TERRITORIEN DES WIDERSTANDS: Aufstand der Peripherie

In seinem Buch „Territorien des Widerstands“ vertritt Raúl Zibechi die These, dass die Elendsviertel der lateinamerikanischen Großstädte Orte des Widerstands und der Gegenmacht seien. Dafür gibt es bis jetzt aber lediglich ein paar Ansätze.

Orte der Selbstzerstörung, wie der Soziologe Mike Davis sagt, oder „der neue entscheidende geopolitische Schauplatz“, wie Raúl Zibechi analysiert? Die Elendsviertel und urbanen Peripherien Lateinamerikas.

Als Raúl Zibechi das Buch „Territorien des Widerstandes. Eine politische Kartografie der urbanen Peripherien Lateinamerikas“ 2008 in Buenos Aires im spanischen Original veröffentlichte, war der „Cacerolazo“, der so genannte Aufstand der Kochtöpfe in der argentinischen Hauptstadt von 2001, längst Geschichte. Viele weitere Aufstände und Protestbewegungen weltweit standen noch bevor: Ob auf der Puerta del Sol in Madrid, im Zuccotti-Park in New York oder im Gezi-Park in Istanbul – an vielen Orten entstanden neue Formen des Aufbegehrens gegen den globalen Kapitalismus und für mehr soziale Gerechtigkeit und Selbstbestimmung. mehr lesen / lire plus

Kein Weltuntergang vor 2052: Geduld, Kassandra!

Auch die übernächste Klimakonferenz wird’s nicht richten. Und was dann? Die langfristigen Prognosen von Jørgen Randers verstören Pessimisten wie Optimisten gleichermaßen. Und Demokraten sollten besser gleich weghören.

„Der König überall.“
Friedrich der Große,
„wohlwollender Diktator“,
inspiziert den von ihm
gegen die Ernährungskrise verordneten Kartoffelanbau.

Gute Nachrichten zum Auftakt der 19. Weltklimakonferenz in Warschau: Die beiden Länder mit dem höchsten CO2-Ausstoß, China und die USA, arbeiten zusammen und haben große Fortschritte bei der Senkung ihrer Emissionen erzielt. Doch im Falle Chinas handelt es sich um eine Senkung des Ausstoßes relativ zum BIP (Bruttoinlandsprodukt), welches weiterhin schnell wächst. Und die US-Maßnahmen werden nicht reichen, um den Rückstand aufzuholen, der durch den ungehemmten Ausstoß des vergangenen Jahrzehnts entstanden ist. mehr lesen / lire plus

ERINNERUNG: Zu Staub werden

Mehr als drei Jahrzehnte nach der Gewaltherrschaft der Roten Khmer beschäftig sich Kambodscha noch immer nur zögerlich mit seiner blutigen Vergangenheit. Nur wenige Täter wurden vor Gericht gestellt und verurteilt. In dem Buch „Auslöschung“ interviewt der Filmregisseur Rithy Panh einen der Massenmörder.

Die Opfer der Roten Khmer sollten nicht nur ermordet, sondern sämtliche Spuren ihres Daseins ausgelöscht werden: Registraturfotos aus dem Tuol Sleng Gefängnis, das unter dem Kürzel „S21“ schreckliche Berühmtheit erlangte.

„Viele Kinder wissen heute nur, dass ihre Großeltern unter den Roten Khmer gestorben sind, aber sie wissen nicht warum. Wenn sie das wissen, kann es vielleicht einen inneren Frieden geben – für sie und ihre Eltern.“ mehr lesen / lire plus

MENSCHENRECHTE: Vom Bellen zum Beißen

Soziale Menschenrechte sollen eine menschenwürdige Existenz nicht nur formal garantieren, sondern auch die materiellen Rahmenbedingungen einklagbar machen. Michael Krennerich legt eine Bestandsaufnahme vor und zeigt: In der EU sind es vor allem Migranten, die von diesen Bedingungen ausgeschlossen bleiben.

Teil des Kampfes für soziale Menschenrechte: Näherinnen protestieren gegen die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie von Bangladesch.

Ist von Menschenrechten die Rede, denken viele zunächst an Meinungs- und Pressefreiheit oder das Verbot von Folter und Diskriminierung. Doch neben den „politisch-bürgerlichen“ gewinnen zunehmend die „sozialen Menschenrechte“ an Bedeutung. So etwa das Recht auf Wasser, Nahrung, Arbeit, Bildung, Gesundheitsversorgung oder angemessene Unterkunft. Ob Indigene sich gegen den giftigen Abbau von Gold und Silber zur Wehr setzen, Slumbewohner gegen ihre Zwangsräumung kämpfen oder Kleinbauern die Patentierung von Saatgut verhindern wollen – sie alle beziehen sich mittlerweile auf diese Garantien, die von den Vereinten Nationen 1966 im Sozialpakt festgeschrieben und später in zahlreichen UN-Konventionen spezifiziert wurden. mehr lesen / lire plus

INSELGESCHICHTEN: Der Ort des Mangels

„Lampedusa – Begegnung am Rande Europas“ ist ein vielschichtiges ethnographisches Porträt des Kulturanthropologen Gilles Reckinger über die Einwohner der italienischen Mittelmeerinsel.

Lampedusa, die italienische Insel im Mittelmeer, wird in den Medien seit geraumer Zeit fast ausschließlich in Zusammenhang mit der rigorosen EU-Flüchtlingspolitik erwähnt. Gilles Reckinger zeichnet in seiner Ethnographie ein anderes Bild von der Insel und ihren 5.700 Bewohnern, eines jenseits der mediatisierten Flüchtlingsankünfte. Ihn interessiert das Alltagsleben der Einwohner an diesem „Ort der Übergänge“, ihre Sorgen und Ängste, ihre Freuden und Träume. Der Ethnologe schreibt über Begegnungen, über Inselbewohner, über Lampedusani.

Da wäre beispielsweise der Taxifahrer Tommasos. Den 55-Jährigen lernt der Autor kennen, als dieser gerade eine deutsche Journalistin herumchauffiert. mehr lesen / lire plus

AUFBRUCH DER ERINNERUNG: Francos langer Atem

In Spanien herrschte über die Folgen des Bürgerkriegs und über die Verbrechen der Diktatur lange Zeit ein „Pakt des Schweigens“. Der Österreicher Georg Pichler hat ein eindrucksvolles Buch darüber geschrieben, wie es dazu kam und wie das Schweigen gebrochen wurde.

Die nicht aufgearbeitete Vergangenheit des Franco-Regimes prägt die Gegenwart der spanischen Gesellschaft zutiefst: Spanische Franquisten bei der Offiziersausbildung in Avila, wo auch Nazi-Offiziere der „Legion Condor“ unterrichteten.

Das Dorf Joarilla de las Matas in der Provinz León kennt kaum jemand. Es liegt abseits der Haupt- und Nebenstraßen. In das kastilische Nest mit nicht einmal 400 Einwohnern sind die Freiwilligen der „Associación para la recuperación de la memoria histórica“ (ARMH) gekommen, der Vereinigung für die Wiedererlangung der historischen Erinnerung, um nach Leichen zu graben. mehr lesen / lire plus

ÜBERLEBENDE DES HOLOCAUST: Flucht war die einzige Möglichkeit

Auch in Argentinien waren Juden zur Zeit des „Dritten Reiches“ unerwünscht. Einige gelangten dennoch ins Land. In „Die versteckten Kinder“ erzählt Diana Wang von jüdischen Kindern, die dem Holocaust entkamen und dort Zuflucht fanden.

Kati ist privilegiert. „Und zwar deshalb, weil meine Cousinen und Cousins bereits 1938 nach Argentinien gingen, so dass ich nicht nur Einzelkind, sondern von da an auch die einzig verbliebene Enkelin war.“ Kati wird 1933 in Budapest geboren. Wie viele ungarische Juden in den Dreißigerjahren lassen sie ihre Eltern taufen. Die Familie legt den Nachnamen Hartenstein ab und nennt sich Hantos. Obwohl sie nicht reich ist, wird Kati verwöhnt. mehr lesen / lire plus

FEMINISMUS: Echtzeitsex gegen das Kapital

Die Frau hat den ihr zugewiesenen Rollen- und Körperbildern zu entsprechen, wenn sie nicht ökonomisch und sozial untergehen will: Laurie Pennys Traktat „Fleischmarkt“ wütet gegen die männlich dominierte Geschlechternormierung und die damit verbundene Ausbeutungsstruktur.

Will den Feminismus wieder in eine radikale Gesellschaftskritik überführen: Die britische Autorin Laurie Penny.

Das letzte Jahrzehnt hat uns in Büchern wie „Wir Alphamädchen“, „Feuchtgebiete“ oder „Die neue F-Klasse“ mit einem zeitgenössisch-ironischen, individualistischen und selbstanalytischen „Feminismus“ konfrontiert, dem es an Wut, politischem Kampfgeist und an materialistischer Analyse fehlte. Den Autorinnen der genannten Bücher ging es vielmehr um individuelle Selbstermächtigung von Frauen beim Sex oder bei der Arbeit als um die Kritik gesellschaftlicher Bedingungen und deren Auswirkungen auf die Frau. mehr lesen / lire plus

KRIMINALITÄT DER GESELLSCHAFT: „Wirf dich hin und stell dich tot“

Der Sammelband „NarcoZones“ bietet eine vielschichtige Analyse des Drogenhandels in Lateinamerika. Ein Autorenkollektiv beschreibt, wie es zur Hegemonie der Gewalt kam.

Die Schnauze gestrichen voll:
Demonstration in Mexiko gegen den Drogenkrieg.

Paco ist überall. In den Armenvierteln von Buenos Aires raucht angeblich die Hälfte der Jugendlichen die Kokain-Basispaste, in Europa und Nordamerika ist der Stoff als Crack bekannt. In Südamerika ist er vor allem in Argentinien, Brasilien und Uruguay verbreitet. Paco ist billig, es ist mit Kerosin, Putzmittel oder gemahlenen Glassplittern gestreckt. Der Rausch dauert nur kurz, doch die Folgen sind umso härter: Depressionen und Krämpfe, Organ- und Gehirnschäden sowie ein zerstörtes Nervensystem.  mehr lesen / lire plus

FRAUENBEWEGUNG IN LUXEMBURG: 40 Jahre Rechtfertigung

20 Jahre Cid-femmes und 40 Jahre MLF. Die Luxemburger Frauenbewegung feiert einen doppelten Geburtstag mit einem Buch, das eine Gratwanderung zwischen Institutionalisierung und Authentizität dokumentiert.

Als Jean-Claude Juncker 1995 seine CSV-Parteikollegin Marie-Josée Jacobs zur Ministerin für Frauenförderung ernannte, nahm er nicht nur seinem Koalitionspartner LSAP, sondern auch der grünen und linken Opposition mit ihren Forderungen nach Gleichstellung der Frauen den Wind aus den Segeln. Er dokumentierte damit aber auch den teilweisen Erfolg einer jener „neuen sozialen Bewegungen“, die in der Folge der 68er Revolten entstanden waren und deren Forderungen zunächst in homöopathischen Dosen, dann aber in größerem Umfang in die Realität umgesetzt wurden. mehr lesen / lire plus

KOLONIALISMUS UND DIE FOLGEN: Sturzfahrt in die Hölle

Das Buch „Kongo. Eine Geschichte“ des Belgiers David Van Reybrouck hat neue Maßstäbe in der Geschichtsschreibung über Afrika gesetzt. Es ist zudem nicht nur umfangreich informativ, sondern spannend und auf hohem Niveau geschrieben.

Symbol des afrikanischen Antikolonialismus:
Patrice Lumumba, der erste frei gewählte Premierminister des Kongo.

„Nkasi saß auf der Bettkante und hatte den Kopf gesenkt. Mit seinen alten Fingern versuchte er sein offen stehendes Hemd zuzuknöpfen. Er war gerade erst aufgewacht.“ David Van Reybrouck beschreibt seine erste Begegnung mit Etienne „Papa“ Nkasi minutiös bis ins kleinste Detail. Bei seinem Anblick habe der 128 Jahre alte Kongolese „Mundele“ gemurmelt, was „Weißer“ bedeute. mehr lesen / lire plus

FRAUEN IN DER KUNST: Bedingter Subjektstatus

In den Zwanziger- und Dreißigerjahren gestalteten Künstlerinnen die ästhetische Avantgarde aktiv mit. Doch bis heute stehen sie im Schatten ihrer männlichen Kollegen. Die Düsseldorfer Kunstsammlung NRW rückt nun ihre Werke mit einem Ausstellungskatalog ins Rampenlicht.

Begründete den surrealistischen Film: Germaine Dulac.

Wenn man heute die europäischen Avantgardebewegungen der zwei Jahrzehnte zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg aus kunstgeschichtlicher Perspektive betrachtet, ist die Dominanz männlicher Künstler offensichtlich. Künstlerinnen tauchen fast kaum und nur am Rande des Surrealismus, Dadaismus und Konstruktivismus auf. Nicht selten werden sie dabei lediglich als Begleitpersonal der Männer oder als Epigoninnen identifiziert.

Umso erfreulicher ist es, dass die am 15. mehr lesen / lire plus

FEMINISTISCHE KRITIK: Wörter als Waffe?!

Der Berliner Argument Verlag gibt ein Wörterbuch des Feminismus heraus. Klassische Stichworte wie Abtreibungskampagne, Ehe und Frauenbewegung reihen sich an unerwartete wie Gesamtarbeit, Hoffnungslosigkeit, Karneval oder Kibbuz. Erschwerend für das Verständnis der Beiträge ist allerdings das oftmals gebrauchte marxistische Vokabular.

Betrachtet Feminismus und Marxismus als zwei Formen von „Befreiungswissen“: Frigga Haug, Herausgeberin des Historisch-kritischen Wörterbuches des Feminismus.

Die Sprache und das Sprechen erschaffen unsere Wirklichkeit. Der gesellschaftlich wie individuell verfügbare Wortschatz bildet zugleich die Grenze wie den Möglichkeitsraum für menschliches Denken, Begreifen und Erleben – kurz: für unsere Erfahrung der Welt. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass sich die feministische Sprachkritik als eigenständiges Anliegen von Frauenbewegungen wie Geschlechterforschung etablierte. mehr lesen / lire plus

KOCHEN: Ohne Mampf kein Kampf

Wer nichts von guter Küche versteht, hat auch keine Vorstellung von Utopie und sozialer Gerechtigkeit. Ein nun auf Deutsch erschienenes Kochbuch zeigt: Die Überwindung der politischen Macht kommt aus den Töpfen.

Ob das schmeckt? Wenn die Kochkünste der Partei „Die Linke“ so fad sind wie ihre Politik, wird auch ein wenig „Bio“ das Ganze nicht genießbar machen.

Mit leichter Hand verwandelt Paul Klee ein Linienknäuel in ein Bild. Jedes Kunstwerk verändert die Welt. Für einige seiner Studenten, Mitglieder einer spartakistischen Zelle, sind die Visionen des „Meisters“ Aufrufe zur Insurrektion. Aus jeder Vorlesung ziehen sie einen revolutionären Aphorismus. So verbinden sich am Staatlichen Bauhaus in Weimar in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts nicht nur die Bereiche Kunst, Architektur und Design. mehr lesen / lire plus

GESELLSCHAFTSKRITIK: Revolution auf Samtpfoten

Theodor W. Adorno habe Marx nicht begriffen, lautet ein gängiges Gerücht. Eine neue Studie zeigt:
Wer so spricht, hat meist weder von Marx noch von Adorno viel verstanden.

Sagen, was sich nicht sagen lässt:
Der Philosoph Theodor W. Adorno.

Als im Jahr 2003 der hundertste Geburtstag von Theodor W. Adorno begangen wurde, nutzten zahllose Laudatoren die Gelegenheit, um die kritische Gesellschaftstheorie des Philosophen zu erledigen, zu entsorgen, so weit als möglich um ihren kritischen Gehalt zu bringen.

Adorno zählte zu einem Kreis kritischer Theoretiker, die man nach ihrer Rückkehr aus dem US-amerikanischen Exil an ihre frühere Wirkungsstätte nicht zufällig häufig als „Frankfurter Schule“ betitelt hat. mehr lesen / lire plus

KRITIK & SOZIALE BEWEGUNG: Mühen des Alltags

Der New Yorker Starintellektuelle Mark Greif bietet in seiner Essay-Sammlung „Bluescreen“ wenig Analyse und viele popessayistische Assoziationen zu Alltagsphänomenen. Immerhin überzeugt der Sympathisant von „Occupy Wallstreet“ als Chronist der Bewegung.

Hat zu allem eine Meinung: Der Essayist Marc Greif.

Der Tahrir-Platz von Kairo war das Zentrum des Umsturzes in Ägypten, die Puerta del Sol in Madrid wurde zum Treffpunkt der spanischen „Indignados“, und im New Yorker Zuccotti-Park nahm „Occupy-Wallstreet“ ihren Anfang als internationale Bewegung. Der Protest gegen die Banken und das Finanzsystem fand einen vorläufigen Höhepunkt in einem weltweiten Aktionstag Mitte Oktober. Doch begonnen hatte er mit der Besetzung des Parks in Manhattan einen Monat zuvor. mehr lesen / lire plus

NATIONALSOZIALISMUS: Orgie der Zerstörung

Christian Goeschel hat den „Selbstmord im Dritten Reich“ studiert und dabei auch die unterschiedlichen Motive der Menschen in den Blick zu rücken versucht. Sein an sich spannendes Thema hat der Historiker leider nicht befriedigend umgesetzt.

Eine Untersuchung über „Selbstmord im Dritten Reich“ scheint ein etwas irritierendes Unternehmen zu sein. Zunächst fallen einem all die Menschen ein, die, verfolgt von der bestialischen Mordmaschinerie der Deutschen, weit Schlimmeres zu befürchten hatten als den Tod. Hat man diesem Gedanken die nötige Zeit gelassen, stellt sich vielleicht die Frage, warum nicht unzählige glühende Anhänger des Nationalsozialismus nach dessen militärischer Niederlage, um den Sinn ihres Lebens gekommen, sich dasselbe genommen haben. mehr lesen / lire plus

GEWALTFORSCHUNG: Arithmetik der Barbarei

Der Evolutionspsychologe Steven Pinker versucht mit fragwürdigen Quellen und Zahlenspielen zu belegen, wie die Gewalt im Verlauf der Menschheitsgeschichte abgenommen habe. Dass mit dem Wandel der Gesellschaftsformen auch die Gewalt in anderen Formen auftritt, kommt ihm indes nicht in den Sinn.

„…warum die Menschheit, anstatt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten, in eine neue Art von Barbarei versinkt“: SS-Offiziere im Vernichtungslager Auschwitz beim gemeinsamen Umtrunk. (Zitat: Theodor W. Adorno und Max Horkheimer)

Zu den gängigen Statistiken steht die These, die Steven Pinker in seinem neuen Buch „Gewalt. Eine neue Geschichte der Menschheit“ gezogen hat, merkwürdig quer: Dass die Welt friedlicher und die Menschen weniger gewalttätig geworden sind. mehr lesen / lire plus

EUROPA: Die Nation ist der Freiheit Feind

Er war der Vordenker der europäischen Einheit: der italienische Intellektuelle und einstige Kommunist Altiero Spinelli. Mit der politisch-ökonomischen Realität der EU haben seine Ideen, die aus einer radikal antinationalen Perspektive resultierten, indes nicht viel gemein.

Denker der europäischen Einheit: Altiero Spinelli.

Der Beschluss der europäischen Staats- und Regierungschefs auf dem Brüsseler Gipfeltreffen Anfang Dezember, zur Bekämpfung der Euro-Schuldenkrise einen neuen zwischenstaatlichen Vertrag über eine strengere europäische Haushaltsaufsicht abzuschließen, hätte Altiero Spinelli nicht überzeugt: „Die europäischen Angelegenheiten, die doch nur noch gemeinsam, mittels gemeinsamer Gesetze und einer gemeinsamen Regierung geregelt werden können, bleiben trotz aller europäischen ?Verträge` in den Händen der Nationalstaaten. mehr lesen / lire plus

DROGENKRIEG IN MEXIKO: Blutige Balladen

Der Konflikt um den Drogenhandel in Mexiko hat unvorstellbare Dimensionen angenommen. Die Reportagen der Ethnologin Jeanette Erazo Heufelder berichten vom Alltag der Menschen zwischen Drogenanbau, skrupellosen Kriminellen und korrupten Beamten.

Massengräber, Massaker und bewaffnete Auseinandersetzungen – fast täglich erreichen uns aus Mexiko Meldungen, die über einen Krieg berichten, dessen Ausmaß niemand mehr nachvollziehen kann. Von 50.000 Toten ist die Rede, von 230.000 Vertriebenen und von jährlich 10.000 entführten Migrantinnen und Migranten. Hinter diesen Zahlen verschwinden die sozialen Verhältnisse, in denen sich die Killer der Kartelle, Polizisten und Soldaten blutig bekämpfen. Kaum ein Bericht kann vermitteln, was in den Mikrokosmen der mexikanischen Gesellschaft passiert: Wie leben die Menschen in den Gemeinden, die von der Mafia kontrolliert werden? mehr lesen / lire plus