„HÉICHHAUS“: Sanieren statt restaurieren

Während momentan der Einfluss der Sixties auf die gesellschaftliche Entwicklung diskutiert wird, erfährt die Architektur dieser Zeit in Luxemburg kaum eine Rehabilitierung. Aktuelles Beispiel: das „Héichhaus“.

„D’Héichhaus vum Kiirchbierg huet ouni Zweifel Symbolwäert fir Lëtzebuerg als europäesch Haaptstad. Dee Symbolwäert berout ganz bestëmmt nët op der Schéinheet vun deem Haus, der Esthetik vun der Architektur.“ Was der LSAP-Politiker Jos Scheuer während einer der parlamentarischen Debatten von 1995 zur Sanierung des Hochhauses formulierte, ist bezeichnend. Das 1964 eingeweihte „Alcide de Gasperi“-Gebäude sollte für Modernität und Weltoffenheit stehen – doch die Turmbauweise stößt in Luxemburg bis heute auf Skepsis. Kein Wunder, dass das Verwaltungszentrum des Europaparlaments mit seinen 82 Metern Bauhöhe derzeit noch das höchste Luxemburger Gebäude ist – und im Volksmund angesichts seiner Einzigartigkeit nur „d’Héichhaus“ genannt wurde.

Bis heute wird dem Gebäude nicht bloß sein Wert als Zeuge seiner Zeit abgesprochen, sondern auch seine architektonische Qualität. Das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen, wird als abwegig abgetan. So wurde schon 1995, als Renovierungsarbeiten unausweichlich wurden, vorgeschlagen, den die Fassade prägenden Savonnière-Stein durch Granit zu ersetzen. Proteste von Seiten des Architekten prallten an der parlamentarischen Mehrheit ab. Und das 2001 abgesegnete Projekt eines Konferenzzentrums „integrierte“ das Hochhaus in ein Gesamtkonzept, das sich keinesfalls an dessen architektonischer Sprache orientiert, sondern der Philharmonie eine angemessene Kulisse geben will.

Dieses Projekt sah dann auch die Entkernung des Hochhauses vor, das nach dem Umzug der parlamentarischen Verwaltung in die Giorgetti-Türme nun den Bedürfnissen des Europäischen Rates dienen sollte. So heißt es im „Exposé des motifs“: „Le bâtiment Tour devient la charnière centrale du projet autour de laquelle s’articulent les différentes fonctions. Emergeant du grand foyer, […] la Tour est destinée à accueillir les bureaux des délégations de la Commission, ceux de la Présidence et du Conseil ainsi que les salles de travail des groupes spécifiques et des comités d’experts ainsi que les salles pour autres workshops.“ Zwar wurde festgehalten, die Fassaden des Hochhauses würden „réétudiées“, und: „Le respect de l’architecture d’origine sera certainement un des critères de base de cette étude.“ Doch die damalige Bautenministerin Erna Hennicot-Schoepges (CSV) kündigte im Parlament an, dass nun eine gläserne Fassade geplant sei. Sie präzisierte, „dass mer versichen, dat architektonescht Konzept vum Tuerm esou vill wéi méiglech ze respektéieren an ze erhalen, an awer duerch déi gliese Fassad, well d’Renovatioun vun där Fassad, esou wéi se elo ass, wier och problematesch, dann domat e gudde Kompromiss ze kréien, deen der Plaz an hirer Gesamtheet zegutt kënnt. „

Seit 2004 steht das Hochhaus leer. Nachdem vor einem Jahr vom Parlament auch noch Gelder bewilligt wurden, um eine Asbestsanierung vorzunehmen, haben nun vor einigen Wochen die Sanierungsarbeiten begonnen. Vom alten Hochhaus bleibt immer weniger übrig.


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