WILCO: Zwischen Genius und Tinnitus

„A ghost is born“, Nonesuch Records, 2004.

„Less than you think“ heißt einer der Songs auf der neuen Wilco CD A ghost is born, und am Ende des Tracks ist ein zehnminütiges Fiepen zu hören. Ein Kunde auf Amazon erklärte, dass sich bei näherem Hinhören tatsächlich wahre Schönheit aus dem Geräusch entwickele. Etwas Reines, Ursprüngliches, so makellos wie das ganz in weiß gehaltene Plattencover. Maik Brüggemayer schwärmte im Rolling Stone diese Songs seien unbewohnte Räume, die man erst noch einrichten müsste. Auf das großartige Album „Yankee Foxtrott Hotel“ aus dem Jahre 2002 lässt Wilcos Mastermind Jeff Tweedy mit A ghost is born ein fahriges, schemenhaftes Opus mit Experimental-Musik folgen, auf dem nur vereinzelte Titel wirklich überzeugen können. mehr lesen / lire plus

Krachende Krankenschwestern: ART-NOISE-ROCK

Sonic Youth, „Sonic Nurse“, 2004 Geffen Records

Der Titel des ersten Songs verrät alles: Pattern Recognition. Wer Sonic Youth’s mittlerweile 19. Album Sonic Nurse hört, wird einiges wieder erkennen. Da sind die eindringlichen Stimmen von Kim Gordon und Thurston Moore. Da sind die extrem kratzigen, bisweilen dissonanten Gitarrenriffs von Lee Ranaldo. Neu erfunden haben die New Yorker sich und ihren Art-Noise-Rock auch nach mehr als 23-jähriger Schaffenszeit nicht – und trotzdem laufen sie zu lang vermisster Größe auf. Vielleicht, weil dieses Album nicht so experimentell daherkommt, sondern rockiger. Ganz sicher aber auch, weil Gordon und Moore so gut singen wie lange nicht mehr. mehr lesen / lire plus

FOLK: Carbon Glacier

Laura Veirs – „Carbon Glacier“, Rough Trade, 2004.

„Carbon Glacier“ heißt die neue Scheibe der amerikanischen Songwriterin Laura Veirs. Passend zum Titel ist das Cover bewusst in schlichtem Schwarz-Weiß gehalten. Veirs ist keine Frau der großen Emotionen und doch jagen einem ihre unterkühlten, manchmal fast schon teilnahmslosen Interpretation kalte, aber nicht unangenehme Schauer über den Rücken. Emotionaler Ausverkauf, wie ihn eine Alanis Morissette betreibt, ist der Amerikanerin fremd, sie erinnert in ihren kryptischen Texten und simplen Folkweisen eher an Chan Marshall von Catpower. Waren auf ihrem Debüt „Troubled by the Fire“ deutlich die Country-Einflüsse hörbar, so sind Pedal Steel und Banjo nun gänzlich einem freien Experimentieren mit Songstrukturen gewichen. mehr lesen / lire plus

ALTERNATIVER ROCK: Who the Fuck

PJ Harvey – „Uh Huh Her“, Universal Island Records 2004

„… you think you are?“, kreischt Polly Jean Harvey. Und ehrlich, man kann ihr Genervtsein verstehen. Wohl keinE KritikerIn, die nicht auf die vermeintliche Düsterkeit verweist, welche die Sängerin umgeben soll. (Fast) alle mühen sich, die Hörbarkeit ihrer Musik zu messen – wobei freilich unterstellt wird, dass ein Album umso hörbarer wird, je weniger es sich Mainstream, Pop und dem großen Geld versperrt. Wer sich PJ Harveys siebtem Album Uh Huh Her so nähert, sollte es am besten gleich sein lassen. Die rotzige Gitarre, die kühl kalkulierte Melange aus Melodie und Disharmonie, die intimen, bisweilen ironischen Texte entziehen sich nämlich konventionellen Hörgewohnheiten. mehr lesen / lire plus

JAZZ: Eric Alexander

Nightlife in Tokyo

(jitz) – A 34 ans, le saxophoniste américain Eric Alexander a sorti 16 albums personnels et a participé à plus de 70 productions d’autres musiciens de jazz plus ou moins renommés. Malgré cette activité débordante, il ne parvient pas vraiment à décoller. Et pourtant, il n’a rien à envier à d’autres saxophonistes de sa génération, comme le démontre de nouveau son CD récent Nightlife in Tokyo: gros son chaleureux, technique impeccable, et des idées mélodiques et harmoniques à profusion pour construire ses thèmes et ses improvisations. Peut-être qu’il n’y a plus de place dans la catégorie „jazz néo-classique“. mehr lesen / lire plus

ROCK: Courtney Love Courtney Love

Sie ist wieder da: Courtney Love hat mit dem selbstironisch betitelten „America’s Sweetheart“ ihr erstes Soloalbum vorgelegt. Das kann sich hören lassen: Schon auf dem Opener „Mono“ röhrt die einstige Punkbraut und heutige Hollywood-Skandalnudel wie zu alten Zeiten. Da heimste Courtney als Sängerin der Punkband Hole erste Rock-Lorbeeren ein. In „Julian, I’m a little bit older than you“ legt sich die Enddreißigerin mal eben mit Julian Casablancas von den Strokes an. Nach dem Motto: Was du kannst, Junge, kann ich schon lange. Dabei helfen ihr zahlreiche hochkarätige MusikerInnen. Etwa Ex-4 Non Blondes Songschreiberin und Pink-Mentorin Linda Perry, die derzeit so etwas wie eine eingebaute Erfolgsgarantie vorweisen kann. mehr lesen / lire plus

KUNSTVOLLER DISCO-ROCK: Franz Ferdinand

Eine „Art-Rock“-Sensation aus Schottland, deren Debüt für ein Riesen-Medienecho sorgt. Vier junge Musiker, die zum Teil an der renommierten Glasgower School of Arts studieren und korrekte Klamotten aus den 50ern cool finden. Ein skurriler Bandname, benannt nach dem in Sarajevo ermordeten österreichischen Erzherzog. Achtung: Wer jetzt die Nase rümpft und sich verächtlich abwendet, verpasst etwas. Franz Ferdinand sind kein Punk – egal, was einige Rezensenten glauben machen wollen. Aber sie sind so gut, dass wir sieunbedingt vorstellen müssen. Jedes Lied der Glasgower Jungs ist ein Ohrwurm und extrem tanzbar. Knappe vierzig Minuten dreht die Scheibe, mehrmaliges Hören nicht mitgerechnet. „I’m alive and how I know it. mehr lesen / lire plus

PUNK: A New Romance

Pretty Girls Make Graves, „The New Romance“, Matador Records 2003.

Der Plattenteller dreht die vierte Runde mit ein und derselben Scheibe. Ganz klar: Eine neue Romanze bahnt sich an. Anlass für diese Euphorie ist Andrea Zollo, Sängerin und Texterin von Pretty Girls Make Graves. Schon auf dem Debütalbum „Good Health“ hat ihre Stimme aufhorchen lassen – irgendwo zwischen Zorn und Zärtlichkeit, zwischen laut und leise, zwischen Punk und Pop, aber immer ein bisschen Sad Girl. Die zierliche Zollo wäre (fast) nichts ohne ihre anderen Girls, die allesamt Jungs sind: Schlagzeuger und Gitarrist Nick Dewitt, Gitarrist Jason Clark und Bassist Derek Fudesco – zusammen schaffen sie „intelligenten Dance-Punk“, wie ihn die US-amerikanische Musikpresse etwas hochtrabend nennt. mehr lesen / lire plus

JAZZ: Jeremy Pelt Sextet.

Insight. Criss 1228. www.crisscrossjazz.com

Talent énorme

C’est aux Pays-Bas que se forgent les futures stars du jazz américain. Alors que l’industrie musicale américaine néglige magnifiquement le réservoir intarissable de jeunes musiciens ultra doués, le label néerlandais „Crisscrossjazz“, accueille depuis 25 ans les meilleurs des indésirables pour des productions peu coûteuses, mais d’autant plus intéressantes. Dernière découverte de ce label: le trompettiste Jeremy Pelt, 130 kilos, à la sonorité énorme et agile comme une gazelle. Accompagné par d’autres jeunes loups, il a enregistré son CD en une journée (!). Sur celui-ci on trouve une majorité de compositions personnelles aux relents harmoniques des „Messengers“ d’Art Blakey, aérées de quelques échappées libertaires plus contemporaines. mehr lesen / lire plus

JAZZ: Frotteur de frettes fragmentaire

Hétéroclite, diront les grincheux. Plurivalent, serait une appréciation bien plus positive pour la multitude de climats que dispense le nouveau CD du guitariste allemand Ro Gebhardt, basé dans la région sarrebruckoise et que l’on entend aussi régulièrement au Luxembourg. Que se soient des bossas, des numéros en „up tempo“, des standards réarrangés, du pop-jazz léché, ou encore cet arrangement symphonique grandiloquent, il affiche toute la palette de ses talents de compositeur et d’instrumentiste. Viser plus large que le seul public puriste est un exercice d’équilibriste périlleux que Ro Gebhardt a maîtrisé avec goût, en adjoignant des aspérités harmoniques et rythmiques bien jazziques aux quelques chansonnettes somme toute assez lisses. mehr lesen / lire plus

ROCK: Room on Fire

Die Rezensionsmaschine läuft: Vom genörgelten „Nichts Neues“ bis zum euphorischen „This really is it“ reichen die Statements der Musikgurus zum lang erwarteten zweiten Album von The Strokes. Wer sich freizumachen weiß vom aktuellen Hype und Anti-Hype wird feststellen: Room on Fire ist tatsächlich so etwas wie der Zwilling zum Debüt „Is this it?“, wenngleich die elf neuen Songs mit einem regelrechten Knall enden. Kein leises Rausschleichen zum Schluss mehr. Auch Zwillinge haben ihre Extravaganzen.

Die New Yorker machen, was sie am besten können, und das sind nun mal ironisch-melancholische Rocksongs mit diesem unnachahmlichen blechern scheppernden Gesang eines Julian Casablancas. Lässig hingerotzte Ohrwürmer gibt’s en masse, stets versehen mit dem Strokes-Markenzeichen der leichten Unterproduktion und kleinen, atemberaubenden Überraschungen (Nick Valensis Gitarre und Fab Morettis Schlagzeug sei’s gedankt). mehr lesen / lire plus

TROMBONES A GOGO: Slide Hampton

Spirit of the horn

On se sent toujours à l’aise entouré de ses semblables, mais à défaut d’apport extérieur, on risque aussi de se confiner dans un monde morose et monochrome. C’est ce qui est arrivé au tromboniste Slide Hampton, qui s’est entouré de douze autres maîtres de la coulisse pour constituer un bigband où ni trompettistes ni saxophonistes n’ont obtenu de droit de séjour. Leurs interprétations trombonesques de quelques standards assez rabattus („April in Paris“, „Dolphin Dance“, „Cherokee“, …) peuvent paraître originales de prime abord, mais on se lasse rapidement de leur timbre peu variable. Respect tout de même pour Slide Hampton, qui à 71 ans est toujours au sommet de son art. mehr lesen / lire plus

CD-LUX: Friess oder stierw

Toxkäpp, Kitshickers, Defdump, The Last Millenium Suckers … – die wichtigsten Luxemburger Lokalmatadoren sind jetzt auf einem Sampler der Kulturfabrik zu haben. Professionell produziert, bietet die Scheibe so manchen Ohrenschmaus und beglückt zudem die Ungeduldigen: Wer vergeblich auf das Debüt der „Astronoï ds“ wartet, wird hier immerhin einmal fündig, das softe „Feeling Greedy“ kann ohne Übertreibung als eines der besten Stücke auf dem Demo-Sampler gelten, neben dem kraftvollen „Cliche“ der Metallband Defdump.

Wer’s lieber klassisch punkig mag, dem/der helfen die Millenium Suckers auf die Sprünge (die Polit-Message ist aber ziemlich oberflächlich, oh yeah!).

Für Instrumentalfans und LiebhaberInnen schwermütigen Gitarrengefrickeles ist ebenfalls was dabei – wenngleich der eine oder andere Song etwas einfallslos daherkommt und eher wie Mogwai-Möchtegern klingt. mehr lesen / lire plus

FOLK-POP: The Coral

Von der Leichtigkeit des Seins

Ach, was waren das für Zeiten, mag der eine oder die andere vielleicht bei dem zweiten Album von The Coral denken. An Lagerfeuer und sorglose, bekiffte Peaceniks denken lassende Musik wie aus den guten, alten 1960ern. Nur dass die Jungs aus der Liverpooler Region gerade mal eben volljährig sind – aber bereits jetzt zum Feinsten gehören, was die Insel derzeit zu bieten hat. Wehmütig klingende Surf-Gitarren, aufmunternde Basslinien, sehnsüchtig-eindringlicher Gesang, mal mit Country-Einschlag, mal poppig-psychedelisch (wunderbar: „Confessions of a DDD“).

Nichts ist neu, alles schon mal da gewesen. Das räumen die sechs altklugen Rotzlöffel in ihrem Song „Don’t Think You’re the First“ auch entwaffnend ehrlich ein. mehr lesen / lire plus

AVANTGARDE ROCK: The Mars Volta

de-loused in the comatorium

Zeit sollte man sich für de-loused in the comatorium unbedingt nehmen. Das Debütwerk, ein Konzeptalbum der ehemaligen Bandmitglieder Omar Rodriguez-Lopez und Cedric Bixler Zavala von „At the Drive-In“ klingt alles andere als eingängig. Die musikalische Hommage an einen verstorbenen Freund, der 1996 bei dem Versuch, sich das Leben zu nehmen, zunächst ins Koma fiel, ist nichts für schwache Nerven – zu vertrackt die Soundlinien, zu komplex das orchestrale Mit- und Gegeneinander von Frickel-Gitarren, atemlosem Bass (gespielt von Red Hot Chilli Pepper Flea), sphärischen Keyboards, hämmerndem Schlagzeug und schließlich Cedrics bombastischem Gesang.

Die abgedrehten Höhenflüge von The Mars Volta besiegeln zwar die Abkehr vom früheren Punkrock à la Fugazi. mehr lesen / lire plus

Jazz: John Taylor

Rosselyn

(jitz) – Le pianiste anglais John Taylor cultive l’art de l’équilibre musical instable. Son dernier CD, produit par le label ECM, ne comporte que de la musique aux pulsations lentes et à la dynamique plutôt douce. Mais cette sérénité apparente est bien trompeuse: les mélodies sont à peine saisissables, les phrases se développent sans début ni fin apparentes, et les tensions harmoniques ne trouvent que rarement la résolution que l’on attend en toute logique. Le contrebassiste Marc Johnson, avec ses contrepoints inhabituels, et le batteur Joey Barron, qui fait résonner ses cymbales et peaux sans coups secs, soutiennent à merveille cette philosophie musicale de l’alerte tranquille. mehr lesen / lire plus

Chanson: Josette Kalifa et David Venitucci

Chansons de Léo Ferré et de Jean-Roger Caussimon

(md) – Plus ou moins convenus, plus ou moins laborieux et, souvent, plus ou moins obligés, les „hommages“ à répétition, qui marquent la fin de cette première décennie „sans Léo“, ont aussi l’avantage de favoriser l’émergence de quelques talents authentiques, parmi lesquels Josette Kalifa, accompagnée par David Venitucci à l’accordéon. En quatorze plages, ce flamboyant duo propose un survol réussi du répertoire de l’immense „graine d’anar“ que fut Ferré – et ce, autant par la relecture originale de titres „grand public“ („La vie d’artiste“, „Jolie môme“, …), que par la reprise de chansons souvent méconnues comme „La lune“, „Paris c’est une idée“ ou „Ça t’va“. mehr lesen / lire plus

Pop: Radiohead

Hail to the Thief

(gk) – A la première écoute, cet album laisse perplexe. Il y a de bons morceaux sur „Hail to the Thief“, mais c’est tout de même un amoncellement assez curieux de sonorités diverses et de mélodies curieuses que Radiohead nous a concocté là, vous direz-vous. A la deuxième écoute aussi. Pourtant, curieusement, cela passe et repasse dans votre lecteur CD, jusqu’à ce que vous accrochez définitivement. Et là, tous les titres s’ouvrent soudainement, comme par magie, à l’ouï e, révélant toute leur beauté et leur grande complexité au niveau des arrangements. „Sit down. Stand up“ en est un exemple parfait. mehr lesen / lire plus

Chansons: Charles Suberville

(md) – C’est un personnage attachant, d’aucuns préciseront même une „tronche“ ou une „gueule“ du microcosme artistique local, devenu aujourd’hui incontournable: Charles Suberville. Il est de toute l’actualité des dernières semaines: présentation d’un nouveau CD au Centre culturel français le 21 mai, série de concerts privés à la mémoire de Jacques Brel à la Cour grand-ducale, récital impromptu (et remarqué) au théâtre d’Esch le 18 juin, ou émouvante participation à l’hommage rendu à l’historien Marcel Jullian, résistant rescapé du Grund des années sombres, sont autant de points de repère pour évoquer la carrière d’un comédien-chanteur qui, du „Petit conservatoire de Mireille“ des années 60, aux plus récentes productions du TOL, n’aura, aux côtés des plus grands, eu à coeur que de servir „la grande dame de la chanson“, avec respect et talent. mehr lesen / lire plus

JAZZ: Gëllene Gast

Le nouveau projet du musicien luxembourgeois, qui a sans doute le plus de succès à l’étranger, Gast Waltzing, s’appelle Largo. Un CD vient de sortir sous le titre Fables of Lost Time. A côté du trompettiste, „Largo“ est formé par Jeroen Van Herzeele (tenor saxophone), Michel Reis (Fender Piano & Hammond B3), Laurent Hoffmann (bass), Reiner Elute Kind (drums) et Chi (D.J. & Rap). C’est là du jazz très „lounge“, où les „scratchings“ de Chi ainsi que le travail poussé sur „Protools“ et les solos – qui partent plutôt dans tous les sens – de Gast Waltzing, peuvent agacer un peu, voire beaucoup. mehr lesen / lire plus