Der aussichtsreichste republikanische Kandidat: Skrupellos im Dienst der Nation

Nicht erst bei den Vorwahlen zur US-Präsidentschaft kämpft Donald Trump mit allen Mitteln. Wer ist dieser Mann und von wem wird er gewählt?

Lang wurde er von den Republikanern gar nicht ernst genommen, nun verwandelt Donald Trump die Partei gegen den Willen des Establishments mehr und mehr in seine eigene: populistische Sprüche und Hetze gegen Minderheiten helfen ihm dabei. (Foto: Gage Skidmore / Flickr)

Lang wurde er von den Republikanern gar nicht ernst genommen, nun verwandelt Donald Trump die Partei gegen den Willen des Establishments mehr und mehr in seine eigene: populistische Sprüche und Hetze gegen Minderheiten helfen ihm dabei. (Foto: Gage Skidmore / Flickr)

Der Milliardär Donald Trump hat im Wahlkampf bislang gegen alle politischen Regeln der Kunst verstoßen und liegt trotzdem vorne. Wie ist das möglich? In der Geschichte der USA hat bisher noch nie ein republikanischer Kandidat, der von den Parteiälteren so offen angefeindet wurde, die Nominierung gewonnen. Und doch scheint er zu gewinnen.

Wer ist dieser Mann? Donald Trump, der den Amerikanern bis dato in erster Linie durch Klatschblätter und seine Reality-TV-Serie bekannt war, kam am 15. Juni 1946 als viertes von fünf Kindern des Grundstücksmaklers Frederick Trump Jr. in New York zur Welt. Er wurde in eine reiche Familie geboren, und bis heute ist nicht eindeutig geklärt, ob er tatsächlich der brillante Unternehmer ist, als der er sich ausgibt, oder ob er einfach mit seinem Erbe gezockt hat und dabei hin und wieder auch mal gewann. Journalisten, die nachweisen wollen, dass er weitaus weniger Geld hat als die von ihm behaupteten fünf bis sechs Milliarden Dollar, werden stets erfolglos verklagt, und Trump hat bereits angekündigt, dass er, sollte er Präsident werden, das Presserecht erheblich aushöhlen will.

Abgesehen davon präsentiert er keine politischen Ideen, sieht man von Vorschlägen wie einem Mauerbau an der Südgrenze nach Mexiko und einem Einreisverbot für alle Muslime ab. Er ist ein Choleriker, der bei jeder Kleinigkeit die Fassung verliert. Er beleidigt Politiker, Kollegen, Kriegsveteranen, Schwarze, Latinos, Frauen und Behinderte, bei seinen Wahlkampfveranstaltungen schwadroniert er anderthalb Stunden lang zusammenhangslos vor sich her. Er ist mehr oder minder offen rassistisch und wird vom Ku Klux Klan bejubelt. Die renommierte jüdische Wochenzeitung „Jewish Journal“ berichtete, dass Trump auch bei anderen rechtsextremen Randgruppen, teilweise auch solchen mit terroristischen Verbindungen, enorm beliebt ist – sie machen für ihn Wahlkampf.

Trump hat bereits angekündigt, dass er im Falle seiner Präsidentschaft das Presserecht aushöhlen will.

Doch Trump hatte schon immer mit anrüchigen Organisationen zu tun. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, Verbindungen zur Mafia gehabt zu haben und seinen Einfluss in der New Yorker Politik benutzt zu haben, um einen mit ihm befreundeten Kokaindealer aus dem Knast rauszuhalten. Dennoch lieben ihn seine zahllosen Fans. Dabei ist sein Appeal im Grunde leicht zu erklären. Trump ist nicht nur ein schillernder Narzisst, sondern auch eine autoritäre Persönlichkeit nach klassischem Bild, im Grunde nicht viel anders als Orban, Erdogan oder Putin. Er verkauft sich als ein skrupelloser Geschäftsmann, der seine Skrupellosigkeit nun in den Dienst der Nation stellen will.

Der Politikwissenschaftler Matthew MacWilliams hat 358 Wählerinnen und Wähler befragt und festgestellt, dass der Rückhalt für Trump in fast jeder Bevölkerungsgruppe zu finden ist, weitgehend unabhängig von Alter, Geschlecht, Ideologie und Einkommens- oder Bildungsniveau. Bei Trump-Wählern stehen Konformität, eine sichere Ordnung, feste soziale Normen und Furcht vor Außenseitern weit oben. Sie wünschen sich eine aggressive Staatsführung und eine aggressive Gesetzgebung bei der Durchsetzung der gewünschten Werte. Sie sind von der Angst vor Veränderungen motiviert, und so tut Trump gut daran, im Wahlkampf an den wirtschaftlichen und politischen Ängsten der Amerikanerinnen und Amerikaner zu rütteln.

Bislang konnte Donald Trump auf diese Weise fantastische Resultate einfahren, doch es gilt zu beachten, dass es auch sehr viele Wählerinnen und Wähler gibt, die ein völlig gegenteiliges Wertesystem haben und daher einen Kandidaten wie ihn niemals unterstützen würden. Hinzu kommt, dass ein Grund für seine bisherigen Wahlerfolge die Zahmheit seiner republikanischen Konkurrenten ist. Bisher wurde er von ihnen fast nie vehement angegriffen.

Das wäre im November anders, wenn es in den tatsächlichen Präsidentschaftswahlkampf geht. Hillary Clintons Team plant bereits jetzt einen brutalen Frontalangriff durch massenweise Werbespots, der wohl auch durch die Arbeit der Presse unterstützt werden wird. Sollte der vermeintlich starke Mann als ein Schwächling enttarnt werden, könnte womöglich sein ganzes Fundament ins Wanken geraten.

Siehe auch Die demokratischen Kandidaten: Präsidentschaft oder Prinzipien
 und Vorwahlen in den USA
: Warm-up für 
die Titanenschlacht.

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