GRUPPENAUSSTELLUNG: Die Nase vorn

Wie schon im letzten Jahr hat auch heuer der Cercle Artistique de Luxembourg ins Carré Rotondes geladen um auf die „jungen“ Künstler aus Luxemburg und der Großregion aufmerksam zu machen. Der Andrang zur Vernissage am letzten Freitag war dementsprechend groß, so dass man wie so oft bei solchen Veranstaltungen kaum Gelegenheit hatte die ausgestellten Arbeiten wirklich zu genießen.

In den zwei offenen Loft-ähnlichen Räumen der ehemaligen Ateliers Paul Wurth werden auf zwei Etagen Werke von 50 Künstlern präsentiert, die es durch die Vorentscheidung der Jury geschafft haben. Jeder Künstler ist mit maximal drei Werken vertreten und trotz der Verschiedenheit der Arbeiten ergibt sich so ein abwechslungsreiches, aber harmonisches Ganzes.

Wichtig war der Jury vor allem die Qualität der Arbeiten. Daraus ergibt sich ein breites Spektrum in dem sich die ausgestellten Kunstwerke bewegen, und so finden sich neben Grafiken, Gemälden und Fotografien auch Skulpturen und Installationen. Ebenso variieren die verwendeten Stile, die Anklänge an die verschiedensten Kunstepochen verlauten lassen, aber eher zitierend interpretieren als schlicht kopieren und dabei aber auch neue Entwicklungen aufzeigen.

So wird in Joachim Van der Vlugts „Résilence“, das auf den ersten Blick wirkt wie ein Ausschnitt aus einem Gemälde Caspar David Friedrichs, die romantische Aussicht in die Ferne bei näherer Betrachtung zum Ausdruck der Hoffnungslosigkeit. Eine ähnlich melancholische Sehnsucht zeigt sich auch in den Gemälden von Leen Van Bogaert, besonders in „Orane“, der unscharfen Darstellung eines jungen Mädchens.

Es geht aber auch fröhlicher, wie die Gemälde von Lydia Oermann beweisen, in denen sie mit kindlich wirkenden Zeichnungen und Farbaufträgen bessere Zeiten herauf beschwört.Oder aggressiver. So zu sehen in Dani Neumans Bilderserie „Lila Men`s World“ oder in den Farbexplosionen der Isländerin Katrin Fridriks, die den Zuschauer sogar in schwarz und weiß bannen kann.

Die Schnittmenge daraus bildet Emmanuel Fey mit seinem „Super Hero“, der mit gewaltigem, kindlichem Zorn die „Bad Clouds“ vertreiben will. Zeigen seine Bilder schon die Bildsprache der Comics, geht Rafael Springer noch einen Schritt weiter. Er hat sich der „Kake Comics“ des Finnen Touko „Tom of Finland“ Laaksonen, einem der einflussreichsten Zeichner homosexueller Pornografie, angenommen, diese in schmalen Streifen neu arrangiert und lädt den Betrachter so zum Voyeurismus ein.

Mit viel ironischem Witz hat sich auch Trixi Weis eine gelungene sexuelle Provokation einfallen lassen. Ihre Spieluhren hinter Karton sind wirklich sehenswert. Daneben hat sich auch das Künstlerduo ToiToi nicht lumpen lassen und übt, nach ihrem Auftritt im letzten Jahr mit einer Skulptur aus Buttercreme und Biskuit, leise Kritik am Kunstmarkt. Ihr „Titel ouni Aarbecht“, ausgestellt im Erdgeschoss, ist leicht zu übersehen, aber immerhin schon – soviel sei hier verraten – für 2.000,- Euro zu haben.

Im wahrsten Sinne des Wortes den Vogel abgeschossen hat allerdings
Letizia Romanini. Mit ihrer „Installation vor Ort“ in wechselnden Dimensionen „Mat der Nues beilaafen“ hat die Luxemburgerin die Jury überzeugen können und den ersten Preis eingeheimst. Dazu hat sie unzählige Papierflieger, deren Spitzen sie in Tinte getaucht hat, gegen die Wand fliegen und, wie tote Vögel vor dem Fenster, auf dem Boden liegen lassen. Was hier – schon wegen der vermeintlichen Einfachheit – scheinbar etwas herablassend beschrieben ist, ist in Wirklichkeit eine geniale Idee, die viel Raum für Interpretationen lässt, etwa über die Reproduzierbarkeit und Vergänglichkeit von Kunst oder die Bedeutung von Kopie und Original. Nur die Künstlerin selbst schien von ihrer Arbeit nicht ganz so überzeugt zu sein. Als der Präsident des CAL Jean Petit gemeinsam mit Octavie Modert zur Preisverleihung bat, war sie zunächst nicht zu finden. Sie war auf dem Weg durch die Galerie, um sich die Werke ihrer Kollegen anzusehen ?

Die Ausstellung ist noch bis zum
6. Dezember geöffnet.


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