FEMINISMUS: Echtzeitsex gegen das Kapital

Die Frau hat den ihr zugewiesenen Rollen- und Körperbildern zu entsprechen, wenn sie nicht ökonomisch und sozial untergehen will: Laurie Pennys Traktat „Fleischmarkt“ wütet gegen die männlich dominierte Geschlechternormierung und die damit verbundene Ausbeutungsstruktur.

Will den Feminismus wieder in eine radikale Gesellschaftskritik überführen: Die britische Autorin Laurie Penny.

Das letzte Jahrzehnt hat uns in Büchern wie „Wir Alphamädchen“, „Feuchtgebiete“ oder „Die neue F-Klasse“ mit einem zeitgenössisch-ironischen, individualistischen und selbstanalytischen „Feminismus“ konfrontiert, dem es an Wut, politischem Kampfgeist und an materialistischer Analyse fehlte. Den Autorinnen der genannten Bücher ging es vielmehr um individuelle Selbstermächtigung von Frauen beim Sex oder bei der Arbeit als um die Kritik gesellschaftlicher Bedingungen und deren Auswirkungen auf die Frau. mehr lesen / lire plus

FRAUEN IN DER KUNST: Bedingter Subjektstatus

In den Zwanziger- und Dreißigerjahren gestalteten Künstlerinnen die ästhetische Avantgarde aktiv mit. Doch bis heute stehen sie im Schatten ihrer männlichen Kollegen. Die Düsseldorfer Kunstsammlung NRW rückt nun ihre Werke mit einem Ausstellungskatalog ins Rampenlicht.

Begründete den surrealistischen Film: Germaine Dulac.

Wenn man heute die europäischen Avantgardebewegungen der zwei Jahrzehnte zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg aus kunstgeschichtlicher Perspektive betrachtet, ist die Dominanz männlicher Künstler offensichtlich. Künstlerinnen tauchen fast kaum und nur am Rande des Surrealismus, Dadaismus und Konstruktivismus auf. Nicht selten werden sie dabei lediglich als Begleitpersonal der Männer oder als Epigoninnen identifiziert.

Umso erfreulicher ist es, dass die am 15. mehr lesen / lire plus

SOZIOTOP DER EITELKEITEN: Viktorianischer Schickimicki

Ein Snob ist ein Frosch, der versucht, sich zur Größe eines Ochsen aufzublähen. – Diese giftige Charakterisierung hat im 19. Jahrhundert der Autor William Thackeray formuliert. Vor dem Hintergrund der beginnenden Industriegesellschaft beschreiben seine satirischen Charakterporträts den Egoismus der englischen Oberschicht.

Kein woxx-Leser, sondern ein Snob, karikiert im „Book of Snobs“ von William Makepeace Thackeray.

William M. Thackeray wurde 1811 in die englische Oberschicht geboren und hatte schon mit 18 Jahren sein gesamtes Erbe als Spieler und Müßiggänger durchgebracht. Aus Geldnot versuchte er sich als Schriftsteller, was nicht erfolglos bleiben sollte. Sein wohl bekanntestes Buch „Vanity Fair, or, A Novel Without Hero“ (1849) widmete sich der Eitelkeit und Geldgier der britischen Mittelklasse des 19. mehr lesen / lire plus

LOHNARBEIT: Schluss mit lustig

Weniger arbeiten, mehr verdienen, nur noch interessante Dinge tun –
so lautete das Lebensmotto der heute 30- bis 40-Jährigen am Ende der Neunzigerjahre. Katja Kullmann erzählt, wie die vermeintlichen Individualisten von einst sich heute in der kapitalistischen Realität wiederfinden.

Traum oder Albtraum?
Die „digitale Boheme“ nimmt ihren Arbeitsplatz einfach mit.

Nicht zum ersten Mal steht das Lebensgefühl einer Generation im Mittelpunkt des Interesses von Katja Kullmann. Der 2002 veröffentlichte Bestseller „Generation Ally. Warum es so kompliziert ist, eine Frau zu sein“ war den Frauen um die 30 gewidmet. In ihrem neuesten autobiographisch gefärbten Sachbuch „Echtleben“ geht es ihr um beide Geschlechter; genauer um die zwischen 1965 und 1980 Geborenen, die sie als „Neu-Erwachsene“ bezeichnet, und zu denen sie, Jahrgang 1970, selber zählt. mehr lesen / lire plus

KAPITALISMUS: Arbeiten ohne Ende?

Ein neuer Sammelband diskutiert die Zukunft der (Lohn-)Arbeit. Während einige Beiträge über eine mögliche Abschaffung der Arbeit nachdenken, wollen andere selbst noch die so genannte Freizeit nach dem Modell der Arbeitsgesellschaft regulieren.

Alternativen zur kapitalistisch organisierten Arbeitsgesellschaft denken – das ist das Anliegen des im Argument-Verlag erschienenen Readers „Arbeiten wie noch nie?!“. Unbezahlte „weibliche“ Reproduktionsarbeit, zunehmende Umweltprobleme, sozialer Absturz großer Teile der Bevölkerung, die Ausweitung des Niedriglohnsektors sowie die Senkung des Arbeitsvolumens sind für die Autorinnen und Autoren aus Deutschland und Österreich Anlass, die Organisation und den „Wert“ der Arbeit zu hinterfragen.

Arbeit, kommen die in dem Band versammelten Text überein, ist das Paradigma der gegenwärtigen Gesellschaft schlechthin und betrifft die gesamte Existenz des Menschen. mehr lesen / lire plus

AUTONOMIE UND DEPRESSION: Der gestrandete Mensch

Die „Kultur der Autonomie“ in unserer westlichen Gesellschaft führt zur Erschöpfung und Überforderung, argumentierte der französische Soziologe Alain Ehrenberg in seiner 1998 veröffentlichten Schrift „Das erschöpfte Selbst“. In seinem neuen Buch ist ihm die Autonomie des Individuums zentral für die Möglichkeit, gesellschaftliche Ungleichheit zu überwinden.

Zielt auf die Verringerung der sozialen Ungleichheiten in der neoliberalen Gesellschaft und verliert dabei deren Abschaffung aus dem Blick:
Der französische Soziologe
Alain Ehrenberg.

Der französische Soziologe Alain Ehrenberg, 1950 in Paris geboren und dort am Centre National de Recherche Scientifique tätig, hat in einer vor dreizehn Jahren veröffentlichten Studie den Zusammenhang von Depression und der gesellschaftlichen Entwicklung untersucht. mehr lesen / lire plus

LEISTUNGSWAHN: Plädoyer für die Müdigkeit

Der in Deutschland lehrende koreanische Philosophieprofessor Byung-Chul Han beklagt in seinem aktuellen Essay eine Gesellschaft, die auf Effizienz und Beschleunigung setzt, und so immer mehr ausgebrannte und erschöpfte Menschen hervorbringt. Seine Vision ist eine Gesellschaft der Müden.

Kontemplation, Langeweile und positive Müdigkeit:
In ihnen erkennt der Philosoph Byung-Chul Han Mittel, um sich wenigstens individuell den Zumutungen der Leistungsgesellschaft zu entziehen.

„Jedes Zeitalter hat seine Leitkrankheiten“ schreibt Byung-Chul Han zu Beginn seines Essays, der den vielsagenden Titel „Müdigkeitsgesellschaft“ trägt. Han widmet sich darin der Reflexion auf eine jener ?Leitkrankheiten‘, die er als für die Gegenwart bedeutsam erkannt zu haben meint. Seit 2010 lehrt der Philosoph als Professor an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. mehr lesen / lire plus