SENEGAL: Wo Projekte Früchte tragen …

Frères des Hommes baut in Senegal auf eine Zukunft mit ökologischen Höfen.

Der Besitzer eines ökologischen Hofs bei Guelma holt Rat von Ousmane Sow, Landwirtschaftsberater der UIAPR, ein.

Abseits der touristischen Pfade, in einer heißen und trockenen Region Senegals haben drei einheimische Familien um den Aufbau und Erhalt ihres Dorfes gekämpft. Seit 2009 steht Frères des Hommes Luxembourg ihnen zur Seite. Das Ziel: Die einheimischen Bevölkerungsgruppen, die Wolof und die Fulbe, durch die Eröffnung ökonomischer Perspektiven mit ökologischer Zielsetzung in ihrem Überlebenskampf zu unterstützen. Dies auch, weil klar ist, dass Aminata Touré, die als erste Frau im September 2013 das Amt des Staatschefs in dem gebeutelten Land übernommen hat, die wirtschaftliche Lage nicht binnen Kurzem wird ändern können. Vor allem in den ländlichen Gebieten ist keine umfassende staatliche Hilfe zu erwarten.

Guélakh liegt im Norden Senegals, etwa 30 km östlich von Saint-Louis in der Sahelzone. Der fortschreitende Klimawandel führt hier immer wieder Dürren herbei. Nahrungsmittelkrisen sind die Folgen. „In Guélakh lernte ich die Geschichte des Dorfes kennen und schätzen. 20 Jahre harte Arbeit haben dem Dorf zu einer produktiven Gemeinschaft verholfen“, berichtet Silvia Mancini, zuständig für Projekte von Frères des Hommes in Afrika, bei ihrer Rückkehr von Guélakh, wo sie kürzlich das Projekt der ökologischen Höfe überprüfte. Das Projekt liegt ganz auf der Linie der Philosophie von Frères des Hommes, einer ONG, die sich seit vier Jahrzehnten für Autonomie und Nahrungsmittelsicherheit im Süden und für die Aufklärungsarbeit in Luxembourg einsetzt.

Mitspracherecht der Teilnehmer ist Grundsatz

Doudou Sow, Präsident einer Union von Hirtenbauern, beschreibt seine Überlegungen von vor 20 Jahren: „Unsere Hauptsorge lag bei den jungen Menschen der Region, die ohne Zukunftsperspektive in die Armut abrutschen. Ihnen wollten wir eine schnell erreichbare Autonomie bieten und dabei noch die Umwelt schonen. Ökologische Bauernhöfe waren in unseren Augen die einzige Antwort.“ Sow gründete die „Union interprofessionnelle des agro-pasteurs de Rao (UIAPR)“, eine Struktur, die Hirtenbauern der ganzen Region Rao einschließt. Heute sind die 1.750 Einwohner von Guélakh und der umliegenden Region sämtliche Mitglieder dieses ökonomischen Verbundes. Eine Vielzahl verarbeitender Betriebe wurde gegründet, die dazu beitragen, Arbeitsplätze zu schaffen und dem Dorf größere Unabhängigkeit zu sichern.

Ein Grundprinzip der Union ist die lokale Integration bei der Entwicklung der Region. Es gehört zur Philosophie der Struktur, den Teilnehmern ein Mitspracherecht zu gewähren und lokale Kenntnisse zu valorisieren. Geldgeber, die diese Grundprinzipien nicht respektieren, werden abgelehnt. Deshalb stiegen Frères des Hommes Belgien, Italien und Luxemburg Jahre nach dem Aufbau der Struktur ein und unterstützen nun als einzige die Aktivitäten der UIAPR.

Ökologisches Saatgut versus Gentechnik

Der Betrieb ökologischer Familienbauernhöfe führt die Kenntnisse von Wolof und Fulbe zusammen. Die seit Generationen betriebene Landwirtschaft der Wolof bietet Weideflächen für die Tiere des Nomadenvolks der Fulbe, die ihrerseits organischen Dünger liefern und so die Abhängigkeit von importierten chemischen Düngemitteln vermeiden helfen. Lokal angepasstes ökologisches Saatgut wird genutzt, um der weit verbreiteten Abhängigkeit von Gentechnik entgegenzuwirken. Die Tiere liefern zudem Fleisch und Milch für die Ernährung der Familien und für den Verkauf. Das Pilotprojekt der Sow, der Hof von Guélakh, hat Modellcharakter in dieser Halbwüste und wurde in seiner Idee dank der finanziellen Unterstützung von Frères des Hommes von einer Vielzahl Mitglieder der Union übernommen. Zwei Hektar Land muss ein Teilnehmer besitzen, um erfolgversprechend in einen ökologischen Hof zu investieren. In den Besitzverhältnissen des Landes liegt ein Problem, da der Besitz nicht legal fixiert ist, sondern von Generation zu Generation weiter vererbt wird.

Die Teilnehmer des Projektes, die nach fünf bis sieben Jahren einen autonom funktionierenden ökologischen Hof aufgebaut haben, werden von ihren Familien und von der Union unterstützt. Finanziert werden vor allem der Bau von Brunnen und Ställen. Njorah, der seit 2006 mit seiner 13-köpfigen Familie einen ökologischen Betrieb führt, freut sich, nun rentabel zu produzieren. Seine heimischen Kühe kreuzt er mit europäischen Rassen, die mehr Milch liefern. „Meine Mutter, meine Tante, meine zwei Frauen und acht Kinder sind sehr stolz auf unseren Betrieb. Jeder kann Aufgaben erfüllen. So brauchen wir keine importierten Waren aus dem Supermarkt. Mit dem Gewinn können wir Schule und Gesundheitsversorgung der Kinder bezahlen.“

Junge Menschen setzen sich für Öko-Methoden ein

Bei den jungen Teilnehmern des Projektes gestaltet sich der Start etwas problematischer. Erhalten sie keine Unterstützung von ihren Familien und keinen ausreichenden Kredit, kann es geschehen, dass sie scheitern. Jora Fall fing 2012 mit dem Bau eines Hühnerstalls an. Der Einsatz war hoch. Seine 14-köpfige Familie hat er überzeugt, und sie hilft ihm nun dabei, seinen Hof ökologisch zu bewirtschaften. „Ich brauche noch viel Hilfe der Union, aber ich habe schon dazugelernt. Ich hoffe, dass ich mit dem Zukauf von Kühen meinen Betrieb zum Florieren bringen kann.“

Die Begeisterung der Teilnehmer ist leicht an ihren Gesichtern abzulesen. Ousmane Sow, der Silvia Mancini zu den Betrieben führt und als Dolmetscher fungiert, erklärt, dass die Aussicht auf Nahrungsmittelunabhängigkeit und die persönliche Befriedigung der Teilnehmer ihm die Zuversicht geben, das Projekt der ökologischen Höfe weiterzuführen. Gerade im Zusammenhang mit dem Festival „Cinéma du Sud“ 2014, an dem Frères des Hommes als Mitveranstalter auftritt, ist das Thema der bäuerlichen Landwirtschaft in Senegal von höchster Relevanz.


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