EXPO: Kriegsspuren in Öl

Die Arbeiten von Ronald Ophuis sind dokumentarisch anmutende Öl-Porträts, die ausnahmslos die Folgen von Krieg und Gewalt widerspiegeln. Beklemmend, aber auch voyeuristisch, erzeugen sie Eindrücke, die lange nachwirken.

Für sich selbst sprechen sollen offenbar die Ölbilder des niederländischen Malers Ronald Ophuis. Seine Werke, rund ein Dutzend, überwiegend Porträts, werden zurzeit in einer überschaubaren Ausstellung in der Galerie Bernard Ceysson gezeigt. Die sieht sich damit am Puls der Zeit, hat sie sich doch auf die Fahnen geschrieben, die zeitgenössische Malerei zu begleiten. Zu sehen sind Gesichter, in die die Kriege des vergangenen Jahrhunderts ihre Spuren gekerbt haben. Die Opfer des Massakers von Srebenica, des Genozids in Ruanda und anderer Gewalt-?ereignisse sind die Sujets des 1968 in den Niederlanden geborenen und in Amsterdam wirkenden Malers, dessen Handschrift man kunsthistorisch mit etwas gutem Willen zwischen Géricault, Delacroix und Manet verorten könnte. „War Story Teller“ aus Kongo, Sierra Leone oder Ruanda 2012 lauten die Titel seiner Porträts oder „Girl With Gun“. Auf nahezu allen springen die Gewaltspuren unmittelbar ins Auge, meist als leuchtend rote Blutflecken und klaffende Wunden, wie auf dem Porträt eines Verletzten „Wounded Man 2012“. Bisweilen sind die Verletzungen auch subtiler wiedergegeben, nur angedeutet, in den eindringlichen Blicken seiner meist afro-amerikanischen Motive zum Beispiel oder in den gelungenen, detailgetreuen Porträts bekannter Schriftsteller, wie James Baldwin oder Edgar Hilsenrath. Deren Gesichter zeigen die Spuren des Lebens.

Ronald Ophuis treibt die Frage um, wie er, von fotografischen Porträts ausgehend, seiner Malerei eine narrative Struktur verleihen kann. Auf dem Gemälde einer Landschaft „The Place Where They Shot My Father, Srebrenica 1995“ wirkt die Landschaft trotz der Pastelltöne grell, sind die Figuren abgerückt wie in einem David-Lynch-Film. Obwohl sich der Maler konsequent einer eindeutigen Positionierung entzieht, löst die Betrachtung seiner Porträts eine Beklemmung aus, die lange nachwirkt. Allerdings wirken Ophuis Kriegsreportagen als kommentierende Ölkompositionen in ihrer pastösen Machart ein wenig aufdringlich. Die Gratwanderung zwischen Abbildung von Realität und Malerei lässt nicht immer einen Freiraum für den Betrachter, es bleibt ein Nachgeschmack von Effekthascherei. Nur bedingt wird der „echten“ Dokumentarfotografie etwas hinzugefügt, die Betonung des Narrativen führt hier und da zur Vereinfachung der Malerei, zur Auflösung eines nuancenreichen Lebens.

In der Galerie Bernard Ceysson, noch bis zum 9. März.


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