Das Interesse an Afghanistan schwindet – bei der „internationalen Gemeinschaft“ wie bei der europäischen Bevölkerung. Nach zehn Jahren Krieg und über 100.000 Toten ist kein gutes Ende in Sicht, keines der wechselnden Ziele des Militäreinsatzes wird erreicht. Von Demokratie wagt niemand mehr zu sprechen, die Taliban sollen nicht besiegt, sondern an der Macht beteiligt werden – „Stabilität“ ist das Einzige, was noch zählt. Um wenigstens diese annähernd zu erreichen, trafen sich zur Afghanistan-Konferenz in Bonn Vertreter aus rund 85 Staaten einschließlich Politprominenz. Noch einmal konnte sich die ehemalige Hauptstadt der BRD im Glanz vergangener Tage sonnen, ebenso wie die Friedensbewegung, die mit der niederländischen Band „Bots“ zur Antikriegskundgebung den alten Hauptact der 80er-Jahre-Demos reaktivierte. Gering waren die Erwartungen an die Abschlusserklärung, zu euphorisch die Schätzungen der Gegner. Statt der erwarteten 6.000 Teilnehmer kamen maximal 3.000 – ein Potpourri an linken Gruppierungen, kaum jemand aus dem bürgerlichen Milieu. Die Zielmarke des Truppenabzugs bis 2014 wurde aufgegeben. Stattdessen ist von einem langfristigen „Engagement“ in der Region bis 2024 und weiteren Entwicklungshilfegeldern die Rede. Über die Höhe wird im nächsten Jahr auf einem speziellen Wiederaufbaugipfel in Tokio beraten.
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