CLINT EASTWOOD: Cowboy goes Rocky

Mit links schlägt der Altmeister Clint Eastwood die Konkurrenz k.o. und landet mit „Million Dollar Baby“ zum wiederholten Mal einen Volltreffer.

Es war die große Überraschung der diesjährigen Oscar-Verleihung. Clint Eastwood konnte mit „Million Dollar Baby“ fast alle wichtigen Preise mit nach Hause nehmen und setzte sich somit gegen die aufwändigen Biopics à la „The Aviator“ durch. Bester Film, Beste Regiearbeit, Beste Darstellerin und Bester Nebendarsteller sind die vier Kategorien, in denen das Drama die goldene Statuette absahnen konnte.

Der Schauspieler Eastwood hat sich als Regisseur noch einmal neu erfunden. Auf der Leinwand war er seit jeher vor allem die Paradebesetzung für schweigsame Einzelgänger: vom schroffen Revolverhelden in den kultigen Spaghetti-Western, über den draufgängerischen, Sprüche klopfenden Polizisten Harry Callahan bis zum alternden Marine-Ausbilder, Vietnam-Veteranen und Bier schlürfenden Trucker. Doch der mittlerweile 74-Jährige hat längst unter Beweis gestellt, dass er doch noch mehr drauf hat. Sein Regiedebüt gab er 1971 mit dem nicht allzu gelungenen „Play Misty for Me“, darauf folgte der sehr gelungene „Bird“, aber es dauerte über zwei Jahrzehnte bis Eastwood mit „Unforgiven“ hinter der Kamera erstmals wirklich für Aufsehen sorgen konnte.

Ein Herz für Eigenbrötler hat er nach wie vor. In „Million Dollar Baby“ treffen gleich zwei aufeinander: der desillusionierte, Yeats-lesende Boxtrainer Frankie Dunn und die zielstrebige, willensstarke Maggie Fitzgerald. Seit der Trennung von seiner Tochter, die er nie wirklich verkraftet hat, igelt sich der verbitterte Frankie ein. Als eines Tages die Kellnerin Maggie in seiner Boxhalle auftaucht und ihn auffordert, sie zu trainieren, reagiert Frankie zunächst ablehnend: „Girlie tough ain’t enough“. Sein Kumpel Scrap-Iron (Morgan Freeman) bringt ihn jedoch dazu seine Meinung zu ändern. Nach ungefähr einem Jahr intensiven Trainings hat es Frankie tatsächlich geschafft, Maggie auf Weltklasse-Niveau zu hieven. Doch dann schlägt das Schicksal brutal zu …

Näheres über das Ende des Films soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Der Verleih rief die Presse dazu auf das Finale nicht zu verraten – aus gutem Grund, denn die Wende, welche die Geschichte in der zweiten Hälfte nimmt, ist das Ass in Eastwoods Ärmel. Bis dahin ist der Streifen nämlich im Grunde recht konventionell geraten. Zu Anfang stellt man sich durchaus die Frage, was denn eigentlich an dieser Success-Story so toll sein soll. Erst nach und nach wird klar, um was es hier tatsächlich geht.

Obwohl sich Eastwood mit seiner Rolle als Frankie nicht wirklich weit aus dem Fenster lehnt, bewegen sich die SchauspielerInnen doch alle durchgehend auf höchstem Niveau und cachieren somit auch einige Schwächen des Drehbuchs. Den Darstellern, allen voran Morgan Freeman, der sozusagen Frankies Gewissen verkörpert, und der soliden Regiearbeit ist zu verdanken, dass man eine Beziehung zu den Figuren aufbaut und dem Film auch einige schwer pathetische Momente nachsieht.

Die Boxszenen erheben nicht den Anspruch, realistisch zu sein und „Million Dollar Baby“ ist sicherlich kein Box-Drama: Boxen und im weitesten Sinne auch die Figur der Maggie stehen für den American Dream, den Eastwood in dem Film raffiniert in Frage stellt.

Im Utopolis


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