Sekundarschulreform: Noch nicht ausgereift

Die Cnel fordert, mit der Umsetzung der geplanten Reform der Sekundarstufe noch ein Jahr zu warten. Die Lyzeen bräuchten mehr Zeit, um sich auf die anstehenden Änderungen vorzubereiten.

(Bildquelle : Cnel)

Am vergangenen Montag stellte die Conférence nationale des élèves du Luxembourg (Cnel) ihr Gutachten zur Reform des Sekundarschulunterrichts vor. Neben einzelnen Kritikpunkten wird vor allem ein Aufschub bei der Umsetzung gefordert. Es sei wichtig, dass der Text vor seinem Inkrafttreten ausgereift sei und nicht noch nachträglich Änderungen vorgenommen werden müssten, wie es beispielsweise bei der Reform zur „Formation professionelle“ der Fall war, so Max Bintener, Präsident der Cnel.

Die von Bildungsminister Claude Meisch im vergangenen September vorgestellte Reform des Sekundarunterrichts sieht Änderungen in sechs zentralen Bereichen vor. Zu diesen gehören die Förderung sogenannter E-skills und eine Verstärkung der Schulautonomie. Ein „observatoire national de la qualité scolaire“ und ein Dienst von „VermittlerInnen der nationalen Schulpolitik“ sollen eingerichtet und die Sektionen flexibler gestaltet werden. Bisher ist geplant, dass die Reform zum Schulbeginn 2017 in Kraft treten soll.

Grundlegendere Kritik

Die Cnel begrüßt die Einführung der Sektion I („Information et communication“), wünscht sich jedoch insgesamt eine verstärkte Integration von Informatikkursen im Sekundarschulunterricht. Zudem könne durch frühzeitige Schnupperkurse und ein verbessertes Informationsangebot SchülerInnen die Wahl einer Sektion erleichtert werden.

Erfreut zeigt sich die SchülerInnenvertretung des weiteren darüber, dass durch die Reform die Rolle des SchülerInnenkomitees gestärkt wird, verlangt jedoch eine Gleichstellung mit dem Gremium der LehrerInnen. Ferner seien Formationen für die Mitglieder von SchülerInnenkomitees erforderlich, ebenso eine genauere Definition der Aufgabenbereiche ihrer BegleiterInnen. Jedes SchülerInnenkomitee solle eine finanzielle Unterstützung erhalten, die im Verhältnis zur Anzahl der SchülerInnen des jeweiligen Lyzeums stehe. Wie schon das Syndikat Erzéiung a Wëssenschaft am OGBL (SEW) und die Union nationale des étudiant-e-s du Luxemburg (Unel) zuvor, fordert auch die Cnel die Einführung verpflichtender Beobachtungspraktika auf der Sekundarstufe.

Bereits im vergangenen Herbst hatten SEW und Unel kritisiert, dass sich das Bildungsministerium durch eine Stärkung der Schulautonomie der eigenen Verantwortung entziehe. Bei Misserfolg würden die Schulen so die Schuld alleine tragen. Der Umstand, dass jedes Lyzeum sein Profil individuell gestalten kann, fördere ein Klima der Konkurrenz zwischen den Schulen. Der Vorrang der Kompetitivität gefährde nicht nur die Qualität, sondern auch die soziale Diversität der Schulen. SEW und Unel zufolge besteht die Gefahr, dass sich so Eliteschulen bilden. Eine vergleichbare Kritik findet sich auch im Gutachten der Cnel, in dem angemerkt wird, dass eine verstärkte Schulautonomie dazu führen könne, dass sich Schulen künftig „um gute Schüler und Professoren streiten“.

Alles in allem fällt das Gutachten der Cnel deutlich positiver aus als diejenigen von SEW, Unel und Handelskammer. Letztere hatte im Mai in ihrem Gutachten die Forderung nach einer ambitionierteren und kohärenteren Reform der Sekundarstufe geäußert, die sich stärker an den Anforderungen des Arbeitsmarkts orientiert.

Sowohl SEW als auch Unel hatten in ihrem Presseschreiben die mangelnde Kooperations- und Diskussionsbereitschaft des Bildungsministers kritisiert. Die Cnel zeigt sich diesbezüglich bisher zufrieden. Weitere Unterredungen seien bereits geplant.


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