SKULPTUREN: Wie die Römer

„Argilus Kids“, die Fotoausstellung im „Tunnel am Gronn“, zeigt das Resultat der Sommeraktivitäten der Aktion Bambësch vom vorigen Jahr.

Die Jugendlichen der „Aktioun Bambësch“ beim kreativen Schaffen.

„Es ging darum, Flachreliefe nachzubilden, und zwar indem das Umfeld und die Porträtierten ganz mit Lehm eingeschmiert wurden“ erklärt der Fotograf Luc Ewen, der bereits seit zehn Jahren für das „Centre d’animation et de loisirs“ (Capel) arbeitet. Ihm bereitet die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Freude, denn „oft kommen diese auf wunderbare Ideen. Ein Jugendlicher wies zum Beispiel darauf hin, dass die Römer lange Gewänder trugen, und schlug vor, dass wir lange Tücher ganz mit Lehm einschmieren sollten“. In der Tat nahmen die Motive dank dieser Methode, einen täuschend echten antiken Skulpturcharakter an. Ewen schätzt die Arbeit mit Laienkünstlern, da diese neue Ideen einbringen, die immer eine Bereicherung für professionelle Künstler darstellen.

Im Leben des 1959 in Luxemburg geborenen Fotografen hat es seit 1986 kein Jahr gegeben, in dem nicht irgendwo Bilder von ihm ausgestellt worden wären. Er selbst ist auch leidenschaftlicher Ausstellungsbesucher. 2011, auf der „Rencontres d’Arles“, kam es zur Begegnung mit Wang Qingsong. Der chinesische Künstler zeigte hier sein Werk „History of Monuments“, für dessen Gestaltung er ebenfalls das Material Lehm benutzte. Das Hauptfoto ist 42 Meter lang und soll die Geschichte der Menschheit repräsentieren. Das 21. Jahrhundert wird dabei ironisch als das Zeitalter der globalen Konsum-Kultur umschrieben.

Luc Ewen lässt sich gerne von Werken aus China inspirieren, denn er schätzt diese als innovativ ein: „Die politische Kritik wird bei diesen Künstlern, die Zensur befürchten müssen, besser verpackt. Außerdem ist ihr Bezug zur Materie erfrischend anders.“ Zudem schätzt er asiatische Künstler als „nicht westlich vorbelastet“ ein.

Ganz begeistert von Wang Qingsongs Werk, sprach er von diesem auch mit den teilnehmenden Jugendlichen und Kindern ? im Alter zwischen 5 und 12 – der Aktion Bambësch. Daraufhin machten diese bei ihren bildnerischen Aktivitäten Versuche mit derselben Technik. Zwanzig der dabei entstandenen Großformate sind nun im Tunnel zum Aufzug Grund/Saint Esprit ausgestellt.

Die Bilder zeugen von der Kreativität junger Menschen die an den Initiativen des Capel teilnehmen. So zeigt ein Bild einen jungen Römer der Feuer spuckt. Das Feuer wurde dabei für die Aufnahme anhand von Flaschenkorken nachgestellt.

Es lohnt sich demnach langsameren Schrittes durch den „Tunnel am Gronn“ zu gehen um den Wert solcher Initiativen zu erkennen.

Die Werke werden zudem Luc Ewens pädagogischem Anspruch gerecht. Denn Ewen versteht seine Funktion nicht als die des Wissenden, der Laien etwas beibringen soll. Vielmehr: „Es geht darum, das Spielen neu zu entdecken“.

Für die Zukunft schwebt dem Fotografen ein auf ein ganzes Jahr angelegtes Projekt mit Jugendlichen vor, in dem diese ihre Ideen und künstlerische Fertigkeiten ruhiger entwickeln könnten. „Doch es wird schwer sein, junge Menschen für so ein Projekt zu gewinnen, denn im Zeitalter der vierminütigen Youtube-Sequenzen erscheint ihnen ein Jahr als sehr lange Periode“ befürchtet Luc Ewen. 

Bis zum bis zum 16. Oktober 2013 im „Tunnel am Gronn“.


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