Im Kino: Il pleut dans la maison

Die Alkoholabhängigkeit einer alleinerziehenden Mutter und deren Auswirkungen auf ihre noch minderjährigen Kinder werden in „Il pleut dans la maison“ mit viel Nuance und ohne Dramatisierung in den Fokus gerückt.

Mit dem mühsam zusammengekratzten Geld kaufen sich Purdey und Makenzy vor allem Süßigkeiten. (Foto: Condor Distribution)

Von außen betrachtet führen die 17-jährige Purdey (Purdey Lombet) und ihr 15-jähriger Bruder Makenzy (Makenzy Lombet) ein unbeschwertes Leben. Es sind Sommerferien und die beiden verbringen jeden Tag am nahegelegenen See Eau-d’Heure. Purdey kann zwar nicht schwimmen, dank aufblasbarem Flamingo bleibt ihr das Treiben auf den Wellen dennoch nicht verwehrt. Das Geschwisterpaar scheint viele Freiheiten zu genießen: Sie müssen nie zuhause Bescheid sagen, wo sie sind, sie rauchen quasi nonstop, sie können auch stets essen, was sie wollen, hauptsächlich Süßigkeiten und Junkfood. mehr lesen / lire plus

Aku wa sonzai shinai (Evil Does Not Exist)

In „Evil Does Not Exist“, seinem ersten Langspielfilm seit dem preisgekrönten „Drive my Car“ (2021), stellt der japanische Filmemacher Ryûsuke Hamaguchi erstmals nicht das urbane Milieu ins Zentrum. Stattdessen legt er den Fokus auf lange Einstellungen, die die Natur rund um ein japanisches Bergdorf zeigen, und ebenso lange Einstellungen, mit denen uns die Bürger*innen nähergebracht werden, die sich dafür einsetzen, die Natur vor einem Tourismusprojekt zu schützen. „Evil Does Not Exist“ entzieht sich, schon allein aufgrund des surrealistisch wirkenden Endes, einer eindeutigen Interpretation. Es entsteht sogar der Eindruck, dass es Hamaguchi stärker um Atmosphäre ging, als dass er mit seinem Film etwas Bestimmtes aussagen wollte. mehr lesen / lire plus

Im Kino: La Chimera

In ihrem neusten Streifen verbindet die italienische Filmemacherin Alice Rohrwacher verschiedene Formate, Genres und kulturelle Referenzen, um von einer Gruppe prekär lebender Grabräuber*innen zu erzählen. Mit mal poetischen, mal komödiantischen Untertönen geht sie moralischen und philosophischen Fragen nach, ohne abschließende Antworten zu liefern. Obwohl handwerklich beachtlich und durchaus unterhaltsam, gelingt es Rohrwacher jedoch nicht, die verschiedenen Elemente zu etwas Denkwürdigem zu verbinden.

Bewertung der woxx: XX

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Im Kino: The Iron Claw

„The Iron Claw“ ist ein in der Welt des Show-Wrestlings angesiedeltes Familiendrama. Leider ist der Film zu sehr auf Sentimentalität aus, um wirklich unter die Haut zu gehen.

Egal was passiert, die Brüder David, Kevin, Mike und Kerry (v.l.n.r.) halten zusammen. (© Ascot Elite Entertainment Group.)

Ein Landhaus in Texas in den frühen Morgenstunden: Gleich nach dem Aufwachen versucht Kevin (Zac Efron) seinen Bruder David (Harris Dickinson) dazu zu motivieren, doch mit ihm joggen zu gehen. Dieser dreht sich um und schläft weiter, wovon sich Kevin aber nicht abhalten lässt. Wenig später schon sehen wir ihn über Wiesen rennen und Gewichte heben, als hänge sein Leben davon ab. mehr lesen / lire plus

Dans les salles : Dune 2

Le second volet de la saga de science-fiction suit les péripéties du héros Paul sur la planète Arrakis, où, soutenu par la population indigène, il cherche à venger son père assassiné. Alors que le long-métrage se veut un film anticolonialiste, la représentation que le réalisateur Denis Villeneuve fait du protagoniste en « messie » à contre-cœur, ainsi que le traitement superficiel des autres personnages, ne réussissent pas à élever une narration aplatie. Quoique le rythme effréné et les plans époustouflants convainquent absolument par leur dimension spectaculaire.

L’évaluation du woxx : X
Tous les horaires sur le site. mehr lesen / lire plus

Im Kino: Das Lehrerzimmer

Eine Lehrerin versucht, alles richtig zu machen, macht dann jedoch einen folgenreichen Fehler. „Das Lehrerzimmer“ entzieht sich einer eindeutigen Lesart, gerade das macht den Film so spannend.

Carla wird nicht müde, ihre Kolleg*innen zu tadeln. Aber macht sie wirklich alles besser? (© Filmcoopi)

Eine Reihe von Diebstählen an einem Gymnasium sorgt bei der Belegschaft für Anspannung und Paranoia. Zu wie vielen es bereits gekommen ist, erfahren die Zuschauer*innen nicht, die Ernsthaftigkeit, mit welcher auf das Problem reagiert wird, soll uns aber vermitteln: Hier liegt etwas gewaltig im Argen.

Erzählt wird aus der Perspektive der erst seit Kurzem an der Schule unterrichtenden Mathematik- und Sportlehrerin Carla Nowak (Leonie Benesch). mehr lesen / lire plus

LuxFilmFest 2024: Drag, Blut und Konversionstherapie

Auch in diesem Jahr erwartet Besucher*innen des Luxembourg City Film Festival wieder ein interessantes Angebot an LGBTIQA-Filmen. Die woxx stellt vier Highlights vor.

(© Luxbox)

Toll

Vergangenen September feierte „Toll“, der mittlerweile zweite Langfilm der brasilianischen Filmemacherin Carolina Markowicz auf dem Toronto Film Festival (Tiff) Weltpremiere. Der Film handelt von Suellen (Maeve Jinkings), die mit illegalen Mitteln versucht, ausreichend Geld aufzutreiben, um ihren Sohn Tiquinho (Kauan Alvarenga) zu einem Priester in die Konversionstherapie zu schicken. Mit ihrem Film ist Markowicz nicht an Schwarz-Weiß-Malerei oder Schuldzuweisungen interessiert: Stattdessen ist „Toll“ eine nuancierte Analyse einer komplizierten Mutter-Sohn-Beziehung. Tiquinho ist nie nur wehrloses Opfer. mehr lesen / lire plus

Im Kino: The Zone of Interest

Wie macht man einen guten Film über den Holocaust? Mit „The Zone of Interest“ liefert Jonathan Glazer eine eher ungewöhnliche Antwort auf diese Frage.

Von den angrenzenden KZ-Mauern lässt sich Familie Höß nicht die Laune verderben. (© Filmcoopi)

Im Jahr 1940 wurde Rudolf Höß damit beauftragt, im besetzten Polen das Konzentrationslager Auschwitz aufzubauen. Während der Folgejahre verordnete er dort den Tod von rund 1,1 Millionen Jüd*innen und anderen politischen Häftlingen. 1947 wurde er im Rahmen der Nürnberger Prozesse zum Tode verurteilt. Höß gilt heute als einer der Hauptverantwortlichen der in Nazideutschland begangenen Kriegsverbrechen; er steht im Zentrum unzähliger Bücher, Filme und Serien. mehr lesen / lire plus

Im Kino: Poor Things

„Poor Things“ ist eine visuell beeindruckende schwarze Komödie. Die der Buchvorlage zugrunde liegende Kapitalismuskritik bleibt jedoch enttäuschend oberflächlich.

Gesellschaftliche Missstände bringen Bella zur Verzweiflung. (© Searchlight Pictures)

Seit „Poor Things“, der neuste Streifen des griechischen Filmemachers Yorgos Lanthimos auf den Filmfestspielen in Venedig Premiere feierte, wird er mehrheitlich gelobt. Der Film beruht auf dem 1992 erschienen gleichnamigen Roman des schottischen Autors Alasdair Gray. Darin fungiert die Erzählung aus Mary Shelleys „Frankenstein“ lose als Grundlage für eine sowohl feministische als auch sozialistische Kritik an einem neoliberal geprägten Menschenbild. Handlungsort des Romans ist Glasgow, eine Stadt, die, wie der 2019 verstorbene Gray stets bedauerte, trotz ihrer Schönheit nur selten als Schauplatz fiktionaler Erzählungen dient. mehr lesen / lire plus

Im Kino: May December

In seinem neuen Film „May December“ spielt Todd Haynes mit Perspektiven und Andeutungen. Das Ergebnis ist hochspannend, verstörend und zutiefst traurig.

Elizabeth (r.) sieht in Grace vor allem eine interessante Schauspielrolle. (© Netflix)

Nahaufnahmen von Insekten, dramatische Klaviermusik – schon die ersten Minuten von „May December“ machen deutlich, dass es sich nicht um einen Wohlfühlfilm handelt. Dabei wirkt die Handlung anfangs noch harmonisch. Es ist der 4. Juli in der idyllischen nordamerikanischen Küstenstadt Savannah. Der Himmel ist blau, die Menschen leicht bekleidet, im Hintergrund hört man ein Schlagzeugensemble. Vor einem großen Einfamilienhaus hievt eine Frau (Natalie Portman) Reisekoffer aus einem Auto. mehr lesen / lire plus

Im Kino
: How to Have Sex

Das Debüt der britischen Filmemacherin Molly Manning Walker handelt von sexualisierter Gewalt und Komplizenschaft. Ein Film, der unter die Haut geht.

Neu in den Kinos: „How to Have Sex“ von 
Molly Manning. (Walker. © Praesens Film)

„You Only Live Once“ – so oder so ähnlich scheint das Motto zu sein, dem Tara (Mia McKenna-Bruce), Skye (Lara Peake) und Em (Enva Lewis) bei ihrem Urlaub auf Kreta folgen. Schon nachmittags geht es los mit dem Trinken – wie die Getränke schmecken, ist egal, Hauptsache der Promillepegel steigt ununterbrochen. Kein Abend vergeht, an dem nicht mindestens eine der 16-Jährigen mit dem Kopf über der Kloschüssel hängt. mehr lesen / lire plus

Im Kino
: Fallen Leaves


Nüchtern, aber dennoch poetisch erzählt der finnische Regisseur Aki Kaurismäki in seinem Film von zwei einsamen Seelen.

Bevor Holappa zum Essen vorbeikommen kann, muss Ansa sich einen zweiten Teller kaufen. (© Filmcoopi)

Liest man Zusammenfassungen von Aki Kaurismäkis neuem Streifen, könnte man meinen, es handele sich um eine Romanze. Dabei ist „Fallen Leaves“ weit von diesem Genre entfernt. Es stimmt, dass sich darin ein Mann und eine Frau zueinander hingezogen fühlen, und es stimmt auch, dass sie die eine oder andere Verabredung miteinander haben. Dreh- und Angelpunkt des Films ist dies jedoch nicht.

Sie, Ansa (Alma Pöysti), arbeitet in einem Supermarkt. mehr lesen / lire plus

Im Kino
: Killers of the Flower Moon


In seinem neusten Film rückt Martin Scorsese eine Mordserie an indigenen Nordamerikaner*innen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Vordergrund. Obwohl der Film handwerklich überzeugt, ist die Entscheidung, aus der Perspektive eines weißen Mannes zu erzählen, nicht nachvollziehbar.

Robert De Niro und Leonardo DiCaprio können sich freuen: Obwohl Martin Scorseses neuster Film von einer Mordserie an indigenen Menschen handelt, ergatterten sie die Hauptrollen. (Quelle: Apple)

Die Darstellung indigener Nord-
amerikaner*innen im Hollywoodfilm ist seit jeher problembehaftet. Besonders in den ersten Jahrzehnten nach der Erfindung der Filmkunst war ihre Repräsentation wenig nuanciert: Bei indigenen Figuren handelte es sich entweder um Bösewichte oder aber um „edle Wilde“. mehr lesen / lire plus

Dans les salles : Àma Gloria

Calé dans l’enfance, à la saveur exotique d’un Cap-Vert pourtant pas idéalisé, le film de Marie Amachoukeli se pose en îlot de douceur dans une production cinématographique où la violence tient souvent lieu de discours.

La relation idyllique entre Cléo et sa nounou Gloria… (Photos : Pyramide films)

La jeune Cléo, qui a perdu sa mère très tôt, a été confiée par son père dès sa petite enfance à Gloria, qui vient du Cap-Vert. Celle-ci, déjà mère de deux enfants dans son pays, l’a élevée en région parisienne comme sa propre fille. En quelques plans habiles, la cinéaste suggère l’histoire familiale : père attentionné mais peu présent, nounou aimante et toujours là, relation quasi fusionnelle entre Cléo et Gloria. mehr lesen / lire plus

Im Kino: Anatomie d’une chute

In Justine Triets Film entwickelt sich die Rekonstruktion eines Sturzes zur Rekonstruktion einer Beziehungs
dynamik. Das Ergebnis ist fesselnd und berührend.

Vor Gericht muss sich Sandra für ihre Qualitäten als Ehefrau verantworten. (Fotos © Les Films Pelléas – Les Films de Pierre)

Sandra (Sandra Hüller) und Marge (Jehnny Beth) sitzen sich in einem Wohnzimmer gegenüber. Erstere ist Schriftstellerin, letztere Studentin. Es ist ein Interview, aber ein durchaus entspanntes: Immer wieder nippt Sandra an ihrem Glas Wein und stellt mindestens genauso viele Fragen wie sie beantwortet.

Plötzlich ertönt in einem der oberen Stockwerke des Hauses laute Musik, eine Instrumentalversion von 50 Cents P.I.M.P. mehr lesen / lire plus

Im Kino: Passages

Vordergründig eine queere Dreiecksgeschichte, geht es in „Passages“ um sehr viel mehr.

Tomas meint’s nicht böse, richtet mit seinem Verhalten aber dennoch Schaden an. (Fotos: © Courtesy of Sundance Institute)

„Passages“ hat etwas sehr Familiäres an sich. Das, obwohl der Handlungsverlauf nicht gerade den Stoff zahlreicher Filme darstellt. Im Zentrum steht der in Paris lebende deutsche Regisseur Tomas (Franz Rogowski), der nach Drehschluss seines letzten Projekts nach einem Kick hungert. Nach einem feucht-fröhlichen Abend in einem Club hat er zum ersten Mal in seinem Leben Sex mit einer Frau (Adèle Exarchopoulos). Am nächsten Morgen kann er es kaum erwarten, seinem Ehemann Martin (Ben Whishaw) davon zu erzählen. mehr lesen / lire plus

Im Kino: Barbie

In ihrem neusten Film stellt Greta Gerwig erneut eine Frau ins Zentrum, die mit gesellschaftlichen Erwartungen hadert. Anders als sonst geht es diesmal jedoch um die Plastikpuppe Barbie.

Gen Z kann mit Barbie herzlich wenig anfangen. (Copyright: Warner Bros)

Als vor ein paar Jahren bekannt wurde, dass Greta Gerwig die Regie eines Films mit dem Titel „Barbie“ übernehmen würde, war das, gelinde gesagt, eine Überraschung. Die US-amerikanische Filmemacherin, Drebuchautorin und Schauspielerin hatte sich bis dahin mit anspruchsvollen Charakterstudien über unangepasste Frauen einen Namen gemacht: Die Protagonistinnen von „Frances Ha“ (2012), „Lady Bird“ (2017) und „Little Women“ (2019) hadern allesamt mit den Erwartungen, die sowohl ihr Umfeld als auch die Gesellschaft an sie stellen. mehr lesen / lire plus

Dans les salles : Il sol dell’avvenire

Nanni Moretti livre dans son nouvel opus un autoportrait fictif doux-amer, piqueté d’humour et gonflé d’amour du cinéma. Un film réjouissant, même si reparti bredouille de Cannes.

Le cinéma est mort, vive le cinéma ! Nanni Moretti s’envole vers de nouvelles images. (Photo : Sacher Film/Fandango/Le Pacte/France 3 cinéma)

Et si croire encore au cinéma pouvait être placé en parallèle avec croire encore au communisme ? C’est ce que semble se demander un Nanni Moretti dopé à l’autofiction lorsqu’il se met en abyme dans la peau d’un cinéaste : Giovanni, son personnage, tourne un film d’époque. Un cirque hongrois y est accueilli par une section romaine du Parti communiste italien, juste avant la sanglante répression soviétique à Budapest en 1956. mehr lesen / lire plus

Im Kino: Blue Jean

In „Blue Jean“ folgt das Publikum der Sportlehrerin Jean durch ein dunkles Kapitel queerer Geschichte: 
die Einführung der Section 28 in Großbritannien, mit der die Verbreitung homosexueller Inhalte verboten wurde.

Viv (links) und Jean (rechts) führen eine glückliche Beziehung, wären da nicht Jeans Existenzängste aufgrund der Section 28. (Quelle: imdb.com)

Die Sportlehrerin Jean (Rosy McEwen) verheimlicht ihre Homo-
sexualität auf dem Arbeitsplatz, stößt im Alltag wiederholt auf Homofeindlichkeit und riskiert mit ihren Unsicherheiten die Beziehung zu ihrer Partnerin Viv (Kerrie Hayes). Druck ist in „Blue Jean“, dem Spielfilmdebüt der queeren britischen Regisseurin Georgia Oakley, allgegenwärtig und spiegelt damit die Zeit, in der die Handlung stattfindet. mehr lesen / lire plus

Im Kino: All the Beauty and the Bloodshed

Mit „All the Beauty and the Bloodshed“ bringt die Dokumentarfilmerin 
Laura Poitras ein intimes Porträt der US-amerikanischen Künstlerin und Aktivistin Nan Goldin auf die große Leinwand. Sie greift dabei so vielfältige Themen auf, wie Queerness und die amerikanische Opioid-Krise.

Nan Goldin bei einer Protestaktion. (Foto: Neon)

Nan Goldin als Rebellin zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung; ihr politisches Engagement erst auf die 2010er-Jahre zu datieren, irreführend. Tatsächlich war Goldins Schaffen nie etwas anderes als subversiv. Dass sie sich dabei von Beginn an auf ihr privates Umfeld bezog, bildet keinen Widerspruch dazu. In den 1970er-Jahren wurde Goldin Teil der queeren Szene in New York. mehr lesen / lire plus