene Botschaft schlitzohrig hinterfragen, wird aber
eigentlich dadurch erst fragwürdig.

Nicole Kidmans Joanna Eberhardt muss wohl eine entfernte Verwandte von Sylvia Plath sein, immerhin backt sie auf der Höhe ihres mentalen Zusammenbruchs auch haufenweise Muffins, wie zuletzt Gwyneth Paltrow in „Sylvia“. Mehr denn je wirkt Kidman wie eine etwas weniger niedliche Version von Meg Ryan. Bette Midler und Glenn Close chargieren sich durch ihre klischeehaften Parts und Roger Bart müsste man für seine überkandidelte Darstellung schon fast zur Strafe die Dolce & Gabbana Hemden klauen. Die Herren der Schöpfung wirken blass, allen voran Matthew Broderick, der durch seine Szenen stolpert wie ferngesteuert, allein Christopher Walken schlägt einige Funken, leider nur im wortwörtlichen Sinn. Seine Vorstellung des Frauentransformators zeigt wie gnadenlos komisch dieser Film hätte sein können, wenn die Macher nicht zu viel Zeit damit verbracht hätten, die logischen Löcher im Plot mit Geschwätzigkeit zu stopfen.

Eigentlich könnte man dieses Machwerk spätestens beim Verlassen des Kinosaales wieder vergessen, würde da nicht die Erinnerung an den Spot nachwirken, der vor dem Hauptfilm im Werbeblock zu sehen war. Dort schwebte eine dauerlächelnde Kundin im pastellfarbenen Outfit wie hypnotisiert durch ein Einkaufszentrum… Und plötzlich gruselt es einen doch ein wenig.

Im Utopolis


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