Haywire hat alles was ein Actionfilm braucht: massives Staraufgebot, Zweikämpfe, etliche Verfolgungsjagden und sogar eine echte Martial-Arts Kämpferin in der Hauptrolle. Ein unoriginelles Drehbuch und lahme Dialoge vermasseln jedoch schnell den Spaß.
Die ersten Minuten von Haywire bereiten einen recht gut auf den Film vor. Agentin Mallory Kane (Gina Carano) begibt sich mit hochgezogener Kapuze und gedecktem Blick in ein abgelegenes Diner. Der Soundtrack erschafft zu dem Zeitpunkt eine mysteriöse, spannende Stimmung, obwohl Carano eine ganz Weile nur dasitzt und Tee trinkt. Ihr Kollege Aaron (Channing Tatum) kommt an und setzt sich zu ihr. Er bittet sie, mit ihm zu kommen. Die Antwort scheint ihn nicht sehr zu interessieren, denn nach einem kurzen Wortaustausch schüttet Aaron seiner Kollegin den heißen Kaffee ins Gesicht und zerschmettert die Kaffeekanne auf ihrem Schädel. Mallory entkommt dem Blitzangriff, setzt Aaron außer Gefecht und flieht mit dem erschütterten Scott (Michael Angarango), der sich zufälligerweise auch im Diner befand. Während der Fahrt durch ein Waldstück erfährt Scott von den vorigen Geschehnissen im aufregenden Leben der Agentin. Mallory arbeitet zusammen mit Aaron für eine private Sicherheitsfirma, die verdeckte Operationen für den amerikanischen Geheimdienst ausführt. Eine davon fand eine Woche vorher in Barcelona statt. Mallory und Aaron retteten den chinesischen Journalist und Dissident Jiang (Anthony Brandon Wong) und überlieferten ihn Rodrigo (Antonio Banderas) und Coblenz (Michael Douglas), zwei Regierungsagenten. Kenneth (Ewan McGregor), Mallorys Ex-Freund und Leiter der Agentur, bittet sie nach dem erfolgreichen Einsatz doch noch eine letzte Mission zu erfüllen. Diese spielt in Dublin, und Mallorys einzige Rolle ist es, an einem Gala Abend an der Seite von Paul (Michael Fassbender), einem britischen Agenten, aufzutreten. Doch Mallory riecht Lunte: Sie findet heraus, dass der chinesische Dissident alles andere als gerettet ist. Es folgt ein Vergeltungszug in dem Mallory diesmal Agenten jagen muss, die ihr bisher privat sehr nahe standen.
Steven Soderbergh castete Gina Carano, Mixed-Martial-Arts Kämpferin und Fitness Model angeblich nachdem er sie im Fernsehen bewundert hatte. Als Schauspielerin ist die Fernsehpersönlichkeit alles andere als überwältigend und Gerüchten nach wurde ihre Stimme in der Nachbearbeitung stark abgeändert. Doch wenn es zum Nahkampf kommt, kann keiner der Athletin das Wasser reichen. Sie schlägt, tritt und tötet was das Zeug hält. Neben ihr wirken Channing Tatum und Michael Fassbender bestenfalls wie überforderte Sparringpartner. Die Kampfchoreographie ist schnell und brutal und vor allem zu Beginn des Filmes ziemlich schockierend. Dies mag wohl auch daran liegen, dass in der ersten Szene schonungslos auf eine scheinbar hilflose Frau eingedroschen wird. Nachdem Mallory ihre Überlegenheit bekundet hat und Aaron auf dem Boden liegt, erwischt man sich als Zuschauer allerdings schon mal, wie man sich mehr Actionszenen herbeiwünscht. Wenigstens bleiben einem in den Szenen die schlechten Dialoge und flache Darstellungen für ein paar Minuten erspart. Wenn die Unterhaltungen zwischen den Figuren stets linkisch und unglaubwürdig wirken, kann die Starbesetzung allein das Schiff nicht schaukeln. Auch die eher ungewöhnliche Akustik des Films, mit der sich Soderbergh wohl von traditionellen Actionfilmen distanzieren will, wirkt fehl am Platz. Der Standortwechsel der verschiedenen Szenen ist jedoch bemerkenswert: Mallory und ihre Kollegen bespitzeln und verprügeln sich in Irland, Spanien, den Vereinigten Staaten und Mexico. Leider werden schließlich auch Caranos K.O. Praktiken langweilig und das Schicksal der Hauptfigur, die sich durch ein unoriginelles Drehbuch hangelt, ist einem bald gleichgültig. Soderberghs Regie in „Haywire“ wirkt nach Filmen wie „Erin Brockovich“, „Traffic“ und „The Informant!“ demnach lustlos und uninspiriert. Und das wohl auch für Martial-Arts Fans.