KPL: Beton

Vor 20 Jahren fiel die Mauer- kurz darauf wanderte der „real existierende Sozialismus“ auf die Mülldeponie der Geschichte. Die Woxx begibt sich auf die Suche nach den Verlierern des „kurzen“ 20. Jahrhunderts. Eine Reise durch die ideologische Antike und durch toten Jargon.

Auf Beton gebissen:
so unschön
kann Sozialismus sein.

Am Donnerstag, dem 9. November 1989, wurde im hauptstädtischen Theater „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms aufgeführt. Das Mitglied des Zentralkomitees der KPL, Serge Urbany, war aber an jenem Abend zu Hause geblieben. Er verfolgte den Mauerfall in der Direktübertragung des westdeutschen Fernsehens. „Gefühlsmäßig war ich auf der Seite derer, die rüberkamen“, meint Serge Urbany heute, 20 Jahre später. Die Signale aus dem Osten aber hatte er falsch gedeutet: „Wir glaubten damals ernsthaft, dass da etwas geschieht, was vielleicht der DDR eine neue Chance geben könnte. Ich dachte: jetzt wird der Sozialismus besser und demokratischer“.

Eisenstein in Differdingen

Serge Urbany war bereits als Sechzehnjähriger Mitglied der Partei geworden. 41 Jahre später treffen wir ihn und André Hoffmann im Bonneweger Casino Syndical. Zwischen Sentimentalität und Selbstironie schwankend erzählt Urbany: „Ich war mit 16 für einen Monat auf die Differdinger Schmelz arbeiten. Links und rechts ein halbes Dutzend Hochöfen, alle in Betrieb. Das war Eisenstein, eine revolutionäre Romantik! Ich sah überall rote Fahnen, überall Genossen, Kämpfer.“

Doch diese polit-romantische Verblendung warf ihren Schatten : „Die Partei war teilweise anti-intellektuell“, meint Serge Urbany heute. „Ouvrierismus hat eine große Rolle gespielt. Die Intellektuellen mussten sich in der Partei behaupten. So wie bei Änder Hoffmann zum Beispiel: man hielt ihn bewusst immer ein bisschen isoliert. Da blieb immer ein Rest von Verdacht. Das habe ich persönlich von der anderen Seite aus mitgekriegt, ganz klar“. Serge Urbany übt sich in Autokritik: „In meiner frühen Jugend war ich übermäßig stalinistisch“, beginnt er. Und erklärt: „Ich meine echter Stalinismus: total auf die Arbeiterklasse fokussiert, bei allem anderen musstest du aufpassen, das war dann schon kleinbürgerlich. Selbst dachtest du dann auch, du wärst ein Arbeiter, obschon du gar keiner warst!?

Tabus und demokratischer Zentralismus

Doch was war die KPL für eine Partei? Dem Betrachter fällt gleich auf: Neben Nordkoreas Partei der Arbeit war sie wohl die einzige kommunistische Partei, in der der Vorsitz nach quasi dynastischem Prinzip auf den Sohn überging: 1974, übernahm René Urbany den Parteivorsitz von seinem Vater Dominique. Das fand man bei den ausländischen Genossen denn doch ein wenig verwunderlich. Serge Urbany, Cousin von René, erinnert sich: „Darauf wurde man natürlich manchmal im Ausland ironisch angesprochen.“

Die luxemburgische KP war auch ziemlich die einzige in Europa, die keine offene Kritiken zuliess – auch nicht intern: „Bestimmte Themen waren einfach tabu: das Verhältnis zu den sogenannten sozialistischen Ländern, die Funktionsweise der Partei selbst sowie die Entwicklung anderer kommunistischer Parteien in Richtung Eurokommunismus“, erinnert sich André Hoffmann an seine Zeit in der KPL.

Doch so etwas hört der KPL-Präsident Ali Ruckert gar nicht gerne. „Das stimmt überhaupt nicht! Über Eurokommunismus wurde sehr wohl diskutiert“, versichert er gegenüber der Woxx. „Doch die große Mehrheit der Parteileute wollte nicht mit auf diesen Weg. Das war eine kollektive Entscheidung, und die wurde auch so umgesetzt. Da kann man vorher lange und kontrovers diskutieren, aber wenn eine Entscheidung getroffen wird, dann wird die auch kollektiv umgesetzt. Das nennt man demokratischer Zentralismus.“ Hierauf angesprochen, muß Serge Urbany lachen: „Eine Diskussion zum Eurokommunismus war schlicht undenkbar“.

Für europäische Verhältnisse war die Luxemburger KP außerordentlich moskautreu. Dan Kersch, früherer Jungkommunist, erklärte diesen Mechanismus Ende Januar 1990 in einem Interview mit Radio-RadAu: „Wir haben eingetrichtert bekommen, dass es nicht an uns sei, die sozialistischen Länder zu kritisieren, denn das machten das ‚tageblatt‘ und das ‚Wort‘. Unsere Rolle sei es, auf die gesellschaftlichen Verhältnisse hinzuweisen. Dadurch haben wir unseren ‚Genossen‘ im Osten, wenn ich das Wort einmal etwas sarkastisch gebrauchen darf, einen schlechten Dienst erwiesen. Wir sind dort hingefahren und haben Sachen gesehen, die uns nicht gefallen haben, aber wir haben die Genossen nicht darauf angesprochen, weil wir sie ja nicht kritisieren, sondern moralisch unterstützen sollten“.

„Im Osten schien die Sonne heller“

Wie Robert Mertzig, damaliger Cheftheoretiker der Luxemburger Sektion der 4. Internationale, im Januar 1990 schrieb: „Die Berufung auf den vermeintlich existierenden Sozialismus kittet die Partei, gibt ihr eine ideologisch-programmatische Rechtfertigung, bietet den Mitgliedern eine Art messianische Hoffnungsreferenz über die Schwierigkeiten des luxemburgischen Parteialltags hinweg, und, last but not least, liefert materielle Absicherungen“. Dan Kersch pflichtet dem bei; für die „verdienstvollen alten Genossen“ sei der real existierende Sozialismus die Verwirklichung ihres Ideals gewesen. Zwar war er nicht perfekt aber im Vergleich mit dem Kapitalismus in dem sie lebten, war er etwas Besseres : „Für sie schien im Osten die Sonne heller und die Bäume waren grüner“.

Im luxemburgischen Kontext jedoch war die KPL stets auf ein sehr „realpolitisches“ Auftreten bedacht. Auf „trotzkistisch“: „eine neoreformistische, parlamentaristische, gute-Gewerkschaftsarbeit im-nichtklassenkämpferischen-Alltag-leistende“ Partei.

Frank Jost, früherer Trotzkist, der Anfangs der 80er Jahre Programmhefte und Zeitschriften („in superkleinem Format auf Bibelpapier“) für die tschechoslowakische „Charta 77“-Bewegung über die „Systemgrenze“ schmuggelte, erinnert sich: „Die KPL war unheimlich dogmatisch und gänzlich verschlossen. Da kam keine Kritik, zumindest drang sie nicht nach außen.“ Auch in kulturellen Fragen sei die KPL konservativ gewesen, mit Ausnahme höchstens der Frauenbewegung.

Die KPL „in ihren besten Jahren“

Serge Urbany sieht die Sache ein bisschen anders. Für ihn ist déi Lénk gar nicht so weit von dem entfernt, was die KPL „in ihren besten Jahren“ einmal war oder sein wollte, wenigstens was die „sozialen Fragestellungen“ angeht: „Die KPL war die Partei der sozialen Stimme, sie brachte die Leute in sozialen und wirtschaftlichen Fragen zusammen. In ihrer alltäglichen Politik war die KPL gar nicht so stalinistisch, sonst hätte sie auch niemals Einfluss ausüben können.“ In Luxemburg war die KPL stets bemüht, aus ihrem Kalten-Krieg-Ghetto herauszukommen. Serge Urbany meint hierzu: „Wenn es um Innenpolitik ging, war das Führungspersonal immer ganz pragmatisch orientiert. Sogar in Richtungen, die kritisierbar sind. Die KPL war zum Beispiel immer ein bisschen nationalistisch, auch aufgrund der Geschichte der Resistenz“.

Bei dem Vergleich déi Lénk – KPL runzelt André Hoffmann die Stirn. Der frühere Eurokommunist hatte bereits Ende der 60er wenig Sympathie für die stalinistischen Verhältnisse innerhalb der KPL – zumindest sagt er das heute. Breitwillig erklärt er: „Ja, die KPL war eine autoritär geführte Partei. Und als ich Mitglied wurde, war ich mir dessen auch bewusst. Ich hatte mit der ASSOS gegen den Einmarsch in Prag demonstriert und hatte keine Illusionen, was den Stalinismus oder den Poststalinismus angeht. Die Frage ist dann: warum bin ich überhaupt dieser Partei beigetreten?“, fragt sich Hoffmann und wechselt ins unverbindlichere „Du“: „Du bist eingetreten, weil du der Überzeugung warst, dass die KP in sozialen Fragen und zum Vietnamkrieg eine kohärente Position hatte. Dabei geblieben bin ich, weil ich dachte, die Reformen könnten nicht ausbleiben, sowohl was den Sozialismus im Osten anging, als auch innerhalb der luxemburgischen KP. Das hat sich dann aber in beiden Fällen als Illusion erwiesen“.

Beim Gespräch mit Ali Ruckert wird die damalige identitäre Verkrustung der KPL wieder ganz greifbar. Wie er denn die damalige Gesellschaftsform in den Oststaaten aus heutiger Sicht charakterisieren würde, fragen wir ihn. Als Stalinismus oder auch Post-Stalinismus? „In diesen Wörtern rede ich nicht!“, fertigt uns Ruckert barsch ab. Das seien Kategorien, die seien von „den Bürgerlichen hier im Westen“ erfunden worden. „Ideologischer und antikommunistischer Sprachgebrauch“ sei so etwas. Immerhin: dieser „sozialistische Entwicklungsweg“ habe Defizite gehabt, nicht nur ökonomische auch politische, räumt der frühere Moskaukorrespondent ein. Ob ihn denn in seinen drei Moskauer Jahren zwischen 1978 und 1980 nicht schon damals etwas zur Kritik gedrängt habe, wollen wir da wissen. „Da hat man schon mitgekriegt, dass die Sowjetunion sich die ganze Diskussion mit den Dissidenten hat aufdrücken lassen. Und dass das immer als Keule benutzt werden konnte. Dabei waren die Dissidenten an sich eine Minorität.“

Liest man heute die Zeitung vum Letzebuerger Vollek aus den Novembertagen 89, so sieht man deutlich, dass die KP von den Ereignissen überrollt wurde. Die Berliner Mauer fiel ihr geradewegs auf den Schädel. Die KP-Zeitung hatte diesem Trauma anfangs bloß Sprachverweigerung und Abwehrmechanismen entgegenzusetzen. René Urbany meinte im Dezember 89: „Wir konnten uns doch nicht von einem Tag zum anderen blindlings auf Agenturmeldungen aus dem Westen verlassen“.

Wende und Weltende

François Hoffmann, damaliger Chefredakteur der Zeitung, versuchte es anfangs noch mit Sarkasmus: „Es darf, jetzt sogar mit moralischer Berechtigung, weiterhin ausgebeutet und riesige Profite in die eigene Tasche gesteckt werden“, schrieb er am 10. Der Feierkrop (damals noch in der Freitagsausgabe der Zeitung zu lesen) reaktivierte die alten „anti-préiseschen“ Reflexe: „Wir wundern uns überhaupt über die großdeutsche Begeisterung mit der Du [gemeint ist Alvin Soldt] auf dem preußischen Fernseher die Ereignisse in der gottlob noch geteilten Stadt Berlin verfolgst“ und warnte vor einer „Wiedervereinigung aller Teutonen“.

Eine Woche später versuchte sich die Zeitung in forciertem Optimismus. Das klang dann so: „In diesen Tagen geschieht in der Welt etwas Phantastisches (…) Ganze Völker proben den sozialistischen Aufstand, sie verlangen einen besseren Sozialismus“. Und vier Tage zuvor: „Wiedervereinigung ist in der DDR kein Thema“. Mit dieser Einschätzung stand die KPL nicht allein: Eine Mitte Januar verfasste achtzehnseitige Analyse des Trotzkisten Robert Mertzig endete mit dem Spruch: „Alles beginnt und alles ist möglich“. Doch da war der Paradigmenwechsel schon vollzogen. Seit Dezember 1989 nämlich hieß es nicht mehr: „Wir sind das Volk“, sondern: „Wir sind ein Volk“.

Für Historiker ist die Lektüre der Zeitung vum Letzebuerger Vollek nur bedingt aufschlussreich. Denn interne Auseinandersetzungen wurden, nach KP-Gesetz, intern geführt – der Klassenfeind hört mit. Und doch war, was da teilweise in den Spalten der Zeitung abgedruckt wurde, nichts weniger als eine kleine kulturelle Revolution. Diese „gewaltige sprachliche Wende“ nahm selbst Robert Mertzig wahr. Am 14. November wagte sogar Ali Ruckert eine, wenngleich recht prüde, Stalinismuskritik im KP-Blatt: „Es hat sich ein allzu unkritisches Verhältnis zu negativen Erscheinungen in den sozialistischen Ländern entwickelt, was darin zum Ausdruck kam, dass dort geschwiegen wurde, wo eigentlich im Interesse der kommunistischen Sache Kritik angebracht gewesen wäre“. Und schließlich, Ende Dezember, hatte sich sogar der KP Chef René Urbany zu dem Eingeständnis durchgerungen, dass sich „der Führungsanspruch der Arbeiterklasse über eine einzige Partei in der Praxis als ungeeignet erwiesen hat“.

Im Rückblick meint Henri Wehenkel: „Eigentlich war die KPL nach dem Mauerfall total gelähmt“. „Das hatte auch damit zu tun, fügt Urbanys Cousin Serge hinzu, dass René Urbany, ?unser` Leader“ damals bereits krank war, todkrank.“ Er starb am 10. Oktober 1990, 11 Monate nach dem Mauerfall, und mit ihm ging eine ganze Epoche dahin. Auf einmal, so erinnert sich Serge Urbany, „waren die verschiedenen Kräfte auf sich alleine gestellt, ohne dass sich eine klare Linie herausschälte“.

Mauerblümchen

Für einen kurzen Moment schien es, als fände die KPL die Kraft zur Erneuerung. Denn innerhalb der Partei war die Diskussion 1989 „bereits reif“, wie sich Urbany heute erinnert. Der Reflexionsprozess nahm sich anfangs sogar recht positiv aus; „es gab in der Partei eine Mehrheit für fundamentale Änderungen.“ Diese Einschätzung kann André Hoffmann nicht ganz teilen: „Es gab 1989 eine Erneuerungsströmung innerhalb der Partei, die sich aber lange Zeit nicht in der Diskussion ausdrücken konnte, weil gewisse Themen einfach tabu waren. Ende der 80er hat diese Diskussion aber dann angefangen. Notgedrungen und extrem beschleunigt. Durch Gorbatschows Reformpolitik und den Mauerfall konnte die Erneuerungsströmung sich kurzzeitig gegen den konservativen Flügel durchsetzen“. Denn der stand unter Schock.

Von „Erneuerungsströmung“ und konservativer Strömung“ will Ali Ruckert nichts wissen: „Es gab 1989 eine kommunistische Strömung und daneben Leute, die Revisionisten waren. So nenne ich das. Mit Kommunismus wollten die nichts mehr zu tun haben. Die wollten alles auf den Kopf stellen. Die kommunistische Strömung hingegen war überzeugt, dass mit dem Scheitern – nein, mit der Niederlage – des Sozialismus weder die sozialistische Idee noch der Kommunismus und auch nicht die KPL gestorben waren. Und dass es damals notwendig war, an den Ideen von Marx, Engels und Lenin festzuhalten und in ihrer Richtung weiterzugehen … Auch wenn dies kompliziert war.“

Offensive der Rebellen

Es war kompliziert, und die „Revisionisten“ setzten sich durch. Wenigstens vorübergehend. Wie es in einem parteiinternen Appell von Ende 1990 zu lesen stand, hatte die Erneuerung zum Ziel „die Entwicklung zu einer modernen linken Partei im Eiltempo nachzuvollziehen“. Auf dem Bettemburger Reformkongress im November 1990 wurden das ZK erneuert – die meisten Stimmen erhielten André Hoffmann und Jacques Drescher – und neue demokratischere Statuten angenommen.

Die Einführung zu den Statuten hatte André Hoffmann geschrieben. Unter dem Kapitel „Widersprüche der kommunistischen Bewegung“ kam es zu einer grundlegenden Auseinandersetzung mit den „schwerwiegenden Fehlentwicklungen, die in den Verbrechen der Stalinzeit ihren Höhepunkt, aber nicht ihren Abschluss fanden“. Von „Verselbständigung eines bürokratischen, autoritären Verwaltungsapparates“, von „Dogmatisierung des Marxismus-Leninismus“ war auf einmal die Rede. Auch die Luxemburger KP wurde kritisiert und die „rigiden Strukturen“ und die „dogmatische Denkweise“, die sich in ihr entwickelt hatten, wurden thematisiert. Die sollten sich wandeln, das wollten zumindest die Erneuerer.

In seiner Präambel zu den Statuten versuchte André Hoffmann noch den Spagat: ein „dialektisches Verhältnis“ sollte fortan bestehen zwischen „kontroversem Meinungsaustausch“ und „mehrheitlicher Beschlussfassung“, zwischen „Achtung und Förderung der individuellen Person“ und „innerparteilicher Solidarität“. Weiter wurde eine „neue Bündnispolitik“ gefordert, die „im Geist der Toleranz“ auch andere gewerkschaftliche und politische Organisationen umfassen sollte. Das Fazit dieser Erneuerung: „Die KPL gehört ihren Mitgliedern, nicht umgekehrt“. Doch die Erneuerung erfolgte sehr spät und war notgedrungen hastig und oberflächlich.

Die alte Garde schlägt zurück

Am Dienstag, dem 21. Dezember 1993, titelte die Zeitung zum 27. Kongress der KPL in bestem „Newspeak“: „Erneuerung irreversibel.“ Darunter stand zu lesen: „Der mit Spannung erwartete Kongress der KPL ist am vergangenen Sonntag mit einer eklatanten Bestätigung des vor drei Jahren begonnenen Erneuerungsprozesses zu Ende gegangen.“ Geschehen war aber eigentlich das Gegenteil. Die exponiertesten Erneuerer wurden aus den Führungsgremien der Partei geworfen. Selbst der damalige Abgeordnete der KPL, André Hoffmann, schaffte es nicht mehr ins ZK. Er hatte 37 von 104 Delegiertenstimmen erhalten. Auch Serge Urbany (30 Stimmen) und Guy Foetz (29 Stimmen) wurden nicht wiedergewählt, Ein de facto Ausschluss.

Was war geschehen? Rückblickend meint André Hoffmann: „Wir hatten uns geirrt. In Wirklichkeit war die Bereitschaft für Veränderung gar nicht vorhanden. Da haben biographische Elemente eine Rolle gespielt: verschiedene Leute meinten, sie hätten ihr Leben für den Kommunismus geopfert. Auf einmal bricht das Ganze auseinander, und man bringt es nicht mehr fertig, sich damit kritisch auseinanderzusetzen. Und dann verhärten sich die Fronten.“ Hinzu kam die Frage nach der Kontrolle der COPE-Druckerei und der Zeitung; hier vermischten sich persönliche, politische und materielle Interessen. Die Erneuerer bissen auf Granit.

Der Chefredakteur der Zeitung und aktuelle Präsident der KPL, Ali Ruckert, erklärt sich die Rückkehr der alten Garde so: „Beim Bettemburger Kongress 1990 herrschte bei vielen Mitgliedern noch Sprachlosigkeit. Die wussten nicht, wie die ganze Situation nun einzuschätzen war. Die haben sich dann aber nach und nach wieder gefangen“. „Sie wollten ihre Identität als Kommunist nicht verlieren?“, fragen wir nach. „Voilà, ganz genau!“ antwortet Ruckert.

Auf-bruch

Zurück in den Novemberabend 2009; wir sitzen noch immer im Café des Bonneweger Casino Syndical. André Hoffmann und Serge Urbany haben zu Ende erzählt und sind müde. „So viel kriegt der gar nicht in seinen Artikel“, meint André Hoffmann. Die Moral der Geschichte fügt er dann gleich abschließend hinzu: „Betrachtet man die Sache langfristig, so muss man sagen, dass in Luxemburg eine neue politische Kraft entstanden ist. Bei déi Lénk finden sich Leute wieder, die vorher nie motiviert gewesen wären, sich der KP anzuschließen. Nicht nur Leute der 4. Internationale, auch Leute aus den Gewerkschaften. Déi Lénk besteht und besteht auch weiter.“ Serge Urbany nickt mit dem Kopf und sagt: „auch wenn es länger gedauert hat als wir damals dachten…“


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