ELEKTRO-POP: FEMME – Selbst ist die Frau

Fröhlicher Bubblegum-Pop, Allround-Talent und Frauen-Empowerment – das will auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Dennoch kann man das Phänomen FEMME nicht zutreffender definieren.

FEMME, mit bürgerlichem Namen Laura Bettinson, nimmt die Sache selbst in die Hand. Als Teenager machte sie die Clubs ihrer Heimat, der englischen Midlands, unsicher, bevor sie 2006 nach London zog, um an der renommierten Goldsmiths University Populärmusik zu studieren. Als sie zwei Jahre später unter dem Namen Dimbleby & Capper in Glastonbury auftrat, lernte sie den Radiohead-Produzenten Nigel Godrich kennen, der zusammen mit ihr und dem Schlagzeuger Joey Waronker die experimentelle Rockband Ultraísta gründete.

Und auch mit ihrer Solokarriere als FEMME, die sie 2013 mit der Doppelsingle „Educated/Double Trouble“ begründete, gewann sie in den Medien bereits große Aufmerksamkeit. Das mag einerseits an dem allgemeinen Interesse an Ultraísta und Godrich liegen, andererseits aber auch an ihrem Elektro-Pop, der auf den ersten Blick zwar unterhaltsam und wenig tiefgründig erscheint, tatsächlich aber professionell und durchdacht ist.

Die Musik von FEMME besteht hauptsächlich aus einfachen Melodien und großen Beats, die spielerisch daherkommen. Mal wird ein Song vom Gesang getragen, mal von fast schon traditionellem Girlpower-Rap. Über die Songs ihres Debütalbums, an dem sie derzeit arbeitet, sagt Bettinson: „Es ist Gute-Laune-Musik mit dunklen Texten. Ich mag diesen Kontrast, etwas Vergnügtes, Eingängiges zu schaffen, das zum Tanzen anregt, aber gleichzeitig einen dunkleren Unterton in den Songtexten hat.“

Der eigentliche Grund, warum Bettinson so spielend leicht Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist jedoch ihr selbstbewusstes Auftreten, das sich auch in ihrer Musik widerspiegelt. Sie schreibt nicht nur ihre Songs und Texte selber, sondern produziert auch ihre Singles auf eigene Faust. Ihr Allround-Talent fasst Bettinson selber in ihrem Pseudonym FEMME zusammen: „Eine weibliche Produzentin, die in ihrer Musik männliche Beats mit femininen Girl-Group-Melodien kombiniert“.

Auch die Videos zu ihren Singles, die sie meist selber dreht, inszeniert und schneidet, zeugen von ihrem Selbstvertrauen und ihrer Eigenständigkeit. Über ihr erstes Video zu „Educated“ sagte Bettinson in einem Interview: „Ich hatte keine Zeit, darauf zu warten, dass irgendjemand eine halbherzige Idee einreicht, die sowieso am Ziel vorbeischießt, dann den langen und anstrengenden Weg zu nehmen, die Idee zu verbessern, sie anschließend zu verfilmen und am Schluss über den Schnitt zu streiten.“

Stattdessen lädt sie zu ihren Shootings Freundinnen ein, die ihre Vision für die Songs unter ihrer Regie in die Tat umsetzen, und erledigt die Post-Produktion auf eigene Faust. Dabei kommt ihr ihre Zeit an der Goldsmiths University zugute, die sie in einem Interview als „Bombardement aus schlechtem Geschmack und Experimentierung“ bezeichnete und so ihren eigenen Stil und Geschmack herauskristallisierte.

Ihre Yes-I-Can-Einstellung will Bettinson mit ihrer Musik an ihre weiblichen Fans weitergeben. Ihr Ziel ist es, Musik zu machen, mit der sich ihre Fans identifizieren können und die sie anregt, etwas Eigenes zu schaffen, sei es eine Band zu gründen oder den persönlichen Traum in die Tat umzusetzen. Ob ein bisschen Bubblegum-Pop diesem Ziel gerecht werden kann, bleibt ein Rätsel, das jeder für sich selbst beim FEMME-Konzert lösen muss.

Am 5. März im Rockhalcafé.


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