KYOTO-PROTOKOLL: Historisch, aber unzureichend

Am 16. Februar trat das Kyoto-Protokoll in Kraft. Die Begeisterung war groß, doch ist unklar, wie es weitergeht.

Während sich die europäische Politikerriege für das Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls acht Jahre nach der Unterzeichnung gegenseitig auf die Schultern klopft, sieht es bei der Umsetzung weit weniger brillant aus, als es uns die vielen schönen Reden am Mittwoch vorgaukelten. Die EU will bis 2012 die CO2-Ausstöße um acht Prozent gegenüber dem Referenzjahr 1990 reduzieren. Dieses Reduktionsziel ist nicht nur unzureichend, es wird wohl auch nicht eingehalten.

Argwöhnisch schauen die Wirtschaftsminister der einzelnen Mitgliedsländer auf die Zielvorgaben der anderen, um festzustellen, dass der von ihnen abverlangte Obolus viel drastischere Einschnitte bedeutet als es für die werten KollegInnen der Fall ist. mehr lesen / lire plus

KOMMUNALE BAUPLANUNG: Die Lobbys, die Stadt und die Reform

Im Streit um das neue kommmunale Raumplanungsgesetz will Innenminister Halsdorf nun endlich Änderungsvorschläge vorlegen. Doch längst ist aus der technischen eine politische Debatte geworden.

Um die fünfzig Briefe habe er mittlerweile unterschrieben, so Paul Helminger am Dienstag beim „City Breakfast“, um Betroffene zu unterrichten, dass ihre Anfragen für eine Baugenehmigung einstweilen „en suspens“ gehalten würden. Grund: die Interpretationsschwierigkeiten, die nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes zum „aménagement communal“ aufgetaucht sind. Dabei hatte Innenminister Jean-Marie Halsdorf noch im Mai als CSV-Abgeordneter im Parlament vorausgesagt, dass das neue Gesetz „wäert säi Wee sëcher a gutt maachen“. Eventuelle Probleme solle man „herno léisen“.

„Herno“ war schon im Herbst, als bei den ersten Informationsversammlungen für Gemeindebedienstete immer mehr Klärungsbedarf deutlich wurde. mehr lesen / lire plus

THEATER UND LITERATUR: Raoul Biltgen

Im Ausland hat er sich seine Sporen als Schauspieler und Autor bereits verdient. Nun möchte sich Raoul Biltgen auch
in Luxemburg einen Namen machen.

Eigentlich wollte Raoul Biltgen bei seiner Lesung in der Escher Bibliothek im Herbst 2003 erotische Gedichte präsentieren. Doch seinen anwesenden Eltern war nicht ganz wohl dabei. „Wahrscheinlich machten sie sich Sorgen darüber, was ihre Freunde wohl denken würden“, grinst Biltgen. Also änderte er ihnen zuliebe kurzfristig seine Pläne, merkt aber an, dass er im Ausland keinerlei Hemmungen hat, auch sehr Persönliches zum Besten zu geben.

In Luxemburg ist der 30-Jährige höchstens denen ein Begriff, die ihn als Jugendlichen bei seinen ersten Bühnenauftritten gesehen haben oder seine beiden Bücher „Manchmal spreche ich sie aus“ (1999) und „Heimweg“ (2000) gelesen haben. mehr lesen / lire plus

KINO: Mehr Engel als Engelmacherin

Mike Leigh ist mit „Vera Drake“ eine beeindruckende Schilderung des englischen Arbeitermilieus der 50er gelungen. Doch trotz starker Leistung Imelda Stauntons bleibt die Hauptfigur eindimensional.

Vera Drake ist ein guter Mensch. Sie lebt mit ihrem Ehemann Stan und ihren erwachsenen Kindern Sid und Ethel in einer kleinen Londoner Arbeiterwohnung. Das Leben der Drakes Anfang der 50er Jahre ist einfach und bescheiden, aber harmonisch. Vera arbeitet als Putzfrau, Stan als Automechaniker in der Werkstatt seines Bruders. Vera kümmert sich zusätzlich um den kranken Nachbarn und ihre alte Mutter. Und sie geht einer Nebenbeschäftigung nach, die sie vor ihrer Familie geheim hält: Sie hilft jungen Frauen – ohne Gegenleistung – bei der Abtreibung. mehr lesen / lire plus

ALEXANDER PAYNE: Sideways

Im Utopia

Realitätsnah und mit rauem Humor verkörpern die exzellenten Schauspieler Paul Giamatti und Thomas Haden Church zwei nicht sehr erfolgreiche Männer auf der Suche nach sich selbst, der Freiheit, der letzten Chance … Leider endet der Film, trotz der so originell interpretierten Charaktere, doch ziemlich konventionell. mehr lesen / lire plus

ANDRE MARXEN: Lichtspiele

„50 mal 50“, noch bis zum 20. März.

Zuerst fällt der Blick des Besuchers auf die Lichtskulpturen, die in der Mitte des Raumes auf dem Fußboden aufgestellt sind. André Marxens Fotografien – von unten beleuchtet – laden zum Eintauchen ein und wirken auf ungewohnte Weise auf die BesucherInnen. Gegen die Wände der Galerie im Grevenmacher Kulturhuef lehnen Bilder, die der Fotograf anhand einer „Camera obscura“ festgehalten hat. Diese Lichtzeichnungen sind sehr persönliche Arbeiten – Motiv und Bedeutung bleiben unbestimmt. Marxen fängt hier unscharfe Augenblicke ein, stellt eine verzerrte Wirklichkeit dar, die sich dem Betrachter erst langsam erschließt. mehr lesen / lire plus