Rückbau der N7: Eingebuchtet

Vor gut zwei Wochen klagte der Méco über die ausbleibende Verkehrsberuhigung im Uelzechtdall (woxx 1328). Jetzt versuchte die Verwaltung zu kontern, bestätigte damit aber nur bestehende Bedenken.

Mindestens 450.000 Euro will die Straßenbauverwaltung in die Verkehrsberuhigung des Alzettetals zwischen Mersch und Luxemburg investieren. An fünf Ortseingängen soll durch Verengungen und Pflasterstein-Barrieren der Verkehr auf die ortsüblichen 50 Stundenkilometer abgebremst werden. An vier besonders sensiblen Stellen sind sogar Schikanen vorgesehen, um die in die Ortschaften einfahrenden Autos zum Langsamfahren zu zwingen. An einem bestimmten Punkt soll zudem eine auf beiden Seiten angelegte Schikane auch die FahrerInnen, die den Ort verlassen, dazu bringen, das Gaspedal nicht schon Dutzende Meter vor dem Ausgangsschild durchzutreten. Die Fußgängerstreifen werden überall so dimensioniert, dass es überall zu sichtbaren Verengungen der Fahrbahn kommt.

Kleiner Schönheitsfehler: Diese Maßnahmen betreffen ausschließlich den CR123, also jenen Schleichweg links der Alzette, der eigentlich schon vor Jahren hätte zurückgebaut werden müssen. Kühne PlanerInnen hatten sogar vorgeschlagen, diese Straße – an strategischen Punkten – für den Durchgangsverkehr zu sperren und ihn so als Alternative für die Fahrt von Mersch in die Hauptstadt auszuschließen.

Nach den jetzigen Planungen dürfen sich FußgängerInnen in Zukunft an stellenweise besser ausgelegten Bürgersteigen erfreuen, und das Überqueren der Straße wird innerorts um einiges sicherer sein. Und was das Radfahren betrifft, so wird auf den schon bestehenden, teilweise weit ab verlaufenden PC 15 verwiesen. Doch wer schnell mal mit dem Rad innerorts zum Bäcker will, muss sich die Fahrbahn mit dem motorisierten Verkehr teilen, sprich diesem den Weg frei machen. Nur in Steinsel kommt es zu einem echten Fortschritt: Dort sollen große Teile des Ortskerns zu einer 30er Zone werden.

Die eigentliche Sorge des Méco gilt jedoch der N7, die mit der Eröffnung der „Nordstrooss“ eigentlich ihre Funktion als Hauptverbindungsachse verliert – oder vielleicht doch nicht?

Denn als Minister François Bausch am vergangenen Dienstag mit Vertretern der Verwaltung die Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung des Alzettetals vorstellte, machte allein schon das Pressedossier stutzig: 12 von 15 Seiten sind dem CR123 gewidmet, nur drei Seiten erläutern die Vorhaben im Falle der N7.

Die Bedenken des Méco erwiesen sich als berechtigt: Es wird weder provisorische Maßnahmen gleich nach der Eröffnung der A7 geben, noch sind die Vorarbeiten oder Vorgespräche bezüglich eines Rückbaus der N7 so weit fortgeschritten, dass irgendein Budget oder gar ein Zeithorizont genannt werden kann. Die etwas zögernd von den verantwortlichen Beamten skizzierten Maßnahmen betreffend der N7 lassen auch erahnen, dass das Ergebnis wenig berauschend sein wird.

Es wird sich mit Maßnahmen begnügt, wie sie vielleicht in den 1980ern als fortschrittlich gelten konnten.

Obwohl es gilt, alles für einen weiteren Umstieg auf sanften und öffentlichen Transport zu tun, wird sich gerade hierbei mit Maßnahmen begnügt, wie sie vielleicht in den 1980ern als fortschrittlich gelten konnten.

Die Fahrräder bekommen einen „Angebotsstreifen“ mit einer gestrichelten Linie, die Autos bedenkenlos überfahren können – die nachweislich schlechteste Lösung. Vor allem innerorts bringt sie kaum einen Nutzen. Wenn die Räder sich dann auch noch an rechts parkenden Autos vorbeischlängeln müssen, geht die gefühlte und auch die tatsächliche Sicherheit gegen Null. Ein „Angebot“ auf das sich gerne verzichten lässt.

Ebenfalls aus einem anderen Jahrtausend ist die Idee, Busse zum Anhalten in Buchten neben der Fahrbahn zu zwingen. Ja es stimmt: Haltestellen auf der Fahrbahn sind ein Hindernis für dahinter fahrende Autos. Aber gerade das ist ja, wenn eine Verkehrsberuhigung erreicht werden soll, gewollt.

Der mehrfach wiederholte Appell des Ministers an die Gemeinden, sich doch bitte an der Verkehrsberuhigung zu beteiligen, bestätigt den Verdacht, dass es vor allem die Gemeindeoberen sind, die sich schwer damit tun, sich von der alten N7 zu verabschieden. Bis zum 23. September wird sich das freilich nicht ändern lassen. Dem Alzettetal werden seine Blechlawinen also, zumindest fürs erste, erhalten bleiben.


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