TIM BURTON: Gothisches Familientreffen

Tim Burton liefert mit Dark Shadows eine nette Gothik-Komödie in unverkennbarem Stil, die jedoch nicht an die Originalität seiner früheren Werke heranreicht.

Lustige Anachronismen und Situationskomik en masse: Tim Burton hat wieder zugeschlagen.

Dem jungen Barnabas (Johnny Depp) geht es gut in Maine, wo er im großräumigen Familienanwesen Collinwood Manor ein Playboy-Leben führt. Seine Familie gelangte nach ihrer Einwanderung aus England im Jahre 1752 mit ihrer Fischereifirma zu großem Reichtum. Die Frauen der naheliegenden Stadt Collingsport liegen Barnabas zu Füßen, aber sein Herz schlägt nur für die schöne Josette (Bella Heathcote). Doch Barnabas‘ Glück dauert nicht lange an, denn der reiche Sohn bricht der Hexe Angelique Bouchard das Herz. Diese verträgt den Herzschmerz eher schlecht und rächt sich an ihm indem sie seine Liebhaberin mit schwarzer Magie in den Suizid treibt, ihn in einen Vampir verwandelt und in einem mit schweren Ketten verschlossenen Sarg begräbt. Im Jahre 1972, also nach ungefähr zwei Jahrhunderten, gewinnt Barnabas seine Freiheit jedoch zurück: Bauarbeiter finden sein Grab und dienen auch sofort als Vampirfrühstück.

Neben den vielen Veränderungen, die zweihundert Jahre Abwesenheit mit sich bringen, muss Barnabas nun auch mit Schrecken feststellen, dass Collinwood Manor heruntergekommen ist und seine Nachfahren sehr gestört wirken. Die alternde Schlossherrin Elizabeth Collins Stoddard lebt hier mit ihrem Sohn David, der gerne mit Gespenstern redet und ihrer pubertierenden Tochter Carolyn (Chloë Grace Moretz), die gegen Mitternacht manchmal noch rasender wird als bei Tageslicht. Andere Mitbewohner sind Elizabeths unehrlicher Bruder Roger (Jonny Lee Miller), die nach Jugend strebende Psychiaterin und Hobbyforscherin Dr Julia Hoffman (Helena Bonham Carter) sowie der betrunkene Haushälter Willie (Jackie Earle Haley) und seine uralte Kollegin Mrs Johnson (Ray Shirley). Doch damit nicht genug: Barnabas muss zusehen wie Angelique den Fischmarkt in Collinsport beherrscht und damit seine Nachfolger in den Ruin getrieben hat.

Der Vampir macht es sich zur Aufgabe das Anwesen seiner Familie sowie die Fischerei wieder auf Vordermann zu bringen und gewinnt langsam das Vertrauen seiner Nachfahren. Neben der niederträchtigen und unsterblichen Hexe, die immer noch versucht den Vampir zu verführen und jeden zu peinigen, den er liebt, ähnelt die neue Haushälterin der Familie, Victoria Winters, sehr seiner vergangen Liebe, Josette. Kann der Vampir seine Affären vergessen, und das Familiengeschäft retten, und vor allem: Wird er sich überhaupt an die seltsamen Vorgehensweisen des neuen Jahrhunderts gewöhnen? Tim Burton ist zurück, und das mit einer Adaptation einer amerikanischen Seifenoper der 1970er Jahre. Hierfür hat er wie erwartet seine alt bewährte Bande rekrutiert. Partnerin Helena Bonham Carter und Freund Johnny Depp interpretieren schräge Figuren mit gewohnter Bravour, sie wirken jedoch manchmal ein wenig zu routiniert. Depps komödiantisches Timing sorgt trotzdem in mehreren Szenen für Ausgelassenheit im Kinosaal.

Bereits nach einigen Sekunden des Films ist einem außerdem klar, dass man es hier mit dem dunklen Regisseur des Pop-Gothik zu tun hat. Burtons wilde Buchten und heruntergekommenen Herrenhäuser sind auch in diesem Film atemberaubend, allerdings nicht unbedingt sehr originell wenn man sich an seine früheren Filme erinnert. Auch leidet Dark Shadows an einigen langatmiger und belangloser, mit massenkompatiblen Humor übertünchten Szenen. Auch ist manchmal unklar, welche Handlung Burton nun genau ausbaut – die des zeitreisenden Vampirs, der die Siebziger entdeckt oder die der Collins-Dynastie und deren Kampf ums Überleben. Trotzdem: Immer noch unterhaltsamer als viele andere aktuelle Hollywood Produktionen.

Im Utopolis und CinéBelval.


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