JEFF NICHOLS: Wenn Abenteurer stranden

„Mud“, der neue Film von Jeff Nichols, ist Abenteuerfilm und Initiationsreise in einem.

Abenteuer suchten die beiden Jungs und wurden schließlich in eine fast tödlich endende Geschichte verwickelt.

Um gebrochene Männerfiguren geht es in „Mud“, dem neuen Film des US-amerikanischen Drehbuchautors und Regisseurs Jeff Nichols. Und es geht um eine Initiationsreise für einen 14-Jährigen in die Welt von Beziehung, Trennung und Enttäuschungen, die folgen, wenn Illusionen zerstört wurden.

Kein Wunder, dass in dem Film ein blaues Holzboot – als Symbol für die Heimatlosigkeit und als Chiffre für die Fähigkeit, aufbrechen zu können – eine große Rolle spielt. Am Anfang des Films befindet sich das Boot, havariert bei einer Flut, hoch oben in einem Baum, verfangen in einer Astgabel auf einer verlassenen Insel. Am Ende des Films wird es wieder seetüchtig gemacht.

„Mud“ – übersetzt „Schlamm“ – ist der Titel des Films, aber auch der Name der anfänglich mysteriösen Hauptfigur. Eine Figur, die von einer alten Liebesgeschichte seit Jahren gefangen genommen wird. Nachdem Mud den neuen Lebenspartner seiner großen Jugendliebe Juniper (Reese Witherspoon) im Affekt umgebracht hat, weil dieser gewalttätig gegen sie wurde, befindet er sich auf der Flucht. Er versteckt sich auf einer einsamen Insel im Mississippidelta von Arkansas und hofft ein letztes Mal, dass ihn Juniper auf seiner Flucht begleiten wird. Dabei wird Mud zur Inspirationsfigur für zwei Teenager, die aus den eigenen Familienkonflikten ausbrechen wollen und das Abenteuer auf der einsamen Insel suchen. Zaghaft nähern sich der 14-jährige Ellis (Tye Sheridan) – dessen Eltern sich kurz vor der Trennung befinden – und sein bester Freund Neckbone (Jacob Lofland), dessen Eltern bereits tot sind, dem undurchschaubaren Fremden an.

Der Film erzählt von gestörten Vater-Sohn-Verhältnissen. Was die Jungs beim flüchtenden Mud bewundern, ist sein Glaube an die Liebe seines Lebens. Mud bittet die beiden, ihn mit Essen zu versorgen, da ihm langsam die Vorräte ausgehen. Gemeinsam helfen sie ihm, ein Fluchtboot zu reparieren und Kontakt zu seiner großen Liebe Juniper aufzunehmen.

Die Geschichte der abenteuerlustigen Jungen zollt den Erzählungen Mark Twains Tribut: Wie Huckleberry Finn einst den entflohenen Sklaven Jim zur Flucht verhalf, helfen Ellis und Neckbone dem einsamen Aussteigertypen Mud.

„Mud“ ist ein interessanter Film, da er ein Erwachsenenproblem aus der Perspektive von Jugendlichen beleuchtet. Dabei ist es eine Männergeschichte – Frauen stehen hier nicht im Zentrum der Handlung, sie sind nur Wegbereiterinnen für Konflikte. Im Film mischen sich Abenteuerlust mit der Sehnsucht nach einer Vaterfigur. Der Streifen behandelt nicht nur ein Familiendrama, somit auch eine Coming-of-age-Geschichte.

Der Film ist bodenständig, geradeheraus erzählt, mit einer unverstellten Sympathie für die Schicksale seiner Figuren. Die Besetzung der Rollen ist gelungen. Auch wenn Tye Sheridan als schlagkräftiger 14-jähriger Ellis am Anfang etwas übertrieben wirkt, fühlt er sich im Laufe des Films doch wunderbar in die Rolle des orientierungslosen jungen Teenagers ein.

Trotz eines etwas biederen Settings ist der Film über weite Strecken ein gutes Filmdrama.

Zu sehen im Utopolis


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