Blues/Singer-Songwriter
: Unendliche Weiten


Zum Jahresauftakt lädt das Team des „Gudde Wëllen“ den Ausnahmemusiker Jonathon Linaberry zu sich ein. Unter dem Pseudonym „The Bones of J.R. Jones“ tritt der New Yorker Musiker ohne falsche Bescheidenheit in große Fußstapfen.

Knochentrocken und doch tief beeindruckend: „The Bones of J.R. Jones“.

Auch wenn man – wie der Schreiber dieser Zeilen – bei dem Wort „Singer-Songwriter“ die Beine in die Hand nimmt und schnell um die nächste Ecke verschwindet, aus Angst demnächst mit einer Überdosis Gefühlsduselei langsam zu Tode gequält zu werden – so sollte man Jonathon Linaberry doch zumindest eine Chance geben. Denn, obwohl einem die Sounds ziemlich bekannt vorkommen, ist „The Bones of J.R. Jones“ doch entschieden anders. Vielleicht liegt das daran, dass Linaberry es versteht, die Melancholie des Blues zu verströmen und die Schönheit der amerikanischen Landschaft vor dem inneren Auge der Zuhörer erscheinen zu lassen.

Wie in dem monumentalen Clip zu seinem Song „Bless You“ angedeutet (es empfiehlt sich, die achtminütige „Extended Cut“ Version anzuschauen!), geht es bei „The Bones of J.R. Jones“ mehr um Stimmungen als um ein musikalisches Ganzes. Dies sollte auch nicht verwundern, beschreibt sich Jonathon Linaberry doch selbst in erster Linie als Schreiber.

So wirken seine Konzerte, von denen es ebenfalls Ausschnitte im Netz zu sehen gibt, denn auch eher wie eine Mischung aus Performance und Lesung. Der Musiker, der als Ein-Mann-Band auftritt, schlägt den Rhythmus mit einem Bassdrum-Pedal auf seiner Transportbox, während er mit dem linken Fuß einen Schellenkranz zum Klingen bringt, um Akzente zu setzen – über dem Ganzen schwebt sein Gitarrenspiel und seine etwas monotone und raue Bluesstimme.

Die erstaunliche Selbstsicherheit, mit der Jonathon Linaberry nun seinen besonderen Musikstil präsentiert – als hätte er nie einen anderen gehabt oder haben wollen -, lässt fast die Tatsache vergessen, dass diese Entwicklung keineswegs vorhersehbar war. Denn als Teenager, der in der Nähe von New York aufwuchs, war Linaberry Hardcore und Punk eigentlich viel näher als alles, was er heute macht. Die Begegnung mit Blues und Folk traf den jungen Musiker und Kunstbegeisterten unverhofft und beeindruckte ihn tief. Zu seiner Entscheidung, alleine Musik zu machen, erklärte er dem Magazin „Guitar World“ im Jahr 2014 (als sein erstes Album „Dark was the Yearling“ gerade erschienen war): „Niemand will einen traurigen Bastard in einer Ecke weinen hören. Ich wollte etwas Größeres machen als nur ein Solo-Projekt. Ich wollte etwas erschaffen, das die Menschen umhauen und zugleich in jeder Bar in jeder Stadt stattfinden kann“.

Seine Fangemeinde, die in den knapp zwei Jahren seiner Präsenz beträchtlich gewachsen ist, weiß es ihm zu danken. Und auch jenseits des Musikbusiness hat „The Bones of J.R. Jones“ Fuß gefasst: Sein Song „The Heat“ schaffte es zum Beispiel auf den Soundtrack einer Folge der US-Fantasy-Serie „Daredevil“ aus dem Marvel-Universum.

Wer das neue Jahr ebenso gemächlich wie inspiriert angehen möchte, der sollte sich am 11. Januar die Zeit nehmen und sich im „Gudde Wëllen“ einfinden.

Am 11. Januar im „Gudde Wëllen“.

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