Einkaufsstadt Luxemburg: In Erwartung des Royal Hamilius

Geschäftschließungen und Stress wegen Baustellen, wie steht es um den Luxemburger Handel?

Gerade beim Branchenmix fällt auf, dass einige Dinge des täglichen Bedarfs im Cityhandel schwer zu beschaffen sind.

„Luxemburg kann seine Position als „internationale Shopping-Destination“ behaupten so das knappe Fazit des Wirtschaftsgeografen Wolfgang Haensch, der als Partner von Cima Beratung und Management GmbH die „City-Studie Einkaufsstadt Luxembourg“ geleitet hat. Die letzten Vergleichszahlen stammen aus dem Jahr 2010, und entsprechend deutlich zeichnet sich die Entwicklung in den jüngsten Erhebungen ab, die vom November 2016 datieren.

So konnte der geschätzte Umsatz von 365 Millionen Euro auf 534 Millionen gesteigert werden. Auch die Verkaufsfläche vergrößerte sich in der Obertstadt und Bahnhofsviertel um 13 Prozent. Allerdings ging die Zahl der Einzelhandelsunternehmen um 11 Prozent zurück. Ursache hiervon ist der Konzentrationsprozess, der auch andernorts zu beobachten ist und in Luxemburg wohl am besten durch die Saturn-Filiale illustriert wird, deren Etablierung nicht wenige Elektrofachgeschäfte zur Aufgabe gezwungen hat.

Eine weitere Veränderung zeichnet sich beim Bahnhofsviertel ab, das an Gewicht gewonnen hat, aber mit einem etwas „konsumigeren“ Angebot aufwartet. Insgesamt hat sich die Rolle der Oberstadt als „höherwertige“ und eben teurere Einkaufsgegend weiter verfestigt.

Mit einer gewissen Spannung wurden die Zahlen zu den Passantenfrequenzen erwartet, da die große Zahl von Baustellen in der Stadt immer wieder als Ursache für die Probleme im Handel angeführt wird. Die Cima-Messungen stellen aber fest, dass sich die Werte an den meisten Zählstationen erhöht haben; besonders im Bahnhofsviertel konnten hohe Anstiege festgestellt werden, sodass dort inzwischen fast soviel Umsatz zu verzeichnen ist wie in der Oberstadt.

Eine andere deutliche Veränderung betrifft den Samstag, der als Haupteinkaufstag weiter zugelegt hat, und dies am ausgeprägtesten in der Oberstadt. Die Avenue de la Gare kommt zwar während der Woche an die Werte der Grand-Rue heran, fällt am Samstag aber stark ab – was sich durch ihre Rolle als Durchlaufstation für viele PendlerInnen erklärt.

Betont optimistisch gibt sich die Studie hinsichtlich der Bewertung der Einkaufstadt Luxemburg durch die Kundschaft: Etwas Kritik gibt es lediglich an der Angebotsvielfalt, an den Öffnungszeiten und an der Qualität der Kaufberatung – die ein Kompetenz- aber nicht zuletzt auch ein Sprachenproblem ist.

Sauberkeit und Sicherheit scheinen wichtige Merkmale des Verkaufsstandorts zu sein, während das Freizeitangebot etwas schlechter bewertet wird. Besonders die letztere Erkenntnis hatte während der Pressevorstellung das Interesse der Bürgermeisterin geweckt. Für Wolfgang Haensch geht es hier wohl vor allem darum, die Shoppingtour kindgerecht zu gestalten und genügend „Abgagemöglichkeiten“ zu schaffen.

(Foto: RG)

Trier als Hauptkonkurrent

Dass Trier weiterhin als Hauptkonkurrentin gilt, wird auch durch das Einkaufsverhalten der deutschen BesucherInnen deutlich, die weniger zum Einkaufen als zum Flanieren in die Stadt kommen.

Die zentrale Herausforderung ist nach Haenschs Überzeugung aber die Online-Präsenz des Luxemburger Handels. Denn nur die wenigsten Geschäfte verfügen über Online-Shops. Hier sollten Stadt und Union commerciale durch ein einheitliches Portal die Attraktivität auch für die eigene Bevölkerung, die durchaus auch Online-Shopping betreibt, erhöhen.

Weniger erfreulich dürften die Ergebnisse der Studie für die EinwohnerInnen der Stadt Luxemburg sein. Die Auflistung des Branchenmixes zeigt, dass Nahrungs- und Genussmittel, Spielwaren, Sportartikel und „baumarktspezifische Sortimente“ in Luxemburg-Stadt kaum oder nur unterdurchschnittlich anzutreffen sind. Dass Bekleidung, Schuhe, Porzellan und Schmuck für Einheimische wie für TouristInnen sehr attraktiv sind, kann kaum darüber hinwegtrösten, dass die KundInnen für ein paar Schrauben lange suchen müssen.

Gerade in Bereich des täglichen Bedarfs hätte ein detaillierter Vergleich mit Trier Aufschluss darüber geben können, wieso die Stadt an der Mosel bei den LuxemburgerInnen so hoch im Kurs steht.


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