RIDLEY SCOTT: Schöpfung und Horror

Ridley Scott liefert mit Prometheus ein atemberaubendes und gleichzeitig furchterregendes Alien-Prequel, das gleichzeitig einige philosophische Fragen aufwirft.

Androïde, Effekte und Philosophie: Der Stoff aus dem gute Science-Fiction gemacht wird.

Die Archäologen Elisabeth Shaw und Charlie Holloway können ihren Augen nicht glauben als sie vor einer Höhlenmalerei in Schottland stehen. Nicht die Malerei selbst erstaunt die beiden, sondern die Darstellung einer Planetenkonstellation. Denn diese kennen Shaw und Holloway von anderen archäologischen Funden, die von verschiedenen vorzeitlichen Zivilisationen stammen. Bei der Planetenkarte muss es sich um eine Art Einladung von den Vorboten der Menschheit handelt, denken die Beiden. Auch Peter Weyland, der alternde Gründer der Weyland Corporation, interessiert sich für die Entdeckung und finanziert nicht nur das Raumschiff Prometheus, sondern auch die Forschungsreise zu dem von der Planetenkarte bestimmten Mond LV-223. Hierfür rekrutiert er das Forscherpaar Shaw und Holloway, den Piloten Janek sowie den Botanisten Milburn und den Geologen Fifield, die allesamt mit der kalten Meredith Vickers, der Tochter des Geldgebers und dem Androiden David die Reise antreten werden. Es geht darum, antike Außerirdische, Ingenieure genannt, auf dem scheinbar unbelebten Planeten ausfindig zu machen. Prometheus landet neben einem Hügel, dessen offensichtlich eingebaute Tunnel und Höhlen das Team erforscht, während Janek und Vickers an Bord ihren Fortschritt überwachen. Shaw, Holloway und Co entdecken bald eine Art Gruft im Herzen des Hügels sowie unzählige Ampullen, aus denen schwarze Flüssigkeit sickert. Dass Prometheus keine Kreuzfahrt ins Glück ist, wird nun immer klarer: Die Forscher und ihre Geldgeber verfolgen verschiedene Ziele und streiten sich ständig über die Vorgehensweise, der Android David ist nicht so nützlich wie seine Gebrauchsanweisung verspricht, in der Gruft ist nicht alles tot und die Ingenieure sind vom Besuch ihrer neugierigen Schöpfung sehr genervt. Ach ja, und es wächst irgendwo wieder eine unschöne Alienbrut heran.

Bereits die erste Szene bereitet den Zuschauer auf die philosophischen Fragen vor, die der Film behandelt. Hier sieht man ein humanoïdes Wesen, das in einer entfernten Zeit eine schwarze Flüssigkeit trinkt und sich daraufhin in einen Fluss fallen lässt. Die Zellen des infizierten, sterbenden Wesens zersetzen sich erst im Wasser und formen sich dort zu anderen Zellen zusammen. Mehr verrät uns der Film nicht, Prometheus lässt viel Raum für Spekulationen, die hoffentlich mit einem weiteren Film geklärt werden. Denn Ridley Scott hat hier ein schlicht atemberaubendes Erlebnis erschaffen, von dem man auch nach zwei Stunden nicht genug hat. Die schöne Bildgestaltung (die übrigens für 3D-Projektionen konzipiert wurde), die düstere, futuristische Kulisse und natürlich die schleimigen Kreaturen, die ja leider ihre plötzliche Ankunft nie vorher freundlich ankündigen, sorgen für ununterbrochenes Staunen und Schreckensmomente. Außerdem erfährt man einiges über die Familiengeschichte des Aliens, das Ridley Scott bereits 1979 auf eine Raumschiff-Crew losließ. Doch es ist die tieferliegende Handlung über die Herkunft der Menschheit, die Prometheus zum Sci-Fi Klassiker machen kann. Denn gute Science Fiction gibt sich nicht mit Kunstschleim und intergalaktischem Herumballern zufrieden, sondern verpasst Erdlingen gleichzeitig den ein oder anderen Denkanstoß. Vor allem in Amerika, wo Diskussionen über Schöpfung und Evolution die Gemüter immer noch erhitzen und die Raumfahrt jetzt schon von privaten Firmen organisiert wird, bietet der Film einen interessanten Spiegel zur Aktualität. Die Darbietung der Schauspieler lässt nichts zu wünschen übrig. Vor allem Noomi Rapace überzeugt als wissbegierige, einfühlsame Forscherin, deren Schmerz man während den vielen unschönen Ereignissen förmlich mitfühlt. Michael Fassbender stellt den Androiden derart kühl dar, das man sich manchmal fragt, ob sich unter seiner perfekten Haut nicht wirklich eine Maschine versteckt. Der Film hält, was er verspricht, und sollte von keinem Erdling über 16 verpasst werden.

Im Utopolis, CinéBelval, Cinémaacher, Starlight und Sura.


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