INTERNATIONALES HACKER-SOMMERCAMP: Hack‘ dich frei!

Klischees über Hacker gibt es genug. Die woxx war dabei, als 140 vermeintliche Freaks sich für vier Tage trafen: zum Erfahrungsaustausch und zum gemeinsamen Hacken, aber auch zum Kennenlernen und zum Grillen.

Selber ausprobieren. Jeopardy-Programmierung im Hackcenter.

Freitag viertel vor acht, und immer noch ist es sehr heiß im Chalet des Haxogreen-Hackercamps in Düdelingen. Das laute Dröhnen des Ventilators lässt von der Camp-Beschallung nur die Bass-Beats übrig. Auf den Stühlen hocken ein paar junge Männer in kurzen Hosen und Sandalen, fingern an ihren Smartphones und warten auf den Beginn der Konferenz „Forban: Saving the libraries by sharing“. Alexandre Dulaunoy stürmt herein, ein drahtiger Dreißigjähriger mit kurzen blonden Haaren und Brille, den Laptop aufgeklappt auf dem Arm. „Brauchst du das Netz“, fragt ein junger Mann hinten im Raum. „Wenn’s geht“, erwidert Alex. Während ein Kabel quer durch den Raum gespannt und der Beamer angeschlossen wird, installiert der Redner seinen Laptop auf einem hohen, runden Bartisch und fängt an zu erklären, wie Forban die Bibliotheken retten soll.

„Technologie sollte den Menschen freier machen, doch das Gegenteil ist der Fall.“ Alex vergleicht die Möglichkeiten, gedruckte Bücher zu verleihen und zu verschenken, mit den Einschränkungen, die den Nutzern von E-Readers, wie dem Kindle, auferlegt werden. „Das wirft uns zurück in die Zeit vor Gutenberg.“ Alex hat seine Antwort darauf „Forban“ genannt, ein französisches Wort für Pirat. Forban ist eine Software, die in lokalen Netzen einfach alles tauscht, was von den Teilnehmern zum Tauschen freigegeben wird. Beide Hände in den Taschen, erzählt Alex mit ernster Miene, wie er einen Brief von einem Anwalt bekommen hat, weil er ein nicht mehr verlegtes Buch online gesetzt hatte. Alex findet, Verleger sollte Bücher verlegen, statt sich als Verwalter von Besitzrechten zu verstehen. Forban soll dabei helfen, möglichst viele Bücher zugänglich zu machen: „We can all be librarians.“

Hacken im Grünen

Englisch ist die lingua franca der Hacker, und Alex hat seinen Vortrag in dieser Sprache gehalten. Hat man sich erst einmal an die für seinen frankophonen Akzent typischen hingehauchten „h“ gewöhnt, dann merkt man, dass er sich häufig in dieser Sprache ausdrückt. Fast alle Konferenzen auf dem Camp sind auf Englisch – für die meisten eine Fremdsprache, die sie alles andere als akzentfrei benutzen. Doch ist es das Idiom, in dem man die gesamte bunt zusammengewürfelte Community auf dem Düdelinger Site Belvédère erreichen kann.

„Nur 20 Prozent der fast 140 Teilnehmer sind aus Luxemburg, der Rest kommt aus den Niederlanden, aus Deutschland und aus Belgien“, erklärt mir David Raison, einer der Organisatoren. Wir sitzen hinter dem Welcome Desk in einem länglichen, mittelgroßen Zelt, von links tönt laute Musik aus dem „Party Tent“, rechts blickt man ins große, abgedunkelte Hackcenter-Zelt. Vor uns auf der Wiese haben ein paar Gruppen von Hackern es sich bequem gemacht, weiter hinten brutzelt Fleisch und Gemüse auf dem Grill. David ist eigentlich im Dienst, und während des Gesprächs werden wir mehrfach unterbrochen. Gerade ist eine junge Frau eingetroffen und lässt sich ihr ID-Armband aushändigen. Wie groß ist denn der Anteil an Hackerinnen? David schaut auf seine Liste, zählt. „Es sind dieses Jahr auch erstaunlich viele Frauen dabei.“ Mit erstaunlich meint er: über zehn Prozent. Das ist mehr als im Syn2cat, dem Hackerspace, also dem Vereinslokal der Luxemburger Community.

David hat kurze schwarze Haare und, wie die meisten Hacker im Camp, einen leichten Stoppelbart. Über einem modischen Patchwork-Short trägt er ein Haxogreen-Shirt: schwarz mit grünem, stilisierten Gras und eine kryptischen weißen Beschriftung. Das Hacker-Sommercamp findet in diesem Jahr zum dritten Mal statt ? von Donnerstags bis Sonntags. „2009 waren wir 25 Leute, und das Camp bestand aus dem Zelt, in dem wir jetzt sitzen“, erinnert sich David. 2010 hatte das Syn2cat-Team Platz für 70 Personen vorgesehen. In diesem Jahr hat man doppelt so groß geplant, die Camps sollen aber nur noch alle zwei Jahre stattfinden. „Sonst würden sich Haxogreen mit den Riesen-Camps in Berlin und in den Niederlanden überschneiden, die alle vier Jahre organisiert werden, und mehrere Tausend Hacker anziehen.“

Das „green“ im Namen bezieht sich in erster Linie darauf, dass „im Grünen“ gehackt wird. „Wir haben bisher noch keine Vorschlag für eine Konferenz zu „Green IT“ bekommen – leider“, nimmt David meine Frage vorweg. Das Camp sei auch nicht mit einer Sicherheitskonferenz zu vergleichen – wo sich ebenfalls viele Hacker unter den Referenten und im Publikum befinden. „Bei uns geht der Spaß vor, das Geschäftliche steht nicht im Vordergrund.“ David verweist auf die Einschreibegebühr von 23 statt ? wie anderswo ? mehreren Hundert Euro . „Deshalb trägt man hier auch keine Business-suits, sondern kurze Hosen.“

Grillwürste und Datenklos

Die Organisation folgt der Hackergrundeinstellung, dass der Einzelne die Dinge selber in die Hand nehmen kann: „Wir stellen die Grills, die Leute besorgen sich dann Holzkohle und Essen und arrangieren die Zubereitung. Und räumen am Ende den Dreck weg. Oder sollten es jedenfalls.“ Mein Gesprächspartner stellt nüchtern fest, dass die Selbstorganisation nicht immer funktioniert. Zum Beispiel hat sich niemand bereit gefunden, die Konferenzen durchgehend aufzuzeichnen – das wird jetzt von mehreren Personen abwechselnd gemacht, was nicht zur Effizienz beiträgt. „Wir wollen ja keine Pfadfinder sein, mit klaren Hierarchien, dafür müssen wir manchmal den Preis bezahlen“, kommentiert David.

„Kann ich einen Hackerpass haben“, fragt ein junger Mann. Für drei Euro bekommt er ein kleines Heftchen ausgehändigt, das wie ein Pass aussieht. Und das David auf Wunsch mit einem Haxogreen-Stempel versieht. „Die Idee stammt vom Noise-bridge-Space in San Francisco. Wer an vielen Camps teilnimmt, kann Stempel sammeln. Der Pass drückt auch aus, dass wir eine Community sind.“

David, dessen Schicht jetzt vorbei ist, lädt mich zu einem Rundgang ein. Wir gehen an den Camping-Zelten der Teilnehmer vorbei, die ein wenig abseits aufgestellt sind – in maximaler Entfernung zum „Party Tent“. An einer Stange flattert eine Piratenfahne. „Die haben nicht wir gehisst“, betont der Organisator. Zwar seien einige Hacker Mitglieder der Piratenpartei, doch auf dem Camp solle keine politische Gruppe aktiv für sich Werbung machen. Wir kommen an einem Dixie-Häuschen vorbei – einem so genannten Datenklo: Die Idee, solche Häuschen statt als Toilette als geschützten Raum für die Daten- und Stromverkabelung zu nutzen, hat man von deutschen Freiluft-Hackern übernommen. Sie sind zugesperrt – wegen der kostspieligen Datenswitches, die die Byteströme von über hundert Hackern verteilen. „Die Switches und die Kasse – darauf geben wir acht. Ansonsten lassen die Leute ihre Computer oft unbeaufsichtigt – es gibt einen gewissen ?trust level`“, freut sich David.

Das Hackcenter ist im größten Zelt untergebracht. Die Holzbänke sind nicht alle besetzt, doch auf den Biertischen stehen überall Computer, und an manchen Stellen häuft sich auch elektronisches Material: Schalter, Kabel, Displays, halb zusammengebaute Maschinen… „Hierher kommen Hacker, um an ihren Projekten weiterzubasteln und zu sehen, was die anderen machen“, erklärt David. „Manche arbeiten an reinen Software-Projekten, andere konstruieren Geräte – wir haben sogar einen Quadrocopter hier – einen Modell-Helikopter mit vier Rotoren.“ Das Hackcenter sei eine Art Inkubator, meint David: „Die Leute kommen ins Gespräch, helfen sich gegenseitig, und dabei entstehen neue Ideen.“

Gemeinschaft der Eigenständigen

Manche Besucher konzentrierten sich eher auf die Konferenzen, berichtet mein Gesprächspartner. Über 60 Events werden angeboten, Workshops und „Lightning Talks“ (Blitz-Konferenzen) inbegriffen. Die Themenpalette ist breit gefächert: Malware-Analyse für die Sicherheitsexperten, „Modern censorship“ für die politischen Hacker und Atari-Demo-Programmierung für die Nostalgiker. Doch das Angebot geht über die virtuelle Welt hinaus: In Workshops lernt man, wie Sushi zusammengesetzt sind, wie man Computerschrott zu Metallskulpturen verarbeitet oder wie man „Yoga without the fuzz“ – also unkompliziert – praktiziert.

„Ich arbeite sowieso jeden Tag mit dem Computer, im Hackerspace würde ich eigentlich lieber chemische und biologische Themen aufgreifen.“ Alex, der Entwickler von Forban, verkörpert die Vielseitigkeit der Hacker-Philosophie. Neben seinem Vortrag zur Rettung der Bibliotheken gibt er auf dem Camp eine Anleitung, wie man Seife selber herstellt. „Verstehen, wie die Dinge funktionieren, darum geht es beim Hacken“, fasst er zusammen. Wir sollten unser Leben selber in die Hand nehmen, statt es von anderen kontrolliert zu lassen. Ob Seife oder E-Books, es geht um das gleiche Prinzip.

„Mein Onkel hatte einen Buchladen“, erklärt Alex seine Abneigung gegen kopiergeschützte Bücher. Für ihn sei es sehr wichtig gewesen, als Kind leicht an Bücher zu kommen. Forban diene dazu, Bücher zu verteilen, um sie zu bewahren und verfügbar zu halten. Ob denn nicht die Gefahr bestehe, dass zu viel und zu weitläufig über Forban getauscht wird. „Das Programm läuft nur in lokalen Netzen, das Tauschen erfolgt in einer Gemeinschaft“, unterstreicht er. Die Benutzung von Forban lasse sich zwar nicht kontrollieren, doch habe er die Erfahrung gemacht, dass die Community vernünftig damit umgeht. „Die Leute setzen nicht wahllos Dinge drauf, und da, wo Bücher kommentiert werden, ist das in der Regel eine Bereicherung.“ Sogar für pornografische Inhalte – Forban tauscht neben E-Books auch Bilder und Filme – meint Alex eine gewisse Hemmschwelle ausgemacht zu haben. „Häufig werden auf den Camps auch Pornos getauscht. Doch erst, wenn einer den ersten Schritt macht und was verteilt, die anderen folgen dann nach. Auf Forban hier im Camp ist kein Porno – zumindest bis jetzt.“

Inzwischen ist es Abend geworden, ein Gewitter kündigt sich an. Nichts, was Hacker erschrecken könnte. Während in der Ferne die Blitze zucken, werden die Seitenwände der Zelte heruntergelassen. Im Hackcenter hört man den Regen auf die Planen prasseln, den Wind fauchen, dumpf ertönt weiterhin die Musik aus dem „Party Tent“. Die Hacker fachsimpeln schon wieder mit ihren Nachbarn oder sitzen einfach konzentriert vor den Bildschirmen. Einer der Organisatoren läuft durchs Zelt, warnt: „Taschen und Material vom Boden aufheben – hier wird alles nass!“ Auf einmal bricht die Hölle los: Der Wind fährt unter die Zelte, droht, sie loszureißen. Freiwillige stürzen sich auf die Zeltstangen, halten sie fest, werden dabei von den Regenböen durchnässt bis auf die Unterwäsche. Wasser abschütteln, lachen, festhalten wenn der nächste Windstoß kommt …

Kermit an Oma

Als sich das Gewitter ein bisschen beruhigt hat, waten die Leute ratlos in den Pfützen zwischen den Tischen herum, packen ihr Material zusammen. Schließlich fällt der Strom aus – oder wurde vorsichtshalber gekappt. Weltuntergang! Die Organisatoren beschließen, alle Teilnehmer in die Chalets zu evakuieren – ein Baum soll schon umgefallen und ins Zeltlager gekracht sein. Am nächsten Morgen bestätigt man mir, dass ein paar Zelte beschädigt oder durchnässt wurden und ein paar Leute abgefahren sind. Menschen oder Computermaterialien seien nicht zu Schaden gekommen. Kein Grund also, das Camp abzubrechen.

„How to talk to the press without getting pwned“ – ohne benutzt zu werden – ist trotz Internet-Slang im Titel eine der wenigen Konferenzen in deutscher Sprache. Die beiden Referenten, Anne und Mich, die über einen journalistischen Hintergrund verfügen, wollen in erster Linie der luxemburgischen Hacker-Community Tips für den Umgang mit der Presse geben. Anne, von ihren kurz geschnittenen dunklen Haaren bis zu den Schuhen ganz in Schwarz, macht es sich bequem: Sie zieht die langen Stiefel aus, unter denen bunte Strümpfe zum Vorschein kommen. Mich hat einen rasierten Schädel, zum Ausgleich aber Bartstoppeln und einen schwarzen Schnurrbart, und trägt ein grünes Kermit-Shirt und Jeans. „Hierzulande gibt es keine Fachpresse“, stellt er trocken fest. „Das Zielpublikum der Medien reicht von 15 bis 70 Jahre und hat überwiegend keine Ahnung von IT.“ Anne erläutert: „Bei RTL hat ein Cut, also ein Zitat, maximal 30 Sekunden.“ Mich schaut ins Publikum, die Arme in die Seiten gestützt, und sagt halb spaßig, halb ernst: „Ihr müsst euch fragen, wie würde ich es meiner Oma erklären.“ Ein Schmunzeln gleitet über sein Gesicht: „Oma, ein Hacker, das ist ein Bastler, der zerlegt und baut alles Mögliche, vom Computer bis zum Sushi.“

Die beiden Redner spielen sich gekonnt den Ball zu. „Ich zeige euch jetzt den schlimmsten Medienbericht, den ich je gesehen habe.“ Anne gestikuliert, lächelt nervös: „Man hofft dauernd, dass es nur ein Fake ist, doch es ist wahr.“ Sie spielt die Reportage eines deutschen Privatsenders ein, in der Hacker in Interviews so weltfremd und asozial dargestellt werden, wie es dem Klischee entspricht. Ihr Rat: „In bestimmten Fällen ist es besser, sich einfach umzudrehen und zu gehen.“ Als Positivbeispiel zeigen Anne und Mich schließlich einen Fernsehbericht darüber, wie der Chaos Computer Club die Medienarbeit bei einem großen Hack mit vorhersehbaren Hausdurchsuchungen betrieben hatte. Bei der Beschreibung des Nasa-Hacks von 1987, durch den die öffentliche Macht bloßgestellt wurde wie kaum jemals zuvor, fangen die Augen des Publikums an zu leuchten.

Ob derzeit wohl auch so etwas im Hackcenter vorbereitet wird? Der Einbruch in die Medico-Datenbank (woxx 1147) war eigentlich keine technische Leistung, wenn er tatsächlich ? wie es heißt ? durch ein erspähtes Post-it mit dem Passwort ermöglicht wurde. Dennoch gab es Hausdurchsuchungen in Hackerkreisen, insbesondere bei Sven Clement, dem Präsidenten der Piratenpartei. Der, bei der Konferenz anwesend, bekräftigt, dass erfolgreiche Medienarbeit gute Vorbereitung voraussetzt. Sven hat als Referent darauf verzichtet, diese Affäre zu thematisieren. Stattdessen spricht er am Sonntag über „Making government transparent and accountable?. Der Laptop, den er dabei benutzt, ist neu, denn seine zwei alten hat die Polizei beschlagnahmt und noch immer nicht zurückgegeben.

Anonymous, but friends

„Ich installiere meinen eigenen Cloud-Server“, erklärt mir Charel im Hackcenter, als ich frage, woran er gerade arbeitet. Mit seinem Nachbarn klärt er, ob „Airdrop“ läuft und ob er „Deep House“ sharen könne – Mac-Experten unter sich. „Ach ja“, fügt er hinzu, wir haben heute morgen auch ein Crowd-Funding gestartet, um den Organisatoren für ihren Einsatz während des Gewitters zu danken.“ Binnen einer halben Stunde habe man 300 Euro gesammelt, mit denen jetzt Dankeschön-T-Shirts gedruckt würden. An einem anderen Tisch entspannen sich ein paar nostalgische Hacker bei einem Videospiel mit pixeligen Grafiken, die über einen kleinen Daewoo-Fernseher ausgegeben werden. Nebendran verzichtet man ganz auf elektronische Hilfsmittel und spielt Munchkin, ein Kartenspiel, das auf einer skurrilen Mischung von Fantasy und groteskem Humor aufbaut.

Ein junger Mann mit schwarzem Bart und dichten Augenbrauen erklärt mir, wie er gerade am Jeopardy-Projekt arbeitet. „Das ist eine Art Quiz, aber man zeigt die Antworten, und die Teilnehmer müssen die Fragen erraten“, erklärt er mir auf Englisch. „Wenn ein Teilnehmer auf den Antwort-Button drückt, leite ich das Signal weiter an die Software, die dann die anderen Butons blockiert. Er drückt einen handtellergroßen Knopf hinunter, und in einem der Fenster auf seinemLaptop erscheint die Ziffer 2 – für die zweite Mannschaft. „Ich benutze dazu eine Arduino“ – er rollt das „R“ – “ das ist ein Microcontroller aus Italien, den man mit freier Software programmieren kann.“ Der junge Mann arbeitet seit gestern Abend am Projekt, und hofft, vor Ende des Camps noch ein Hacker-Jeopardy veranstalten zu können. Sein Nachbar, ein etwas älterer Mann mit Brille und mit Luxemburger Akzent, kümmert sich um die Verkabelung der Buttons. Ich frage die beiden nach ihren Namen: „Claudio“ sagt der eine, und der andere: „George „. Und zu Claudio gewendet: „Sehr erfreut, ich wusste bisher nur, dass du der ?Italian guy` bist, der Microprogrammierung macht.“ Die beiden haben stundenlang zusammengearbeitet, George hat Claudio Tips zum Arduino gegeben, ohne dass sie sich miteinander bekanntgemacht hätten – das Hacken stand eben im Vordergrund.

„Man kann Duftstoffe zufügen, aber ich finde das nicht so sinnvoll.“ Bei seiner zweiten Konferenz erklärt Alex, warum und wie er selber Seife herstellt. „Ich habe angefangen, weil Leute in meinem Umfeld allergisch auf bestimmte Substanzen in den kommerziellen Seifen waren.“ Die Vorgehensweise erläutert er anhand von Slides, reicht aber ein kleines, selbstgemachtes Stück umher. Die Zuschauer – und die recht zahlreichen Zuschauerinnen – betasten den muscheligen, leicht glitschigen, gebrochen weißen Brocken. „Das Wichtigste ist der pH-Wert – den prüft man einfach, indem man die Seife schmeckt“, teilt Alex seine Erfahrungen mit. Nachdem er seine Erklärungen abgeschlossen hat – „wenn die Proportionen stimmen, kann kaum was schiefgehen“ – wird so viel nachgefragt wie bei kaum einer anderen Konferenz.

Ob man die Seife mit Mustern oder gar Farbmustern versehen könne? Wie die Proportionen zu berechnen seien? Wo man die Werte für andere Fettarten als Olivenöl hernehme? „Es gibt Tabellen“, so der Referent, „doch die stimmen nicht immer überein.“ Tierische Fette seien manchmal problematisch, Schweinefett zum Beispiel entwickle auch einen Geruch. „Und Milch?“, fragt eine blonde Frau im blauen Kapuzenshirt. Die enthalte viel Wasser, merkt Alex an und setzt sich zu der Gruppe um die Fragerin, um weiterzuplaudern. Statt Milch wird Butter vorgeschlagen, dann: „Geklärte Butter, das müsste man versuchen.“ Ob Alex im Syn2cat-Space einen Seife-Workshop abhalten könne? „Habt ihr einen Mixer?“ „Ja, und sogar Natronlauge, um die Platinen zu säubern.“ „Das machen wir.“ Alex ist angeworben, ein weiterer Knoten im internationalen Hacking-Netz geknüpft.


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