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(Illustration: spaceresources.lu)

(Illustration: spaceresources.lu)

Jenseits des Atlantik weiß man Gutmenschentum und Geschäftemacherei glücklich miteinander zu verbinden. „Deep Space ist der Ansicht, dass die Erdbevölkerung zusammenarbeiten muss, um die Rohstoffe des Weltraums allen zugänglich zu machen.“ Das Zitat stammt von Rick Tumlinson, einem der Mitbegründer der Weltraumfirma, und findet sich in einer Pressemitteilung des Wirtschaftsministeriums über die jüngste Partnerschaft im Rahmen der luxemburgischen Initiative „spaceresources.lu“ wieder.

Das mit dem „Rohstoffe allen zugänglich machen“ klingt so großzügig wie die Formulierungen im Mondabkommen von 1979 (siehe Artikel). Dieses Abkommen hat Luxemburg allerdings, anders als Belgien und die Niederlande, nie ratifiziert. Das im Mondabkommen vorgesehene Rechtsregime für den Abbau von Bodenschätzen auf Himmelskörpern des Solarsystems würde ja auch nur stören. Denn für Tumlison ist es an „aufgeschlossenen Regierungen und privatrechtlichen Einrichtungen“, den Weltraum zu erschließen, indem sie „die Kraft des Unternehmertums und der Innovation nutzen“.

Bereits Anfang Februar hatte das Ministerium angekündigt, Luxemburg zu einem „europäischen Zentrum für die Erkundung und Nutzung von Weltraumressourcen“ machen und einen Gesetzes- und Regulierungsrahmen schaffen zu wollen, „der Klarheit über die Besitzverhältnisse der Mineralien gibt“. Die 2013 gegründete Firma Deep Space Industries (DSI), deren europäische Filiale ihren Sitz in Luxemburg hat, war neben dem 2010 gegründeten Pionierunternehmen Planetary Resources als potenzielle Partnerin genannt worden. Nun wurden die ersten konkreten Pläne bekannt: Ein Nano-Raumfahrzeug namens Prospector-X soll entwickelt und erprobt werden – mit einem Gewicht von unter zehn Kilo leichter ins Weltall zu befördern als klassische Raumsonden.

Angler und Abenteurer

Angesichts dieser konkreten Vorhaben wollen DSI und Ministerium nicht auf eine Klärung der internationalen Rechtslage warten. Ein weltweites Rechtsregime würde „langwierige und schwerfällige Verhandlungen“ voraussetzen und damit einen schnellen Start des Asteroidenbergbaus verhindern, liest man in den FAQ von spaceresources.lu. Das ist verständlich, schließlich ist die Geschichte der Entdeckung und Erschließung neuer Kontinente (durch Europäer) nicht das Werk von Juristen und Bürokraten sondern von Unternehmern und Abenteurern. Die „Space Invaders“ dürfen sich sogar Christoph Kolumbus näher fühlen als Francisco Pizarro – nach derzeitigem Erkenntnisstand gibt es im Sonnensystem keine kleinen grünen Männchen, die man unterwerfen, taufen und ausbeuten könnte.

Doch wenn das Ministerium in seinen FAQ auf die Analogie mit der Hochseefischerei verweist – auch ohne Besitzanspruch auf das Meer gelte für den Inhalt der Fangnetze das Eigentumsrecht – macht es sich die Sache ein bisschen zu einfach. Unter anderem deshalb, weil gerade der Abbau der Bodenschätze des internationalen Meeresbodens anders geregelt ist. Im Prinzip wird die Tiefsee als „gemeinsames Erbe der Menschheit“ von der Internationalen Meeresbodenbehörde verwaltet – diese erteilt gegebenenfalls Lizenzen für die Nutzung. Eine Regelung, mit der sich allerdings die USA nicht abfinden wollten – sie sind einer der wenigen Staaten, die das Seerechtsübereinkommen von 1982 nicht ratifiziert haben.

Auch bei der Nutzung des Weltalls stehen sich die Prinzipien Konkurrenz und Kooperation gegenüber. Mit seiner Spaceresources-Initiative hat sich Luxemburg auf die Seite des „freien Wirtschaftens“ geschlagen, statt, wie bei anderen internationalen Fragen, für die multilaterale Zusammenarbeit einzutreten. Ein Blick auf die Menschheitsgeschichte stimmt nachdenklich: Es gab nicht nur die Konquistadoren; nach ihnen kamen die Generäle, die wegen territorialer Streitigkeiten einander jahrhundertelang bekriegten.

 

Links:
Luxemburgische Weltrauminitiative
Alle woxx-Artikel zum Thema Weltraum-Ressourcen

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