Mouvement écologique contra Google

Der Bau des Google-Data-Centers in Luxemburg wird immer wahrscheinlicher. Ein Überblick über die vom Mouvement écologique in den vergangenen Monaten kritisierten Punkte.

Google als Symbol für verfehlte Wirtschaftspolitik. Mouvement-Aktion vor dem Grand Théâtre.
(Bildquelle: www.meco.lu)

Was hat Umweltschutz mit Google zu tun? „Der Mouvement écologique erwartet (…) klare Aussagen, aufgrund welchen reell zu erwartenden mittelfristigem wirtschaftlichen Mehrwertes die Regierung die Ansiedlung von Google in Luxemburg derart befürwortet!“ Das schrieb die Umwelt-NGO Anfang Oktober dieses Jahres. Im Juli hatte der Internetriese dem Luxemburger Staat eine Art Ultimatum für den Kauf von Grundstücken zwecks Bau eines Data Centers gestellt. Doch erst im September hatte die Regierung – die das Projekt befürwortet – eine Einigung zwischen den betroffenen Landbesitzer*innen erreichen können.

Das Projekt blieb auch danach in Frage gestellt, bis am 11. Dezember bekannt wurde, dass Google die Grundstücke bei Bissen gekauft hat. Bevor über den Bau des Data Centers entschieden werden kann, müssen jetzt erst noch landesplanerische Prozeduren durchlaufen und Studien, unter anderem zur Umweltverträglichkeit, erstellt werden.

Steht Google für qualitatives Wachstum?

„Was heißt ‚grünes‘ Wachstum?“ Fragen wie diese, vom Mouvement in Zusammenhang mit dem Google-Projekt im Oktober aufgeworfen, werden sicher wieder diskutiert werden, wenn die Entscheidung für das Data Center konkreter wird. Die NGO will sich nicht für oder gegen Google aussprechen, sondern die Frage in einem breiteren Zusammenhang sehen. Die Regierung versucht bekanntlich, unter anderem mithilfe des Rifkin-Prozesses, ein neues, „qualitatives“ Wachstumsmodell für Luxemburg zu entwickeln. Dabei soll das Land weiterhin von den wirtschaftlichen Vorteilen des Wachstums profitieren, so die Regierung, ohne aber dessen Nachteile – Bevölkerungszuwachs, Pendlerströme und Ressourcenverbrauch in Kauf nehmen zu müssen.

Wo Daten fließen, fließt auch Strom. Google-Data-Center in The Dalles, Oregon, USA.
(Wikimedia / Visitor7 / CC BY-SA 3.0)

Das Data Center würde tatsächlich mit nur 300 Arbeitnehmer*innen eine erhebliche Wirtschaftsleistung erbringen, dafür allerdings 25 Hektar Land und enorme Mengen an Strom und Wasser verbrauchen. Man erachte es „als unerlässlich, dass die Regierung weitaus konkreter offenlegt, was sie denn nun unter ‚grünem Wachstum‘ reell versteht“, schrieb der Mouvement und stellte die grundsätzliche Frage: „Welcher Ressourcenverbrauch (Energie, Fläche, Wasser …) wird zudem im Verhältnis zu welcher Wertschöpfung als vertretbar angesehen?“

Nischenpolitik, Strompreisdumping, Wasserverbrauch

Weitere Punkte, die von der NGO aufgeworfen wurden, sind: Geht es hier um eine neue Nische, angesichts des Vetos Luxemburgs bei den EU–Plänen zur Besteuerung der Internetkonzerne? Ist der für Google attraktive, niedrige Strompreis mit den klimapolitischen Erklärungen der Regierung vereinbar? Was bedeutet der Wasserverbrauch von über zehn Prozent des landesweiten Konsums für die Ökonomie der Trinkwasserversorgung?

Ob es der Mouvement écologique wohl bedauert, dass das Data Center am Ende wahrscheinlich doch gebaut wird? Immerhin hat die NGO das Google-Projekt in der Zwischenzeit mehrfach als Beispiel benutzt, um die Nachhaltigkeit der Regierungspolitik infragezustellen. So zum Beispiel bei der „grundsätzlichen Einschätzung der Regierungsarbeit“ im Rahmen des Mecoskop und bei der Mouvement-Stellungnahme im Rahmen der Rifkin-Debatte in der Chamber (zu beiden Themen siehe woxx-Nummern 1450 und 1448).

Goooooogle-Seifenblasen

Hingewiesen sei insbesondere auf den Flyer, den die NGO am Eingang zum Grand Théâtre verteilte, wo am 9. November ein Rundtischgespräch zum Rifkin-Prozess und zum qualitativen Wachstum stattgefunden hat (siehe woxx 1449). Einige Mouvement-Aktivist*innen hielten Plakate, andere bliesen große und kleine Seifenblasen in die kalte Morgenluft. Und im Flyer wurde einmal mehr das Google-Projekt angeführt – als Illustration für die These, qualitatives Wachstum sei „eine begriffliche Seifenblase“.

Update: Der Titel lautete ursprünglich „Mouvement écologique gegen Google“, was man so verstehen könnte, dass die NGO sich klar gegen das Projekt ausgesprochen hätte. Wie im Text angeführt, ist dem nicht so, der Mouvement hat nur Argumente vorgebracht, die „gegen“ das Projekt gerichtet sind.

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