CARGOLUX: Dunkle Wolken am Luftfracht-Himmel

Ungewisse Konjunkturaussichten und eine kartellrechtliche Untersuchung bereiten der Cargolux Sorgen.

Schwere Last, harte Landung. Gegen Cargo-lux wird in Sachen Kartellrecht ermittelt.

Der Findel zeigt in diesen Tagen zwei Gesichter. Ein fröhliches, das des Passagierverkehrs, für den am Freitag vom Großherzog persönlich das neue Terminal eingeweiht wird. Und ein trauriges, das des Frachtverkehrs – und einer Cargolux, die mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Sichtbarstes Zeichen hierfür war der Rücktritt von Pierre Gramegna als Vorsitzender des Verwaltungsrats. Er wurde durch Marc Hoffmann ersetzt, den das Tageblatt in diesem Zusammenhang sogleich als „Feuerwehrmann“ bezeichnete.

Doch wo brennt’s eigentlich? Auf der Bilanzpressekonferenz zeichnete Hoffmann ein düsteres Bild von der Lage im Luftfrachtsektor. Steigende Kerosinpreise, schärfere Konkurrenz und vor allem die sich abzeichnende US-Rezession bereiten dem neuen Vorsitzenden Sorgen. Auch sei das Wachstum im Luftfrachtmarkt 2007 mit 4,3 Prozent unterdurchschnittlich gewesen.

Diese Zahl stimmt nachdenklich. Wenn Zuwachsraten über vier Prozent in der Luftfracht normal sind, dann dürfte trotz technologischer Verbesserungen die Lärm- und CO2-Belastung in den nächsten Jahren ansteigen. Die Cargolux mag in wirtschaftlicher Hinsicht ein Trumpf für den Standort Luxemburg sein, unter umweltpolitischen Gesichtspunkten ist die Luftfracht-Nische in etwa so nachhaltig wie der Tanktourismus.

Doch es lag nicht am „unterdurchschnittlichen“ Wachstum, dass, wie die Cargolux mitteilte, „die Anteilseigner beschlossen [haben] auf eine Dividendenausschüttung für 2007 zu verzichten“. Wirkliche Bauchschmerzen bereitet dem Management eine Untersuchung der EU-Kommission zur Beteiligung an einem Luftfrachtkartell. Um die gegebenenfalls saftigen Bußgelder zahlen zu können, wurde die Bilanz mit einer Rückstellung von 155 Millionen Dollar belastet. Statt eines Nettogewinns von 83 Millionen verzeichnet die Gesellschaft deshalb einen Nettoverlust von 47 Millionen Dollar.

Die Rückstellung sei eine Vorsichtsmaßnahme und kein Eingeständnis einer Verfehlung, wird von Seiten der Cargolux betont. Mehr ist offiziell über die Untersuchung der EU-Kommission derzeit nicht zu erfahren. Bereits im Februar 2006 hatten EU- und US-Kartellbehörden gemeinsame Hausdurchsuchungen bei mehreren Luftfrachtgesellschaften, darunter Cargolux und Lufthansa, durchgeführt. Dabei soll es um Absprachen über Zuschläge gegangen sein, insbesondere solche wegen der Mehrkosten beim Kerosin und bei den Sicherheitsmaßnahmen. Mit anderen Worten, es wird vermutet, dass ein Kartell von Gesellschaften diese Kostensteigerungen als Vorwand benutzt hat, um die Gewinnmargen zu erhöhen.

Ende vergangenen Jahres stellte die Kommission dann Cargolux und anderen Gesellschaften ein „Statement of Objections“ zu, eine Art Anklageschrift, deren Inhalt allerdings nicht bekannt ist. Die betroffenen Gesellschaften können hierzu Stellung beziehen. Bestätigt sich im Verlauf der Prozedur der Verstoß gegen das Kartellrecht, so kann die Kommission saftige Geldbußen verhängen. Es besteht auch die Möglichkeit einer gütlichen Einigung. So hat sich die Lufthansa im September 2006 auf einen Vergleich mit der US-Regierung geeinigt. Dabei musste die Gesellschaft immerhin 85 Millionen Dollar auf den Tisch blättern. Die Rückstellung der Cargolux erscheint also keineswegs überdimensioniert und die Zukunftsängste des Managements sind begründet.


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