Schon gestreamt? The Handmaid’s Tale

Kontrollierte Sexualität, repressive staatliche Mittel, höchst ungleiche Machtverhältnisse – alles Problematiken unserer Gesellschaft. In der Fernsehserie „The Handmaid’s Tale“ werden sie konsequent zu Ende gedacht. Das Resultat ist grausig.

© pipocamoderna.com.br

Auf dem gleichnamigen Roman von Margret Atwood basierend entwirft die erste Staffel von „The Handmaid’s Tale“ ein dystopisches Gesellschaftsbild: Nach einem Staatsstreich haben fundamentalistische Christen in den USA die totalitäre, patriarchale Republik Gilead gegründet. Aufgrund von Umweltverschmutzung und atomaren Katastrophen sind die Geburtenraten dramatisch zurückgegangen. Als göttliche Strafe für lasterhafte Sexualität gedeutet, wird daraufhin ein reaktionäres Familienmodell eingeführt. Die wenigen noch fruchtbaren Frauen, sogenannte Handmaids, werden gezwungen für systemtreue Paare Kinder zu gebären.

Wir erleben diese Welt aus den Augen Offreds (Elisabeth Moss). Kurz nach dem Regierungssturz wurde sie von ihrer Tochter und ihrem Mann getrennt, seitdem fristet sie als Handmaid ein trostloses Dasein. Als solche gilt sie als Besitz des Hausherren Fred (Ralph Fiennes), nach dem sie benannt ist, und dessen Frau Serena Joy (Yvonne Strahovski). Dass sie vorgeschriebene Kleidung tragen muss – ein rotes Gewand und eine weiße Haube -, ist noch der angenehmste Teil ihres stark reglementierten Alltags. Als Handmaid darf sie weder lesen oder Radio hören, noch das Haus ohne Erlaubnis verlassen. Einmal im Monat muss sie eine Art Befruchtungs-Ritual über sich ergehen lassen: In Serena Joys Anwesenheit wird sie von Fred vergewaltigt.

In Gilead haben alleine Männer das Sagen. An zweiter Stelle kommen die Wives, wie Serena Joy, und die Aunts, dann die Handmaids. An unterster Stelle befinden sich Homosexuelle und Rebell*innen, die entweder exiliert oder hingerichtet werden. Von Solidarität unter Frauen kann keine Rede sein. Viel zu beschäftigt sind die Wives und die Aunts damit, an den wenigen Privilegien festzuhalten, die ihnen gestattet sind.

Zu glauben, dass in einer solchen Welt wenigstens die Handmaids zusammenhalten würden, ist (leider) utopisch. Zwar erleiden sie alle das gleiche Schicksal, doch müssen sie sich auch gegenseitig kontrollieren. Niemandem kann vertraut werden, jede*r könnte sich als Spitzel entpuppen. Die daraus folgende Mischung aus Selbstkontrolle und gegenseitigem Misstrauen führt dazu, dass sich die Bevölkerung quasi selbst in Schach hält.

Während „The Handmaid’s Tale“ dieses Regime auf detaillierte Weise etabliert, ist die Möglichkeit einer voranschreitenden Erzählung durch eine potenzielle Hinwendung zum Besseren gegeben. Dieser Ansatz ist es letztendlich auch, der das Anschauen erträglich macht. Wir als Publikum müssen darauf hoffen können, dass Offred und ihre Leidensgenoss*innen der Tyrannei Gileads, wenn schon nicht ein Ende setzen, dann doch zumindest entkommen können. Doch auch in der zweiten Staffel, die am 25. April angelaufen ist, wird der Optimismus des Publikums hart auf die Probe gestellt.

In Zeiten, in der das Recht zum Schwangerschaftsabbruch wieder zunehmend in Frage gestellt wird und Geschlechtergerechtigkeit alles andere als gegeben ist, trifft eine Serie wie „The Handmaid’s Tale“ einen besonders wunden Punkt. Ein Werk wie dieses will aber nicht zur Resignation anstiften – ganz im Gegenteil führt es vor Augen, wie wichtig es ist, Freiheiten zur Hinterfragung und zum Protest zu nutzen, solange sie gegeben sind.

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