MOBILITÄTSWOCHE: Propper-Loftikusse

Rad fahren, zu Fuß gehen, das produziert „Propper Loft“ – die Parole der diesjährigen Mobilitätswoche. Wer’s glaubt, braucht keine ernst gemeinte Einschränkung des Automobilverkehrs.

Sanft sensibilisieren statt spektakuläre Aktionen zu lancieren, das war in den vergangenen Jahren die offizielle Linie des Nachhaltigkeitsministeriums, wenn es um die Organisation der Europäischen Mobilitätswoche ging, die alljährlich im September stattfindet. Seit fast zehn Jahren beteiligt sich Luxemburg an dieser Initiative und hat es nicht geschafft, mehr als Mobilitäts-Folklore und Werbemüll aufzubieten. Aber braucht man für Radrallyes und Fahrten in der Pferdekutsche, für bunte Flyer und Fahrradproviantbeutel wirklich eine spezielle, europaweite Woche?

Erinnern wir daran, dass dieses Event auf die französische Initiative „En ville sans ma voiture“ von 1998 zurückgeht – doch autofreie Innenstädte gibt es in Luxemburg nur zur Braderie. Mittlerweile ermutigt die EU vor allem Initiativen auf Gemeindeebene, die allerdings national koordiniert werden sollen. Das hat in Luxemburg nie gut geklappt, und selten so schlecht wie in diesem Jahr. Mobiliteit.lu, zuständig für die Koordination, verweist auf eine Pressekonferenz – die am Mittwoch stattgefunden hat – und in deren Folge das Programm auf der Webseite erscheinen soll. Zum Trost kann man eine Liste der Veranstaltungen vom letzten Jahr ansehen. Besonders peinlich: Bei der Pressekonferenz wurden Aktivitäten in über 50 Gemeinden angekündigt, doch der Luxemburg-Link auf mobilityweek.lu, bis Redaktionsschluss einzige Anlaufstelle, zählt nur neun auf.

Frei von autofrei

Ein wenig gepusht wird vom Ministerium nur die Konferenz „Mobility and Progress, Bicycle Urbanism by Design“ am 20. September. Dies zeugt von einem gewissen Willen, die Fahrradnutzung auch diesseits der Freizeitmobilität zu fördern – allerdings in engen Grenzen, wie der jüngste Briefwechsel zwischen Ministerium und Velosinitiativ belegt (woxx 1228). Das Motto der diesjährigen Mobilitätswoche „Clean air – it’s your move“ wurde zwar pfiffig übersetzt, aber kaum auf der Ebene der Veranstaltungen umgesetzt. Eine eintägige Sperrung des Centre Aldringen, wo die Stickoxyd- und Feinstaubwerte katastrophal sind, für Autos und Busse, hätte sicher mehr für „Propper Loft – Dir sidd um Zuch“ getan als die Wiederauflage der Aktion „E Kado fir de Velo“ am
17. September.

2011 hatte Wiseler argumentiert, es reiche nicht, an einem Tag eine Straße zu sperren, sondern man müsse ein Qualitätsangebot auf die Beine stellen. Die Aktionen der Mobilitätswoche seien vor allem symbolischer Art. Doch wie das von Wiseler langsam vorangetriebene „Qualitätsangebot“ dazu führen soll, dass in ein paar Jahren 25 Prozent der Transportleistung von öffentlichen Verkehrsmitteln erbracht wird, weiß wohl nur er selbst.

In diesem Jahr machen die Veranstalter der Mobilitätswoche es uns außergewöhnlich leicht, zur Kritik auch noch den Spott hinzuzufügen: Die europäische Webseite sieht vor, dass die teilnehmenden Gemeinden neben den allgemeinen Aktivitäten und den dauerhaften Maßnahmen sich auch noch mit „In town without my car“-Aktivitäten eintragen können. Aus Luxemburg haben Lorentzweiler, Mersch, Strassen und die Nordstad dies angekündigt, und die beiden letzteren wurden auch auf der Pressekonferenz erwähnt. Das Problem: Die vorgesehenen Aktivitäten beinhalten nichts in der Art einer Sperrung von Straßen für PKWs, die es Fußgängern und Radfahrern ermöglichen würde, hier entspannt zur Arbeit zu fahren – wie es mobilityweek.eu eigentlich vorsieht. Doch den Veranstaltern geht es wohl vor allem darum, große Ankündigungen zu machen – da mag man nicht das Kleingedruckte lesen.


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