NACHHALTIGKEIT: Energie aus Verbrennung

Diese Woche wurde ein staatliches Abkommen zum Bau einer mit Biomasse betriebenen Mehrzweck-Anlage zur Elektrizitäts-, Wärme- und Pelletserzeugung unterzeichnet. Eine ökologische Alternative – aber nur, wenn der nachwachsende Rohstoff Holz gefördert wird.

„Die Kiowatt-Anlage – benannt nach dem Kyoto-Protokoll -, die Ende 2013 in Betrieb gehen soll, wird bis Ende 2020 etwa fünf Prozent zu der geplanten nationalen Gesamterzeugung von Strom-, Wärme- und Kälteenergie beitragen, die auf Basis von erneuerbaren Energiequellen im Land selbst erzeugt werden sollen“, heißt es in einem in dieser Woche herausgegebenen Pressekommuniqué des Ministeriums für Wirtschaft und Außenhandel. Zudem soll das Projekt nicht nur zur wirtschaftlichen Diversifikation beitragen, sondern auch die Emission von Treibhausgasen reduzieren und die Produktion erneuerbarer Energien in Luxemburg steigern. Geplant ist, dass „Kiowatt“ zu einer jährlichen Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes um rund 55.000 Tonnen beitragen soll – so die optimistische Einschätzung der Regierung.

Es sind ehrgeizige Pläne: Bei Kiowatt handelt es sich um eine Gesellschaft, die 2008 von „LuxEnergie“ (deren größter Anteilhaber Enovos ist) und „WoodEnergy“ (einer Tochterfirma der belgischen Groupe François, die bereits eine Wärmekraftkopplungsanlage in Virton betreibt) gegründet wurde. Ziel ist die Aktivitäten im Bereich der Energiegewinnung aus Biomasse zu intensivieren. Kiowatt soll zukünftig in einer sogenannten Kogenerationsanlage (Wärmekraftkopplungsanlage) auf der Basis von fester Biomasse nachhaltige Elektrizität, Wärme und Holzpellets erzeugen. Das Energieministerium steht unter Zugzwang, da es entsprechend der EU-Verpflichtung, den Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch bis 2020 auf 11 Prozent anheben muß. Die Regierung wird deshalb Unternehmen, die in Projekte zur Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen investieren, finanziell unterstützen. Der Vertrag über die Errichtung einer Kogenerationsanlage in Roost, die Jeannot Krecké, Minister für Wirtschaft und Außenhandel, und Marco Schank, beigeordneter Minister für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur in dieser Woche mit der Gesellschaft Kiowatt unterzeichneten, ist eine erste wichtige Maßnahme dieser Politik.

In der geplanten Anlage sollen jährlich aus etwa 32.000 Tonnen in Luxemburg anfallender Holzabfallsmasse, die bisher exportiert wurde, 2,6 MW Strom und 17 MW Wärme erzeugt werden. Bei voller Leistung der Anlage erwartet Kiowatt jährlich dann eine GW erneuerbaren Stroms und 93 GW erneuerbarer Wärme. Der produzierte Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist, die Wärme teils zur Kühlung des neuen Datenzentrums von LuxConnect auf Roost, teils zum Trocknen von etwa jährlich 63.000 Tonnen Frischholz verwendet. Das so vorbereitete Holz soll danach in einem weiteren Schritt zu jährlich 35.000 Tonnen Pellets verarbeitet werden.

Diese für einen rentablen Betrieb der Anlage benötigte Menge Frischholz ist jedoch von der Forstwirtschaft in Luxemburg, die in Privathand liegt oder unzureichend entwickelt ist, kaum aufzubringen und muss daher wahrscheinlich weiterhin zu einem guten Teil aus dem Ausland importiert werden. Solange dies jedoch so ist, und die Regierung es unterlässt, die Produktion des nachwachsenden Rohstoffes Holz zu fördern, kann bei dem Ganzen nur bedingt von Nachhaltigkeit gesprochen werden. Auch die weiterführende Idee der Regierung, eine solche Kogenerationsanlage als Basis für ein Nahwärmenetz zu nutzen, scheint wenig sinnvoll, wenn der Rohstoff Holz zum großen Teil importiert werden muß. Immerhin jedoch sind die Ardennen nicht weit.


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