AUSSTELLUNG: Das Davor und das Danach

„In der Stadt im Park. Der Mond scheint. Eine Kugel scheint mir den Weg zum Himmel!“, so stellt sich der zwölfjährige Gregory, das Sterben vor.

Er ist eines der vielen Kinder, die sich mit dem Thema Tod im Rahmen von zwei interaktiven Ausstellungskonzepten, die zur Zeit in der Rotonde 2 zu sehen sind, auseinandergesetzt hat. „Erzähl mir was vom Tod“ und „Déi lescht Rees“ wurden beide vom „Centre d’Animation Pédagogique et de Loisirs“ (Capel) organisiert.

Anlass für die Thematik war auch, dass sich in unserer westlichen Gesellschaft die Einstellung zum Tod gewandelt hat: Trotz Omnipräsenz in den Medien und Kinofilmen, ist der Tod zum Tabu geworden; Jugendlichkeit und Erfolg sind die bestimmenden Wertvorstellungen – Verletzbarkeit, Tod und Trauer werden verdrängt. Eine falsch gemeinte Fürsorge will Kinder vor diesen leidvollen Erfahrungen schützen. Doch Kinder stellen Fragen und die Unsicherheit der Erwachsenen, kann Ängste erzeugen. Demgegenüber wollten die Ausstellungskonzepte zu einer behutsamen und verspielten Auseinandersetzung mit dem Thema Krankheit, Tod und Trauer einladen. Vorgestellt werden Märchen, Mythen und Spiele, die den Menschen zu allen Zeiten und im Alltag halfen, das Leben und den Tod zu erklären. Dabei sind die Kinder nicht nur passive Zuschauer, sondern werden durch kreative Aufgabenstellungen und Rätsel dazu ermuntert, sich aktiv mit dem Thema zu beschäftigen. Zudem wird die Ausstellung von etlichen kreativen Workshops, Theater- und Musikaufführungen sowie Vorlesungen umrahmt.

Die Idee zur Thematik basierte auf der schon seit Herbst 2002 vom Kindermuseum FEZ-Berlin entwickelten Ausstellung „Erzähl mir was vom Tod“, die auch in der Rotonde den Schwerpunkt bildet: Am Anfang der Reise ins Jenseits, durch dreizehn verschiedene Raumboxen, in denen menschliche Ängste, Wünsche und Hoffnungen thematisiert werden, erhält jeder Besucher einen Reisepass mit Einreisevisum. Im ersten Raum, dem so genannten Uhrenraum sind eine Riesen-Sanduhr, Uhren und Wecker zu sehen: Das Ticken der Uhren soll auf den Fluss des Lebens verweisen. Ein weiterer Raum mit geöffneten Mülltonnen und Videoinstallationen von blühenden und verwelkenden Blumen deutet auf den Kreislauf vom Werden und Vergehen des Lebens hin. Weitere Boxen zeigen, wie der Wunsch den Tod zu überlisten immer wieder in Märchen oder Spielen thematisiert wurde. Auch vermitteln die Boxen an Hand von authentischen Objekten und Beerdigungsutensilien einen Einblick in andere Kulturen und vergangene Epochen. Am Ende der Ausstellung thront ein Altar: Das farbenprächtige mexikanische Totenfest „Ofrenda“ mit seinen Kerzen, Blumen, Süßigkeiten und Totenköpfen aus Zuckerguss zeigt den heiteren Umgang der Mexikaner mit dem Tod.
Der zweite Ausstellungsteil „Déi lescht Rees“ ist Ergebnis der kreativen Beschäftigung der Heranwachsenden aus verschiedenen Foyers und Schulen in Luxemburg mit dem Thema Tod. So haben die Kinder des Foyer Pfaffenthal vier Fotosäulen entwickelt, auf denen sie Parallelen zwischen Mensch, Tier und Objekt von der Entstehung bis zum Vergehen aufzeigen. Die Kinder des Foyer Rollingergrund haben zum Lied „Nur zu Besuch“ der deutschen Punk-Band Die Toten Hosen diverse Videoclips gedreht und unterschiedliche Trauerrituale, etwa das Kapverdische, nachgespielt. Dagegen haben die Merler Kinder eine Paradiesbox gebaut: Jedes Kind hat mit Knetmasse seine eigene Vorstellung des Paradieses entworfen.

Auch wenn die Ausstellung sich vor allem an Kinder ab acht Jahren wendet, können auch Erwachsene Etliches lernen. Die kreative Konzeption der Ausstellung bietet Gelegenheit um miteinander in Dialog zu treten zu einem Thema, das allzu wenig zur Sprache kommt.

In der Rotonde 2 noch bis zum 11. November


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