BIO-WEINBAU: Reine Kopfsache

Luxemburgs Biowinzer blicken zuversichtlich in die Zukunft. Das liegt nicht nur am voraussichtlich guten Jahrgang 2011.

„Was wurden wir damals belächelt, als wir die ersten paar Reben biologisch anbauten“, erinnert sich Armand Keiser, Präsident von „Bio-Label“. Er bezieht sich dabei auf ein Pionierprojekt, das vor 16 Jahren in Canach auf einem kleinen Areal der Stiftung „Hëllef fir d’Natur“ gestartet wurde. Die meisten Winzer seien der Meinung gewesen, die Trauben würden ohne Pestizide nicht bis zur Ernte überleben. Dass diese Überzeugung falsch war, ist mittlerweile erwiesen: Heute gibt es in Luxemburg insgesamt acht Biowinzer; vier von ihnen verdienen mit dem Weinbau ihren Lebensunterhalt. Ein gemächlicher, aber unübersehbarer Fortschritt.

Joé Beissel beispielsweise ist seit drei Jahren Bio-Winzer. Er bereut den Umstieg vom konventionnellen auf den biologischen Anbau nicht. „Ausschlaggebend waren für mich ganz klar die aufkommenden Diskussionen über die negativen Auswirkungen von Pestiziden auf Boden und Grundwasser; die sind auf lange Sicht auch für die Winzer nicht unerheblich“, erläutert er seine Beweggründe. Den Umstieg könne er auch am Geschmack seiner Trauben feststellen: „Die schmecken einfach besser als zuvor“. Dem stimmt auch Yves Sunnen zu, der Winzer, der vor zwölf Jahren als erster in Luxemburg seinen Betrieb komplett auf Bio-Anbau umstellte. Seiner Ansicht nach ermöglicht biologischer Anbau vor allen Dingen eine Qualitätssteigerung: „Die spezifischen Charakteristiken des Luxemburger Terroir kommen einfach mehr zum Tragen“. Dadurch sei es möglich, Luxemburger Weinsorten noch deutlicher von der ausländischen Konkurrenz abzugrenzen, besonders von jener aus aufkommenden Weingebieten, wie Südafrika oder Australien.

In einer Pressemitteilung zum Auftakt der diesjährigen Weinlese beschreiben die Bio-Winzer ihre Vorgehensweise denn auch als „zukunftsweisenden Weg für den luxemburgischen Weinbau“. Unbeeindruckt von diesem Optimismus scheinen sich konventionelle Winzer jedoch nach wie vor mit der Umstellung auf biologischen Anbau schwer zu tun. „Es gibt sicherlich noch Betriebe, die prinzipiell an einer Umstellung interessiert sind, aber das Ganze ist halt noch relativ neu“, meint Yves Sunnen. Besonders die Angst vor einem Rückgang der Traubenmenge sei groß. Joé Beissel bestätigt: „Die ersten drei Jahre waren in der Tat schwierig, vor allem weil der Umstieg durch ungünstige Wetterverhältnisse noch zusätzlich erschwert wurde.“ Um anderen Winzerbetrieben die Umstellung auf Bio zu erleichtern, haben die Bio-Winzer daher zusammen mit dem Weinbau-Institut aus Remich (IVV) einen Antrag zur Schaffung einer speziellen Beratungsstelle bei der Landwirtschaftskammer gestellt. Beratung ist sehr wichtig, hebt Yves Sunnen hervor, denn biologischer Anbau erlernt sich nicht von heute auf morgen; es handelt sich um einen langwierigen Lernprozess.

Ungeachtet dieser Hindernisse ist die Nachfrage nach Wein aus biologischem Anbau mittlerweile sehr hoch. So hoch sogar, dass das Angebot mitunter nicht ausreicht. In Supermärkten etwa wird kein luxemburgischer Bio-Wein verkauft. Laut Yves Sunnen liegt das daran, dass die nötigen Mengen einfach nicht geliefert werden können: „Wir haben für einen Jahrgang mit der belgischen Kette Colruyt zusammengearbeitet, waren jedoch nicht in der Lage, ausreichend Wein zu liefern“. Ohnehin seien die meisten Jahrgänge schnell ausverkauft. Rein finanziell, macht sich die Umstellung auf Bio-Anbau für die Winzer allerdings nur bedingt bezahlt ? trotz der hohen Nachfrage. Guy Krier, der nächstes Jahr seinen ersten Bio-Jahrgang verkaufen wird, gibt jedenfalls zu verstehen: „Um reich zu werden macht man es nicht, im Endeffekt erzielt man in etwa die gleiche Rendite wie zuvor“. Joé Beissel stimmt zu: „Was wirklich zählt, ist die Überzeugung; man muss den Umstieg einfach wollen. Was das Geld angeht ? ich kann vom Weinbau leben, das reicht mir.“


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