Spëtzeldéngscht: Die Akten der woxx-Redaktion

Wovon andere reden, haben wir längst getan: Durch gute Verbindungen zum Untergrund konnte die woxx-Redaktion schon vor allen anderen Beschatteten – und Möchtegern-Beschatteten – Einblick in ihre Srel-Dossiers erhalten. Und da wir nun mal der Transparenz sehr verhaftet sind, veröffentlichen wir sie hier, bevor sie geschreddert werden.

Name: Klein, Raymond
Deckname: Roude Koschter
Geburtsdaten: 11.9.1973, Schengen
Erster Akteneintrag: 15.9.1973, Teilnahme an einer antiamerikanischen Demo

Schon sein Vater war ein gefährlicher Linkssozialist, Atomkraftgegner und LSAP-Gemeinderat. Verdächtig. K. behauptet, keiner Partei anzugehören, vertritt als Journalist aber linksradikale und ökofundamentalistische Ideen. Sehr verdächtig. Er engagiert sich in der so genannten Friedensbewegung, befasst sich aber mit Geschichte und Militärstrategie. Noch verdächtiger. Zusätzlich sind K.s Artikel für unsere Mitarbeiter oft schwer verständlich, was beweist, dass sie versteckte Botschaften enthalten. Für wen arbeitet K.? Da er sich für China interessiert und die Sprache erlernt, kommt die kommunistische Großmacht als Auftraggeber in Frage. Weil er sich aber zusätzlich mit Philosophie, Kosmologie und Oenologie befasst, also mit fast allem, gehen wir davon aus, dass er für die Außerirdischen arbeitet.

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Nom : Wagner, David Georges Eric
Date et lieu de naissance : 3.3.1979, Luxembourg
Ouverture du dossier : 4.3.1979
Clôture du dossier : 26.12.1991 (dissolution de l’URSS)

Le sujet fut très tôt repéré par nos services, lorsque son père fêta l’« heureux évènement » en partageant une bouteille de vodka avec les infirmières. Dès 1982, son comportement révélait des traits caractéristiques des jeunes cadres bolcheviques : il pouvait emboîter et déboîter des heures durant les matriochkas de sa grand-mère. D’autres témoins affirment qu’ils le voyaient pleurer les dimanches après-midi dès qu’apparaissait à l’écran le premier ministre Pierre Werner, surnommé « de béise Monni ». Quelques années plus tard, il ne pouvait contrôler ses rires à chaque allocution de M. Santer (surnom : « de komesche Monni »). Détail troublant : sous prétexte que la mère du sujet venait de France (agent du gouvernement socialo-communiste de M. Mitterrand ?), les conversations à domicile se déroulaient le plus souvent en langue française, ceci probablement afin de rendre plus âpre le travail de décryptage linguistique de nos « écouteurs ». En 1985, il trouvait « super » le centre d’entraînement d’Ivan Drago dans « Rocky 4 ». Finalement, en 1989, preuve que les évènements de Berlin le plongent dans le désarroi idéologique, il demande à l’« institutrice » (« Joffer007 ») : « Pourquoi ils cassent le mur, les Allemands ? ».

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Nom : Wagener, Renée
Date et lieu de naissance : 21.11.1962, Luxembourg
Ouverture du dossier : juin 1983
Clôture du dossier : juin 1994

Le sujet s’était déjà manifesté par des comportements peu orthodoxes en faisant un voyage en République démocratique allemande à l‘âge de 14 ans, puis en votant à la fois pour Jean Gremling et René Kollwelter lors des communales de 1981. Ce choix traduisant à première vue une naïveté politique navrante cachait peut-être une volonté de dissimulation de ses véritables objectifs. Car en juin 1983, il (ou plutôt elle) se joignit à un groupe de maoïstes déçus, de féministes invétérées et de fumeurs de drogues illicites – nos services n’ont pu clarifier si le sujet agissait sous l’influence ou poursuivait sa propre agenda. Toujours est-il qu’elle ne manqua ensuite aucune occasion pour gêner le trafic urbain – en groupe, en ligue ou en procession. A partir de là, entraves régulières à l’ordre sous forme d’actions au caractère absurde, mais plutôt inoffensif – dessiner des têtes de morts sur la voie publique ou apparaître en costume d‘homme. Atteintes répétées au monopole radiophonique d’RTL. Violation de domicile par l’intrusion dans de vieilles baraques. Semble être rentrée dans le giron de la société en jurant publiquement d’être fidèle au grand-duc.

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Name: AVT
Geburtsdaten: 11.1.1980, Cochabamba?
1. Akteneintrag: 8.9.1995

Auffällig war AVT (in der linken Szene bekannt als „Luxus-Rosa“) erstmalig bei einer Anti-Atom-Demo vor der französischen Botschaft Unter den Linden, Berlin. Der Mob skandierte „Fuck Chirac!“, AVT wurde in Gewahrsam genommen, da sie Einsatzkräfte der Polizei mit faulen Eiern beworfen hatte. Ende der 1990er hielt sie sich mutmaßlich in den Bergen Boliviens auf (Ausbildung in einem Guerilla-Camp und Verbindungen zur „MAS“?). Dann: Relativ unauffällige Phase in Bonn, in der die nun als Journalistin tätige AVT beginnt, für diverse linksextreme Zeitungen zu schreiben. Darunter auch das Blatt, für das RAF-Mitglied Meinhof Kolumnen schrieb. Seit zwei Jahren ist AVT bei einer Glücksspiel-Organisation und gibt oft unzusammenhängende Laute von sich. Nun hat sie ihren Job gekündigt, um nach Luxemburg zur (linksextremen?) „woxx“ zu wechseln. Dort wird sie angeblich sechs Monate einen Kollegen vertreten, der sich in China zum Kader ausbilden lässt. Die Zeitung sollte auch unter Beobachtung gestellt werden. Wieso gibt es am Finanzplatz Luxemburg überhaupt linke Zeitungen? Was hat AVT in Luxemburg vor? Gelder veruntreuen? Die Stahlarbeiter nach Kündigung ihrer Kollektivverträge zur Revolution anstacheln? Mutmaßlich wird sie sich im Süden Luxemburgs ansiedeln. Bestehen Verbindungen zu Ali Ruckert? Ferner sollte man ihren Sohn (Klaus Maus, geb. am 6.6.2006 am Nil) im Auge behalten. Er hält Verbindungen zum syrischen Untergrund und könnte das Abwassersystem der Korn verunreinigen. Interpol wurde eingeschaltet.

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Name: Walerich, Christiane Joséphine
Geburtsdaten: an Agathe Sonnenschein bringt viel Korn und Wein, Lützelburg
Eröffnung des Dossiers: ?

Nun ja, es wäre eine Ehre, wenn der Geheimdienst sich in der Vergangenheit meiner Gegenwart angenommen hätte – vielleicht liest ja gerade ein Beamter diesen Artikel und schlägt mal kurz nach, ob ich nicht in der Datei des Srel geführt werde. Zumindest würde dann das staatsgefährdende Potential einer Journalistin, die für die andere Wochenzeitung schreibt einmal entsprechend gewürdigt – wenn auch von einem fragwürdigen Dienst, der nicht nur Akten verschwinden lässt (Bommeleeër), sondern auch zwielichtige Abhörarrangements trifft, Ausnahmeregelungen, die die staatlichen Grundrechts-Garantien aushebeln. Was jetzt in meiner Akte drin steht, das werde ich hier natürlich nicht verraten! Sorry … Auch sonst versuche ich mich gegen jedwege Zugriffe zu wehren: Adressbücher und Fahrpläne sind grundsätzlich tabu. Prinzipiell benutze ich kaum Telefon, sondern verfüge über Kuriere und verwende tote Briefkästen. Für sogenannte Blitzkontakte eignen sich Örtlichkeiten mit viel Publikumsverkehr. Treffpunkte sind von daher nur auf Touristenattraktionen möglich, aber auch in Unterführungen oder konspirativen Wohnungen (Danke Thierry G.!). Eine beliebte Methode ist auch die Gegenspionage, dazu sind mir alle Mittel Recht: von der technischen Aufklärung über die Einschüchterung politischer Gegner. Auch verfüge ich über fachspezifische Abteilungen (Wirtschaft, Rüstung, Politik, Militärwesen), die gegenbenfalls aktiv werden können. Noch Fragen?

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Nom: Caregari, Luc
Date et lieu de naissance : 26.7.1979, Esch-sur-Alzette
Ouverture du dossier : Mai 1984

Le sujet semble avoir été un dissident dès la prime enfance. Selon nos sources à l’intérieur de la paroisse St-Henri à Esch, il aurait publiquement douté de la véracité de la doctrine chrétienne, juste avant de recevoir la première communion. Pour ne pas rater cette occasion de se faire submerger de cadeaux, il aurait, opportuniste qu’il était, croisé les orteils en faisant son sermon d’allégeance à Jésus. Plus tard, il s’illustra en tant que compositeur d’hymnes blasphémiques et zoophiles, comme « Jesus fucks Cows » – marquant sa dissidence totale avec les valeurs grand-ducales. S’est probablement fait former en tant que cadre dans un quotidien de gauche à Berlin-Est, puis a rejoint les rangs du « woxx » au Luxembourg, où il s’est illustré en tant que blasphémateur envers tout ce que nous sommes censés protéger.
Dangerosité: relative, le sujet semble ne pas vouloir aller au-delà d’attaques verbales. 

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Name: Graf, Richard
Geburtsdaten: 18.8.1960, Luxemburg
Deckname: Löwenherz / Graf Yoster
Tätigkeit: Berufsprotestler, später Möchtegern-Journalist
Erster Eintrag: 15.10.1975
Akte geschlossen: 31.12.1996

Erste Auffälligkeit: Kauf von zwei Büchern anti-kapitalistischen Inhalts anlässlich der linkskatholischen „Semaine Solidarité Tiers Monde“; danach Anzeichen von Wachstumsverweigerung: Boykottiert Friseure, besorgt graues Papier in Trier, kauft halbe Brotlaibe im Beobachtungsobjekt BO7529 (genannt „Biobuttek“).
Politische Aktivitäten: Mitbegründer einer politischen Sekte (jetzt seriös und staatstragend, Verfolgung eingestellt). Teilt einen unterbezahlten ONG-Arbeitsplatz mit späterem Abgeordneten (Akte nach Wahl vernichtet).
Illegale Handlungen: Besetzt unbewohnte Häuser, klettert auf Informationspavillons der EDF, versucht sich Zugang zur franz. Nationalfeier mit gefälschten Papieren (handgemalte Einladung) und Hochzeitsanzug des Großvaters (schlechtsitzend) zu verschaffen; verteilt Falschgeld bei Anti-Apartheid-Demo (Fälschung stümperhaft, zehnmal größer als das Original).
Risikobereitschaft: Hoch, fährt im Stadtverkehr Fahrrad!
Neutralisierende Maßnahmen: Wurde 1996 in den Presserat berufen und mit der regelmäßigen Zahlung der Pressehilfe an seine Schülerzeitung ruhiggestellt. Danach keine Auffälligkeiten mehr, nur noch manchmal verbale Exzesse in kaum gelesenen Leitartikeln.

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Name: Graf, Léa Suzanne
Geburtsdaten: 26.6.1952, Luxembourg
Eröffnung der Akte: 1.12.1984
Höchste Priorität: Diese Akte muss zerstört werden.

Durch das Abhören des Telefons dieser verdächtigen Person (unübliches Verhalten) erfuhren wir, dass sie Ende der 1970er Jahre während einer Reise durch Amerika einen geheimen Kontakt aufgenommen hatte. Am Telefon verriet sie öfters Freundinnen: „Ech hunn an Amerika esou e faule Batz, mat ganz kuerzen Hoer an ëmmer am Battledress gekleet, kennegeléiert. Dee schéckt mer esou onliesbar Bréiwer, déi ech da weider ginn un en Typ dee grad esou en Aarsch ass wéi hien. Dofir kréien ech dann all Kéiers eng schéin Zëmmchen.“
Wir haben einige dieser Briefe abgefangen, konnten sie aber nicht entschlüsseln. Mittels Beschattung haben wir den Adressaten gesehen. Er ist uns bekannt.
11.11.1985: Ordre d’arrêt de cette poursuite.

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Siehe PDF / Voir PDF : 1194srel-dossier-woxx.pdf

 


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