FOLK: Carbon Glacier

Laura Veirs – „Carbon Glacier“, Rough Trade, 2004.

„Carbon Glacier“ heißt die neue Scheibe der amerikanischen Songwriterin Laura Veirs. Passend zum Titel ist das Cover bewusst in schlichtem Schwarz-Weiß gehalten. Veirs ist keine Frau der großen Emotionen und doch jagen einem ihre unterkühlten, manchmal fast schon teilnahmslosen Interpretation kalte, aber nicht unangenehme Schauer über den Rücken. Emotionaler Ausverkauf, wie ihn eine Alanis Morissette betreibt, ist der Amerikanerin fremd, sie erinnert in ihren kryptischen Texten und simplen Folkweisen eher an Chan Marshall von Catpower. Waren auf ihrem Debüt „Troubled by the Fire“ deutlich die Country-Einflüsse hörbar, so sind Pedal Steel und Banjo nun gänzlich einem freien Experimentieren mit Songstrukturen gewichen. mehr lesen / lire plus

TANZ: Die Schönheit des Einfachen

Anlässlich des Tanzfestivals „Cour des Capucins“ sprechen die beiden Choreographinnen Annick Pütz (32) aus Luxemburg und Anu Sistonen (41) aus Finnland über Ausgangspunkte und Zukunftsperspektiven.

Annick Pütz führt im Rahmen des Festivals ihr Solo-Programm „Foliabis“ auf.

Wie sind Sie beide zum Tanzen gekommen?

Anu Sistonen: Mit sechs brachte mich meine Mutter zum Ballett. Als ich 13 Jahre alt war, merkte ich, dass ich die Möglichkeit hatte, aus dem Tanz meinen Beruf zu machen. Deshalb zog ich allein nach Helsinki und lebte dort bei einer Freundin der Familie. Das war ein ziemlich großer Schritt. Ich weiß nicht, ob ich meine vier-jährige Tochter in ein paar Jahren schon loslassen könnte. mehr lesen / lire plus

MUSEK: Keng kleng karéiert Chaos-Kanner

„In Defence of Rock“ heescht déi zweet Compilatioun vum lëtzebuerger Label Winged Skull. De Rock muss verteidegt ginn, mee géint wat? De Giordano Bruno (24),
ee vun de Grenner vum Label, schwätzt iwwert d’Problemer vun der lëtzebuerger Underground Musikszeen.

„Mir sinn eng kleng Oppositioun“, seet de Giordano Bruno iwwert den Underground-Label Winged Skull.

Ween ass Winged Skull?

Winged Skull ass am Dezember 1999 entstan. Et war eng Idee vun dräi Leit, déi an dräi verschiddene Gruppen waren an öfters Concert’en a Café’en gespillt hun. Iergendwann hu mir gemierkt, dass awer verschidde Läit un deem interesséiert waren, wat mir do gezwafft hunn. mehr lesen / lire plus

LITERATUR: Ein Kinderbuch ist keine Bonbonfabrik

Martin Klein schreibt Kinderbücher, aber nicht nur: Der ökologisch engagierte Berliner mag keine Etiketten.
In Echternach gibt er sich einen Monat lang die Ehre als Autor zum Anfassen.

„Ich bin kein Schriftsteller im Elfenbeinturm“: Martin Klein sucht den Austausch.

Am Feiertag könnte man doch nach Echternach fahren, um dort ein Eis zu essen. Das dachten sich so manche In- und Ausländer und zwängen sich durch enge Gassen, von der Menschenmasse zum Schlendern genötigt, lauern vor Eisdielen, in der Hoffnung auf einen freien Stuhl. Die Abteistadt probt den Belagerungszustand.

Aber einer hats gut. Martin Klein, seines Zeichens Autor und Diplom-Ingenieur für Garten- und Landschaftsplanung, sitzt abseits von hupenden Blechkolonnen und überfüllten Fußgängerzonen, im Hof eines spätgotischen Patrizierhauses und genießt das schöne Wetter. mehr lesen / lire plus

WOLFGANG PETERSEN: Il faut sauver le soldat Achille

Hollywood a chaussé ses sandales pour aller revisiter l’Antiquité du côté d’Homère.

N’y avait-il pas des Grecs à l’intérieur de ce cheval? Wolfgang Petersen signe une adaptation
spectaculaire mais superficielle de l’Iliade. (photo: PR.)

La bonne nouvelle d’abord: Non, Wolfgang Petersen ne fait pas parler ses acteurs dans la langue de l’époque. Plutôt que sur un semblant d’authenticité, le réalisateur allemand mise sur le spectaculaire.

Dans son adaptation très libre de l’Iliade d’Homère (rebaptisée „Troy“), tous les acteurs parlent anglais. Ils articulent parfaitement, même lorsqu’ils ont la poitrine transpercée par des flèches brûlantes. Heureusement, Achille et compagnie passent beaucoup plus de temps à se battre qu’à se parler. mehr lesen / lire plus

PEDRO ALMODOVAR: „Gott ist auf unserer Seite“

Pedro Almodóvar zieht die bedrückende Bilanz einer Kindheit in einem katholischen Jungeninternat.

Athletische Körper stürzen sich kopfüber in türkisblaues Wasser, Augen werden feucht und das Mascara rinnt. Wenn man Pedro Almodóvar eines nicht vorwerfen kann, dann ist es ein Mangel an Wiedererkennungswert. Oftmals scheint es als zeigte der Filmemacher lediglich verschiedene Aspekte einer einzigen Geschichte, außergewöhnlich gerne spielt er mit ähnlichen Motiven und Figuren. Nachdem der spanische Regisseur in seinen früheren Filmen gerne die Freiheit und das wilde Leben der „Movida“ in den 80ern in Szene setzte, widmet er sich in „La Mala Educación“ zum ersten Mal dem Thema Repression und Doppelmoral in Francos Spanien der 60er Jahre. mehr lesen / lire plus

MUSIKTHEATER: Von Menschen und Maschinen

Virus Alarm im Wellness- Zentrum: Charles Muller über Computer, Kulturpessimismus und musikalische
Gefühlsausbrüche.

„Ich bin kein Dekonstruktivist“:
Charles Muller präsentiert Unbequemes auf die unterhaltsame Art.

Bei Charles Muller trägt der Platzhirsch ein Geweih. Der Darsteller wird in seiner Rolle zur Metapher. Einer von ihrem Freund abhängigen Frau wird ein Hundehalsband angelegt. Und ein verlassener Maler schenkt seiner großen Liebe zum Abschied ein Bild mit einem Paar Schuhe. Es geht um Zwischenmenschliches: Macht, Liebe und das Ende von beidem. „Kommunikation und ihre Parameter sind von jeher meine Themen gewesen“, sagt der Regisseur und Schauspieler Muller, der im Auftrag des TNL die Kammeroper „Virus Alert“ inszeniert. mehr lesen / lire plus

ASHLEY JUDD: Fischen im Trüben

Ashley Judd tappt als energische Kommissarin auf der Suche nach einem Serienmörder im Dunkeln. Und mit ihr das Publikum.

Ashley Judd alias Kommissarin Jessica Shepard kramt in Erinnerungen.

Ein Film noir sollte Philip Kaufmans „Twisted“ werden, mit allem Drum und Dran. Ein nebeliges San Francisco, schummrige Bars und darüber, unheilvoll schwebend, die Schatten der Vergangenheit. Es geht um Schuld und Doppelmoral, Kindheitstraumata und falsche Fährten.

Jessica Shepard (Ashley Judd) macht sich unbeliebt. Nach einer gelungenen Festnahme wird sie zur Kommissarin im Morddezernat befördert, was viele ihrer männlichen Kollegen nur zähneknirschend akzeptieren. Gleich an ihrem ersten Arbeitstag wird sie zu allem Überfluss mit einer übel zugerichteten Wasserleiche konfrontiert. mehr lesen / lire plus