Öffentlicher Transport: Kostenlos, aber nicht effizient

Nicht nur SchülerInnen, auch Studierende dürfen öffentliche Verkehrsmittel bald kostenlos nutzen. Ein erster Schritt in die richtige Richtung.

(Foto: Colnect)

Für mehrere Generationen war sie Teil ihrer Jugend, nun wird ihr Ende eingeläutet: die Jumbokaart. 1990 vom damaligen Transportminister Robert Goebbels eingeführt, war sie 1995 Anlass zu einem Schülerstreik. Doch nun wird die Karte, mit der Jugendliche und Studierende für zuletzt 75 Euro im Jahr unbegrenzt Bus und Bahn nutzen durften, tatsächlich abgeschafft. An ihre Stelle tritt die kostenlose Nutzung von Bus, Bahn und, wohl schon bald, Tram. Dass dies unter Goebbels’ langjährigem Gegner François Bausch geschieht, entbehrt nicht einer gewissen Symbolik.

Bereits seit dem 1. Oktober 2016 können SchülerInnen mit der „myCard élève“ kostenlos Bus und Bahn fahren. Dass nun auch Studierende bis 30 und Auszubildende sowie junge Beschäftigte bis 20 in den Genuss kostenloser Beförderung kommen werden, ist das Resultat von Verhandlungen zwischen der Gewerkschaftsjugend des LCGB und der Acel („Association des cercles d’étudiants luxembourgeois“) sowie Nachhaltigskeitsminister Bausch und Hochschulminister Hansen. Alle Beteiligten zeigen sich denn auch erfreut über das Verhandlungsresultat. „Die Ungerechtigkeit, die sich aufgrund einer kostenlosen Nutzung von Bus- und Bahnverkehr nur für Schüler ergeben hätte, konnte verhindert werden“, reagiert die Acel in einer Pressemitteilung. Genau wie SchülerInnen haben nämlich auch Studierende kein Einkommen.

Auch die Unel zeigt sich erfreut über das Verhandlungsresultat und gratuliert sogar der Konkurrenz von der Acel. „Eine weitere Etappe zu einer grünen Wende in Luxemburg ist damit zurückgelegt worden“, erklärt Unel-Sprecherin Lisa Kersch. Allerdings sei es noch ein weiter Weg, bis das Autoland Luxemburg zu einem „Musterschüler in Sachen Ökologie und Nachhaltigkeit“ werde.

Transportnetz ausbauen

Doch äußert die Studierendenorganisation auch Kritik und prangert dabei besonders die fehlenden Verbindungen zwischen dem Uni-Standort Belval und dem Norden des Landes an. StudentInnen aus dem Ösling werde das Leben auch durch die Kostenlosigkeit des öffentlichen Transports nicht einfacher gemacht; immer noch müsse beispielsweise eine Person aus Wiltz bis zu zwei Stunden Anfahrt und mehrfaches Umsteigen in Kauf nehmen, um nach Belval zu gelangen. Von Echternach aus sei es sogar noch schlimmer. Letztendlich werde so der Gebrauch des Autos gefördert, so die Unel. Es müsse deshalb das öffentliche Verkehrsnetz ausgebaut, aber auch endlich bezahlbarer Wohnraum im Umfeld der Universität geschaffen werden, damit Studierende überhaupt auf lange Anfahrtswege verzichten könnten.

Eine Argumentation, die ganz im Sinne von Nachhaltigkeitsminister Bausch sein dürfte. Denn nicht nur der Koalitionsvertrag von 2013 sieht im Kapitel „La mobilité des personnes“ vor, das Transportnetz in Richtung Norden und Süden zu erweitern, auch das Wahlprogramm der Grünen fordert den konsequenten Ausbau des Transportangebots. Da kann die Kostenlosigkeit für SchülerInnen und Studierende und die mit ihr einhergehende Abschaffung der Jumbokaart nur ein erster Schritt sein.


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