Schlüsselfiguren der Politik der Dreißigerjahre: Joseph Bech

webexclu201601renee_bechBech, Jahrgang 1887, Rechtsanwalt, stammte aus einer wirtschaftsbürgerlichen Familie, die von Diekirch an die Mosel umgezogen war. Noch unter dem Zensuswahlrecht errang er zum ersten Mal ein Abgeordnetenmandat. Wirtschaftsliberal und politisch konservativ, wurde Bech 1921 Unterrichtsminister, dann im Anschluss an die gescheiterte Prüm-Regierung 1926 Staats- und Außenminister.

Ihm wird nachgesagt, dass er unter dem Eindruck der revolutionären Ereignisse gegen Kriegsende zum Kommunistenhasser geworden sei. Bech scheint aber auch wenig Vertrauen in die demokratischen Neuerungen gehabt zu haben, die die Verfassung von 1919 hervorgebracht hatte. Auch seine Regierung griff systematisch auf das Vollmachten-Gesetz von 1915 zurück, das es im Wirtschafts- und Arbeitsbereich ermöglichte, am Parlament vorbei Beschlüsse zu fassen. In den Dreißigerjahren machte Bech dann konkrete Schritte in Richtung autoritärer Staat: Wie Denis Scuto kürzlich dokumentiert hat, orientierte Bech sich bei seinem Versuch, das Vollmachten-System zu verlängern und zu erweitern und die kommunistische Partei auszuschalten, am österreichischen Vorbild. Das erstere gelang ihm, doch das Gesetz „zum Erhalt der sozialen Ordnung“, besser bekannt als Maulkorbgesetz, wurde 1937 per Referendum gekippt.

Zu diesem Zeitpunkt war Bech politisch am Ende. Doch als Außenminister in der neuen Dupong-Regierung gelang es ihm erneut, der Regierungspolitik seinen Stempel aufzudrücken. Nicht ohne Grund bezeichnete der Kriegsjournalist Robert Casey den Außenminister, dem er kurz vor der Besetzung Luxemburgs begegnete, als einen Mann „who carried the title of foreign minister and was really premier“.


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