EXPO: 100 JAHRE ROTES KREUZ LUXEMBURG: Anspruch und Wirklichkeit

Das Historische Museum der Stadt Luxemburg gibt Einblicke in die Geschichte des Roten Kreuzes in Luxemburg und weltweit. Die umfangreiche Schau beleuchtet wichtige Etappen des Werdegangs der Organisation aus kritischer Perspektive und präsentiert damit nicht nur eine Erfolgsgeschichte.

Künstlerische Ästhetik statt großer Augen und Hungerbäuchen.

Das Internationale Rote Kreuz unterhält eines der größten humanitären Netzwerke weltweit, das Luxemburger Rote Kreuz gehört heute zu den größten bürgerlichen Hilfsorganisationen im Land. Seine umfangreiche Versorgungsstruktur reicht von Blutspendediensten und einer HIV-Beratung bis hin zu einem „Drop-In“ für SexarbeiterInnen – aber auch die „Epiceries Sociales“, Supermärkte für einkommensschwache Familien, werden vom Luxemburger Roten Kreuz betrieben. Seit zehn Jahren hat das Rote Kreuz außerdem die Versorgung von AsylbewerberInnen übernommen. Die drei Asylantenheime „Don Bosco“, Luxemburg/Eich und das Frauenfoyer in Rédange werden vom Luxemburger Roten Kreuz verwaltet, somit liegt auch das – umstrittene – Flüchtlingsmanagement in seiner Verantwortung. Die Hilfsorganisation betreut damit mittlerweile staatliche Versorgungsbereiche und ist durch diese institutionelle Verflechtung schon fast zu einer parastaatlichen Organisation in einer breiten Masse von karitativen NGOs geworden. In zahlreichen internationalen Konflikten hat das Internationale Rote Kreuz seit seinem Bestehen geholfen – das weltweit bekannte Symbol ist als Sinnbild für Hilfe in die Geschichte eingegangen. Ruhmreich war die Geschichte des Roten Kreuzes freilich nicht immer. So wurde der Grundsatz der Nicht-Einmischung in Konflikte immer wieder von Rot-Kreuz-MitarbeiterInnen infrage gestellt, das Symbol auch noch in jüngster Zeit für politische Zwecke missbraucht. Anlässlich des 150. Jubiläums der Unterzeichnung der ersten Genfer Konvention und des 100-jährigen Bestehens des Luxemburger Roten Kreuzes hat das Historische Museum der Stadt Luxemburg den Versuch unternommen, die Geschichte der mittlerweile fest in der Gesellschaft verankerten Hilfsorganisation zu beleuchten, seine Licht- wie Schattenseiten zu zeigen. „Uns ging es um die Geschichte des Roten Kreuzes, aber auch um die Bedeutung, die diese Organisation in der Gesellschaft hat, und das wollten wir aus verschiedenen Perspektiven beleuchten – einmal historisch, aber auch mit aktuellem Bezug und in die Zukunft gerichtet“, fasst Kuratorin Dr. Gaby Sonnabend ihr Anliegen zusammen. Zwei Jahre lang wurde an dem Konzept gefeilt. Entstanden ist eine breite, anschauliche und vor allem kritische Ausstellung, die Einblicke in die Entwicklung der Hilfsorganisation in Luxemburg, aber auch der Organisation in der Welt bietet. Beim Gang durch die Ausstellungsräume erschließen sich den BesucherInnen die Zusammenhänge. Zur Erläuterung der Geschichte des Luxemburger Roten Kreuzes wird weit ausgeholt – und die Geschichte wird konsequent in internationale Zusammenhänge eingebettet.

Entstanden ist eine breite, anschauliche und vor allem kritische Ausstellung, die Einblicke in die Entwicklung der Hilfsorganisation in Luxemburg, aber auch der Organisation in der Welt bietet.

Am Beginn des Durchgangs zeigen Fotografien Flüchtlingselend in aller Welt. Wie an Wäscheleinen hängen die Aufnahmen dicht aneinander und schaffen eine Labyrinth-ähnliche Atmosphäre. Neben preisgekrönten Arbeiten, zum Beispiel einer Aufnahme aus Gaza, die 2012 mit dem World-Press-Award ausgezeichnet wurde, sind Fotografien renommierter Hilfs-Organisationen wie Handicap Internationals zu sehen. Die Bilder dunkler Kinder mit aufgeblähten Hungerbäuchen und großen Augen – ein gängiges und heute als überholt geltendes Spendenaufruf-Motiv der 1950er/1960er Jahre – kommen einem bekannt vor. In einem weiteren Raum wird das Thema „Spenden“ durch Statements und Zahlen vermittelt. An Bildschirmen kann man sich die Umfragen unter LuxemburgerInnen ansehen und so erfahren, wie es um ihre Spendenbereitschaft steht. Am Boden installierte weiße Schautafeln geben zudem Aufschluss darüber, wie viele NGO’s es in Luxemburg gibt oder was Menschen vom Spenden abhält (über 65% geben an, nicht über die entsprechenden finanziellen Mittel zu verfügen; 42% bezweifeln, dass die Spende etwas nutzen wird bzw. bei denen ankommt, die sie brauchen). Auch das Spendenverhalten der LuxemburgerInnnen ist festgehalten – mit 55 Prozent spenden die LuxemburgerInnen am meisten bei Todesanzeigen, 50% für das Rote Kreuz, 46% für den Televie. Eine „World Giving Map“ mit roten runden Kreisen zeigt ein Ranking der Spendebereitschaft im weltweiten Länder-Vergleich. Während die USA als wohltätigstes Land der Welt auf Platz eins liegen, kommt Luxemburg erst an 28. Stelle. Man erfährt, dass es insgesamt 8.491 Vereine und Stiftungen (asbl) im Land gibt und dass 18 Prozent der LuxemburgerInnen sich ehrenamtlich engagieren. Nur 10,5 Prozent geben an, aus „Solidarität“ mit notleidenden Menschen zu spenden. Knapp 40 Prozent wollen „sich nützlich machen“; knapp 20 Prozent nennen „Selbstverwirklichung“ als ihr Motiv.

Ein großflächiges Öl-Gemälde von Adolphe Yvon zeigt Napoleon III. in Feldherrnpose in der Schlacht von Solferino, jener blutigen Auseinandersetzung im Jahre 1859, die für den Genfer Henri Dunant, der sich gerade auf einer Geschäftsreise in Italien befand, das Initialerlebnis wurde, das ihn zur Gründung des Roten Kreuzes brachte. Unter dem Motto „tutti fratelli“ (alle sind Brüder) organisierte er die Versorgung der Kriegsverletzten beider Seiten. Die Schau zeigt frühe Dokumente sowie persönliche Manuskripte Dunants – Leihgaben der Genfer Bibliothek. Chirurgische Geräte, wie sie zu seiner Zeit im Felde zur ärztlichen Versorgung benutzt wurden, sind in einem Kasten ausgestellt. An einer Reproduktion von Zeitungsausschnitten aus dem Jahr 1855 kann man sehen, dass es erste Berichte von der Schlacht auch schon im Luxemburger Wort gab. Dunants Idee galt damals als geradezu revolutionär, weil erstmals der Gedanke im Vordergrund stand, unparteiisch zu helfen. Seine erste Bewährungsprobe hatte das Rote Kreuz im deutsch-französischen Krieg (1870/71). Die ausgestellten Dokumente machen es möglich, die Vorgeschichte der Genfer Konventionen zu rekonstruieren, deren erster Genfer Konvention Luxemburg 1888 beitrat.

Von Anbeginn an war das Rote Kreuz in Luxemburg sehr stark im liberalen Großbürgertum verankert und, entgegen seiner Reputation und seinen Grundsätzen, keinesfalls unabhängig vom Staat.

Ein weiterer Raum ist ganz den Geschehnissen im 1. Weltkrieg gewidmet, als der Geburtsstunde des Luxemburger Roten Kreuzes. Am 2. August 1914 besetzten deutsche Truppen Luxemburg. Nur vier Tage später rief Großherzogin Marie-Adelheid zur Gründung der nationalen Rot-Kreuz-Gesellschaft auf. Die Verwundetenpflege stand im Mittelpunkt der lokalen Versorgung von Soldaten aus den Nachbarländern und der zivilen Kriegsopfer. Im ganzen Land richtete das Rote Kreuz Lazarette ein, in einer Welle der Hilfsbereitschaft meldeten sich 800 Personen zum freiwilligen Dienst. Schwarz-Weiß-Fotografien von Hospitälern und von Rot-Kreuz-Schwestern – etwa in Düdelingen – illustrieren das Geschehen, einen sinnlich-makaberen Eindruck vermittelt eine urige Krankentransportbahre aus dem Jahr 1899.

Von Anbeginn an war das Rote Kreuz in Luxemburg sehr stark im liberalen Großbürgertum verankert und, entgegen seiner Reputation und seinen Grundsätzen, keinesfalls unabhängig vom Staat. Dank großzügiger Spenden war die Organisation vergleichsweise privilegiert. In höheren Kreisen kam karitatives Engagement regelrecht in Mode und wurde für adelige Fräulein quasi zur Ehrenpflicht. Nicht verwunderlich also, dass die Großherzogin von Anfang an Präsidentin des Roten Kreuzes war.

Auf frühen Plakaten in aufwendiger (Art-Deco-)Ästhetik wird für vom Roten Kreuz betriebene Ferienkolonnen geworben, zum Blutspenden aufgerufen oder vor Krankheiten gewarnt. „Krebs zu spät behandelt, tötet“, lautet etwa der Slogan eines Plakats, in dessen Mitte ein orange leuchtender Krebs zu sehen ist. Einige Plakate werben bereits für „Lotterien“ für den guten Zweck – Vorläufer des Televie-Spendenmarathons.

Im Anschluss daran wird die Phase der deutschen Besatzung Luxemburgs im Zweiten Weltkrieg kritisch beleuchtet, Versäumnisse nach der Machtergreifung gezeigt: Für das Luxemburger Rote Kreuz ist „die Zeit des Aufbruchs 1940 mit dem Einmarsch der Wehrmacht in das Großherzogtum beendet“ heißt es auf einer erklärenden Tafel. Und man liest, dass das Luxemburger Rote Kreuz in Montpellier ein Büro zur Unterstützung von geflüchteten Landsleuten einrichtete. 1941 erfolgte die Auflösung der Luxemburger Organisation, das Deutsche Rote Kreuz trat an seine Stelle. 1944 entstand auf eine Verordnung von Großherzogin Charlotte hin im Exil ein Londoner Komitee des Luxemburger Roten Kreuzes. Rasch wurde das Luxemburger an das Deutsche angeschlossen. Auf Werbeplakaten der Zeit wird das Rote Kreuz symbolischerweise von einem Reichsadler umkrallt – so wird die totale Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten deutlich. Ein wichtiges Kapitel der unrühmlichen Geschichte des Luxemburger Roten Kreuzes wird in der Ausstellung damit bewusst nicht ausgeklammert. Was in Luxemburg noch nicht selbstverständlich ist, ist für Kuratorin Gaby Sonnabend eine Selbstverständlichkeit und nur kohärent. Man habe sich schließlich auch dazu entschlossen, die Anfänge im Ersten Weltkrieg wie die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg zu zeigen.

Auf Werbeplakaten der Zeit der deutschen Besatzung wird das Rote Kreuz symbolischerweise von einem Reichsadler umkrallt – so wird die totale Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten deutlich.

Es leuchtet ein, dass ein Teil der Ausstellung dem Ehepaar Mayrisch und ihrem Engagement gewidmet ist. Im August 1914 gehörten sie zu den Gründungsmitgliedern des Luxemburger Roten Kreuzes und spielten auch bei dessen Wiederbegründung nach dem Ersten Weltkrieg 1921 eine tragende Rolle. Aline und Emil Mayrisch waren Vertreter eines liberalen Großbürgertums, für das soziales Engagement eine wichtige Rolle spielte. Auf der einen Seite der Stahlindustrielle und Präsident der Arbed-Werke Emil Mayrisch, der in seinem Werk eine aktive Sozialpolitik betrieb, auf der anderen seine Frau Aline, eine leidenschaftliche Kunst- und Literaturliebhaberin, die ebenfalls karitativ tätig war und sich für Frauenrechte stark machte. Emil Mayrisch war bis zu seinem Tod 1928 Vizepräsident des Luxemburger Roten Kreuzes, Aline Mayrisch von 1933 bis zu ihrem Tod im Jahr 1947 Präsidentin. In der Schau sind Aline Mayrischs Reitstiefel sowie alte Reisekoffer des Ehepaars ausgestellt. Ihren Landsitz, Schloss Colpach, vermachte Aline Mayrisch dem Roten Kreuz.

Als tragischer Held erscheint hingegen Henri Dunant in den Ausstellungsdokumenten. Erst dadurch, dass ein Journalist ihn 1895 in einem Artikel als Gründer des Roten Kreuzes nannte, gelangte der hochverschuldete und in Schweizer Finanzkreisen als „Looser“ geltenden Dunant zu spätem Ruhm. 1901 wurde ihm zusammen mit dem französischen Pazifisten Frédéric Passy der erste Friedensnobelpreis verliehen. Die Ausstellung zeigt Filmausschnitte aus Dokumentationen.

Eine weitere Etage ist ganz der Ikonographie der Rotkreuzschwester gewidmet. Anhand von Plakaten, Gemälden, Tellern und Postkarten mit dem Motiv der Rotkreuz-Schwester kann man nachvollziehen, wie es sich zu einem selbständigen Genre in der Darstellung der Krankenpflege entwickelte. Haube, Mantel und Armbinde mit Rotkreuz-Symbol an lieblich gezeichneten Frauenfiguren, die die Kranken fürsorglich pflegen und umsorgen, geben Aufschluss darüber, wie die Krankenpflegerin mit dem Rotkreuz-Symbol romantisiert, überhöht und sukzessive zur heilsbringenden Helferin ikonisiert wurde. Der Bezug zur christlichen Marienfigur liegt auf der Hand – mit ausgebreiteten Armen erinnert sie an die Mutter Gottes. Eine Gratwanderung zwischen der Darstellung als Heiliger oder Hure – war sie doch immer zugleich auch Männerfantasie.

Die sieben universellen Grundsätze des Roten Kreuzes „Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität“ sind, zusammen mit Erläuterungen, an die Wände eines Raumes geschrieben. Dass die Gebote der Neutralität und Unparteilichkeit, die seit je in Widerspruch zu den nationalen Interessen der Rot-Kreuz-Verbände standen, zunehmend verletzt wurden, zeigte sich im Zweiten Weltkrieg wie auch später. Niemals prangerte das Rote Kreuz die Zustände in den Konzentrationslagern international an – nicht einmal, als auf Druck des dänischen Roten Kreuzes Maurice Rossel als Abgesandter 1944 ins Vorzeigelager Theresienstadt im heutigen Tschechien geschickt wurde, um dem Internationalen Roten Kreuz Bericht über die Zustände in den Konzentrationslagern zu erstatten. In der Ausstellung sind Filmausschnitte aus Claude Lanzmanns Dokumentation „Un vivant qui passe“ (1979) zu sehen, aus denen klar hervorgeht, dass Rossel auch Jahrzehnte später noch abstritt, von den wahren Zustände in den ihm präsentierten Potemkinschen Dörfern gewusst zu haben. Auf einem Bildschirm kann man Auszüge aus dem Bericht lesen, den Rossel für das Internationale Rote Kreuz verfasste. Vom Reinwaschen bekannter Nazi-Größen zeugen in der Ausstellung auch Ausreisedokumente für NS-Verbrecher wie Klaus Barbie oder Paul Stange, denen mit den vom Internationalen Roten Kreuz ausgestellten Papieren die Flucht gelang.

Davon, dass bekannte Rote-Kreuz-Mitarbeiter den Neutralitätsgrundsatz später explizit brachen, kündet schließlich der berühmte Artikel Bernard Kouchners 1968 in Le Monde, in dem Kouchner ein Massaker in Nigeria anprangerte, sowie spätere Publikationen von „Ärzte ohne Grenzen“ (MSF), wie auch der umstrittene Roman „Kupferstunde“ des Roten-Kreuz-Delegierten Dres Balmer, der dort seine Eindrücke von Kriegsverbrechen in El Salvador wiedergab. Ärzte-ohne-Grenzen-Mitbegründer Bernard Kouchner sollte einer der ersten sein, der das Mantra des Roten Kreuzes „Wir reden darüber, was wir tun, nicht darüber, was wir sehen“ mit der Gründung seiner eigenen Organisation (1971) dezidiert durchbrach. „Unparteilichkeit ja, Neutralität nein!“ lautete fortan die Devise von Ärzte ohne Grenzen, die in der Folge konsequent die Medienöffentlichkeit nutzte, um auf Kriegsverbrechen aufmerksam zu machen.

Dass das Rotkreuz-Symbol auch in jüngster Zeit politisch missbraucht wird, zeigte sich zum Beispiel bei der Befreiung Ingrid Betancourts, die in Kolumbien jahrelang als Geisel festgehalten worden war. Bei der Aktion hatte ein Soldat, der um sein Leben fürchtete sich das Rotkreuz-Symbol über die Weste gestreift. Die Ausstellung verweist exemplarisch auf Fälle wie diesen. Dass das Rotkreuz-Symbol bei der Gründung von Hilfs-Organisationen in aller Welt Pate stand, zeigen schließlich Symbole wie der rote Halbmond, der rote Löwe mit roter Sonne sowie das „rote Kristall“ – der Versuch, eines von einer religiösen Symbolik losgelöstes Schutzzeichen zu kreieren.

Davon, dass bekannte Rot-Kreuz-Mitarbeiter den Neutralitätsgrundsatz später explizit brachen, kündet der berühmte Artikel Bernard Kouchners 1968 in Le Monde.

An Werbebannern gegen Ende des Ausstellungsrundgangs lässt sich schließlich der Wandel der Marketing-Strategien ablesen. Im 21. Jahrhundert ist Spendenwerbung, wie etwa auf einem Plakat von „Handicap International“, gnadenlos ästhetisiert. Ging es früher darum zu schocken und durch ausgestelltes Leid an das Mitleid der Menschen zu appellieren, so scheint sich im Wettbewerb der miteinander konkurrierenden Hilfsorganisationen eine von Zuversicht kündende Ästhetik durchgesetzt zu haben.

Trivialgegenstände am Ende des Ausstellungsrundgangs zeigen, dass das Rotkreuz-Symbol heute längst zu unserer Bildsprache gehört und zur Marke geworden ist. Von Matchbox-Autos über das sexy Karnevalskostüm einer Rotkreuz-Schwester bis zum Plastikenten-Accessoire findet man Kitsch in allen Variationen. Eine Foto-Wand, die Aufnahmen von Aktivitäten des Luxemburger Roten Kreuzes zeigt, rundet die Schau mit einem versöhnlichen Nostalgieblick ab. Der tut der ansonsten gelungenen Ausstellung keinen Abbruch. Und selbst, wenn einige kritikwürdige Themen, wie die Fälle von Geldmissbrauch beim Deutschen Roten Kreuz, nicht aufgegriffen werden, stellt die Ausstellung im Historischen Museum der Stadt Luxemburg die richtigen Fragen, indem sie den Grundsatz der „Neutralität“ als wunden Punkt herausstellt. Ohne die Verdienste der weltweit größten Hilfsorganisation zu schmälern, bleibt die Frage offen, ob politische Neutralität und Unparteilichkeit heute noch die Grundlage einer effektiven humanitären Hilfe sein können, und natürlich die noch grundsätzlichere Frage, ob renommierte halbstaatliche Hilfsorganisationen tatsächlich Helfer oder letztlich doch nur Verwalter des Elends sind.


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