TERRY ZWIGOFF: Bad Santa

Politisch inkorrekt und derb: Billy Bob Thornton spielt „Bad Santa“ in Terry Zwigoffs platter Satire, die das Fest der Liebe verspottet und doch im amerikanischen Kitsch versinkt.

Der Nikolaus, das Kind und der Elf: Regisseur Terry Zwigoff ist in „Bad Santa“ kaum etwas heilig.

Stille Nacht, heilige Nacht: Der Weihnachtsmann torkelt aus einer Bar und kotzt in den weißen Schnee. Willie (Billy Bob Thornton) ist ein komplett verdorbener Santa Claus. Er säuft, flucht, hurt und er hasst Kinder.

Hager, ungepflegt und mit verrutschtem Bart verdingt er sich in Terry Zwigoffs Satire „Bad Santa“ in Amerikas Kaufhäusern. Um das kommerzielle Festtags-Theater ertragen zu können, legt Willie ein aggressives Sozialverhalten an den Tag. Er betrinkt sich bis zur Besinnungslosigkeit und pinkelt sich voll. Kinder, die es trotzdem wagen ihm zu nahe zu kommen, stößt er ruppig von seinem Schoß. Und Frauen entführt er mitunter in eine Umkleidekabine für Übergrößen.

Dass er alle Jahre wieder als Weihnachtsmann antritt, hat nur einen Grund: Willie und sein kleinwüchsiger Kumpane Marcus (Tony Cox), der den Elfen spielt, wollen am Heiligen Abend den Kaufhaus-Tresor knacken.

Terry Zwigoff protokolliert hier jedoch viel zu langatmig ihr tabuloses Benehmen inmitten weihnachtlicher Klischees in einem Vorort im Wüstenstaat Arizona. Was bleibt ist lediglich trostlose Ruhe und mürrische Geschmacklosigkeit, in die Zwigoff wenig gute, skurrile, dafür umso mehr fiese, platte Gags als Abgesang auf Konsum und Moral einstreut.

Es kommt wie es kommen muss: Willies Alkoholprobleme geraten außer Kontrolle und die Ganoven fliegen auf. Der schwarze Kaufhausdetektiv (Bernie Mac) ist selbst korrupt und fordert daher einen Anteil an der Beute.

Es ist gerade der vor kurzem verstorbene John Ritter, der in seiner letzten Rolle als puritanischer, verklemmter Geschäftsführer zu überzeugen weiß: Ihm behagen
weder die rüde Ausdrucksweise des Weihnachtsmanns noch seine sexuellen Abenteuer während der Arbeitszeit. Darauf bedacht stets politisch korrekt zu handeln, kann er das unmoralische Weihnachts-Duo jedoch nicht entlassen. „Was“, sagt Willie zum Kaufhausdirektor, „sie wollen mich und meinen kleinen schwarzen Partner feuern?
Einen afroamerikanischen Zwerg? Dann wird ihr Gesicht überall in der Presse zu sehen sein.“

Während im Hintergrund weihnachtliche Evergreens dudeln, setzt Zwigoff allzu oft auf lange Einstellungen und Dialoge. Visuelle Raffinessen wie etwa Joel und Ethan Coen, die hier als Produzenten tätig waren, entwickelt er nicht. „Bad Santa“ ist eine gewöhnliche Weihnachtssatire mit Märchenelementen. So tauchen hier Figuren auf, die den verkommenen Weihnachtsmann läutern sollen. Der
dicke, achtjährige Thurman (Brett Kelly), schließt ihn bereits im Kaufhaus in sein Herz. „Dein Bart ist nicht echt“, sagt er ihm, als er auf Santas Schoss sitzt. Willie: „Weil mir die Haare ausgefallen sind.“ – „Warum?“ – „Weil ich mit einer Frau geschlafen habe, die nicht sauber war.“ – „Mit Frau Weihnachtsmann?“ – „Nein, mit ihrer Schwester.“

Regisseur Zwigoff macht Willie hier zu einem Nachkommen des grantigen Geizhalses Ebenezer Scrooge aus Dickens „Weihnachtsgeschichte“. Er nennt den Jungen „Wackelpudding“ und plündert seinen Adventskalender. Billy Bob Thorntons verkaterte Lakonik und Griesgrämigkeit steht dabei in gelungenem Kontrast zur kindlichen Einfalt des Jungen. Um nicht in die Hände der Polizei zu fallen, quartiert der falsche Weihnachtsmann nämlich sich und bald auch Sue, seine jüdische Kneipen-Bekanntschaft mit Santa-Claus-Fetisch (Lauren Graham), bei dem vorübergehend verwaisten Buben und seiner senilen Oma ein. Wie zu erwarten, kommt Willie dort die Erleuchtung. Er mag ein schlechter Weihnachtsmann sein, aber ein böser Kerl ist er eben doch nicht.

Im Utopolis


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