GEFÄNGNIS: Suizid mit Nuancen

Die Todesursache von Kim Evrard war eindeutig Selbstmord, erfuhren am Mittwoch die Abgeordneten der Commission juridique. Ob er zu verhindern gewesen wäre, darüber gibt es jedoch weiter Streit.

Der große Showdown, den manche vielleicht erwartet hatten, blieb aus. Am Mittwoch früh hatte sich Gefängnisdirektor Vincent Theis vor der juristischen Kommission eingefunden, um wegen der jüngsten Todesfälle in Schrassig Rede und Antwort zu stehen. „Die bisherige Darstellung kann nach diesen Auskünften so nicht ganz stehen bleiben?, resümiert Félix Braz gegenüber der woxx die Unterredung. Das grüne Kommissionsmitglied spricht von „detaillierten Informationen aus dem privaten Bereich? des Suizidopfers, „die ich so nicht weitergeben möchte?. Die Sichtweise, Kim Evrard sei mit dem Wissen der Behörden „über Jahre sexuell missbraucht? worden, sei nicht zutreffend, die Realität sei „nuancierter?.

Gefängnisdirektor Theis hatte zuvor immer wieder versichert, er blicke der Anhörung ungeduldig entgegen, um die Dinge richtig stellen zu können. „Was unseren Beruf am schwersten macht, ist das dumme Geschwätz der Leute, die keine Ahnung haben, was hier passiert?, schimpfte er vor Kurzem in der Revue. „Die Antworten, die er gegeben hat, haben auf mich vernünftig und einleuchtend gewirkt?, bestätigte denn auch Braz, der Theis attestierte, dass er unter den gegenwärtigen Bedingungen „einen schwierigen Job? zu verrichten habe. Ein endgültiges Urteil zu fällen sei aber die Sache der Staatsanwaltschaft. Weniger versöhnlich äußerte sich Xavier Bettel (DP), der für die woxx nach der Sitzung nicht zu sprechen war, gegenüber dem „Quotidien?: Er insistiert auf der sträflichen Untätigkeit von Gefängnisdirektion und Staatsanwaltschaft angesichts der brieflichen Hilferufe Evrards.

Hart ins Gericht geht Félix Braz seinerseits mit Justizminister Frieden. Dieser habe anlässlich des Ausbruchs von Nuka Kujtim vor einigen Monaten ein Spektakel rund um die vermeintlich mangelnde Sicherheit des CPL inszeniert. Dabei sei auch ein – ursprünglich nicht vorgesehener – „sehr hoher Geldbetrag? in die sicherheitstechnische Aufrüstung von Schrassig geflossen. Habe der Minister damals für diese Maßnahmen viel Beifall erhalten, fänden sich unter den selben Claqueuren heute viele, die nun nach Sozialarbeit statt Stacheldraht riefen. Braz fühlt sich deshalb in dem bestätigt, was seine Fraktion schon immer gefordert habe: „Prioritär sollten die Investitionen im Strafvollzug in die Arbeit mit den Häftlingen fließen.?

Der grüne Abgeordnete wirft dem Justizminister zudem Versagen bezüglich des geplanten Untersuchungsgefängnisses vor. Die Frage nach der Platzierung des Neubaus könne nicht im Alleingang beantwortet werden, sondern sei Teil einer schwierigen Debatte. Um größere parteipolitische Konflikte zu vermeiden sei es unumgänglich, sich zunächst darüber zu einigen, nach welchen Kriterien dieses Grundstück gesucht werde. Entsprechende Gesprächsangebote habe Frieden zwar angenommen, aber nie verwirklicht. Laut Braz ist der geplante Bau für eine Entspannung in Schrassig zentral – Frieden sei jedoch seit Monaten untätig.
 


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