KLIMAWANDEL: Reiseziele

Die Herausforderungen der globalisierten Welt verlangen mutige Denkansätze.
Der Klimawandel kann nicht von Luxemburg allein verhindert werden. Verzichten lernen sollen zuerst die anderen.

„Dürfen wir noch fliegen?“, fragte am vergangenen Mittwoch Andreas Holpert im Wort-Leitartikel. Und rang sich, nach einigen Ausführungen darüber, welche Klimaschutzmaßnahmen sinnvoll sind und welche unsinnig, zu einer klaren Aussage durch: „Wer in einer globalisierten Welt globales Denken fordert, muss auch globales Reisen ermöglichen. Das Rad der Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen. Ein schlechtes Gewissen braucht also niemand zu haben, wenn er in ein Flugzeug steigt.“

Die globalisierte Welt ist den meisten LuxemburgerInnen in der Tat wichtig. Blumen aus Kolumbien, Orangen aus Südafrika, Lychees aus China, das gehört zu ihrem alltäglichen Komfort. Weltoffenheit demonstrieren sie, indem sie ihr hart verdientes Geld mehrmals jährlich in fernen Ländern ausgeben – weshalb Flugreisen trotz ihres CO2-Ausstoßes unabdingbar sind. Die globalisierte Welt ist eine Welt, die den LuxemburgerInnen zur Verfügung steht.

Weil aber der Klimawandel nicht vor Landesgrenzen haltmacht, wird auch globalisiertes Denken immer wichtiger. Ob eine Tonne CO2 von einem Luxemburger oder hundert Äthiopiern erzeugt wird, sie trägt gleich viel zum Treibhauseffekt bei. Glück im Unglück ist es, dass die bevölkerungsstarken Länder im Süden einen niedrigen Pro-Kopf-Ausstoß haben. Das muss auch so bleiben, denn wenn in den kommenden Jahrzehnten Hunderte Millionen von ChinesInnen und InderInnen sich im Privatauto fortbewegen, wird der CO2-Ausstoß sich nicht stabilisieren lassen. In Wohlstandsländern wie Luxemburg ist es schließlich unzumutbar und politisch nicht durchsetzbar, den Individualverkehr drastisch zu reduzieren. Die Herausforderung besteht also darin, die Entwicklungs- und Schwellenländer dazu zu bringen, auf einen Lebensstil wie unseren von vornherein zu verzichten.

Ganz verhindern lässt sich der Temperaturanstieg aber nicht, das haben die Forscher des „International Panel on Climate Change“ in ihrem jüngsten Bericht angekündigt. Vor allem die Menschen in den Entwicklungsländern werden hart unter den Folgen zu leiden haben. Man mag nicht daran denken: Neue Krankheiten, Bürgerkriege und Migrationsbewegungen werden die Folge sein, insbesondere in Afrika. Ein Grund mehr, diesen faszinierenden Kontinent zu besichtigen, solange es noch möglich ist.

Und solange es dort noch etwas zu sehen gibt. Denn laut IPCC-Bericht sind bis zu 30 Prozent der Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Durch die schnelle Erwärmung wird es einem Teil der Lebewesen nicht gelingen, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen. Andere werden neue Lebensräume näher an den Polen finden, und durch eingewanderte Arten ersetzt – die Kohlmeise durch den Kolibri und der Schmetterling durch die Heuschrecke … kein Grund zur Panik also.

Ob auch die Spezies Mensch zu den bedrohten Arten gehört, darüber schweigt sich der Bericht aus. Und wenn schon! Die Ratte, der Molch oder gar der Delfin wird seinen Platz einnehmen und die Erde beherrschen. Auch wenn das Rad der Erdgeschichte die Menschheit zermalmt, es wird sich weiterdrehen. Man kann also mit gutem Gewissen in die Ferne reisen. Ferner als je zuvor sogar. In der noch nicht eröffneten Ausstellung „All we need“ auf Belval steht ein Modell jener Rakete, mit der die Menschheit vom ruinierten Planeten Erde zum Mond flüchten kann.


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