Uni Luxemburg – alle auf den Rektor?

(Foto: woxx)

Ob der zurückgetretene Rektor Rainer Klump Konsequenzen aus eigenen Fehlern gezogen hat, bleibt offen. Das bringen Rücktritte, die zeitnah zu plötzlich an die Öffentlichkeit geratenen Problemen geschehen, so mit sich. Fraglich bleibt, ob Klump die gesamte Verantwortung für die Haushaltsprobleme zu tragen hat. Es habe eine „Management- und Organisationskrise“ gegeben, zu der man stehe, sagte Interimsrektor Ludwig Neyses im 100komma7-Interview. Auch nach den Stellungnahmen von Regierung und Uni-Leitung bleibt jedoch unklar, wie genau es zu dem 27-Millionen-Euro-Loch im Budget kommen konnte. Die Krise wird das Uni-Leben nachhaltig beeinflussen, das macht ein internes Schreiben Neyses an die Uni-MitarbeiterInnen am Donnerstag noch einmal deutlich: Neben den drastischen Kürzungen, die rückwirkend für 2017 beschlossen wurden, werden auch die kommenden Budgets stark betroffen sein. Das Budget 2018 soll, bevor es dem „conseil universitaire“ zur Beratung und dem „conseil de gouvernance“ zur Entscheidung vorgelegt wird, „doppelt“ geprüft werden. Der geschäftsführende Rektor verspricht, dass die wissenschaftlichen Mitarbeiter weitestgehend ersetzt werden, falls Posten vakant werden. Die Qualität der Lehre soll in allen Fächern beibehalten werden, wenn es auch zu einigen „Anpassungen“ kommen muss. Langfristig spricht Neyses von einem weniger starken Wachstum, das aber auch Chancen biete. Das neue Rektorat dementiert aber auch Medienberichte, laut denen der zurückgetretene Rektor mehr als 2 Millionen Euro für das Catering bei öffentlichen Events ausgegeben habe. Die richtige Zahl liege wohl eher bei 200.000 Euro, was einen Schnitt von 400 Euro pro Veranstaltung bedeute und wohl nicht übertrieben sei. Die Uni-Leitung stellte inzwischen auch klar, dass Klump nicht bei Geschäftsessen Weinflaschen à 800 Euro, sondern bei einem großen Weinhändler 100 Flaschen à 8 Euro mit Uni-Logo als Willkommensgeschenk für prominente Uni-BesucherInnen bestellt hatte. Außerdem handelt es sich in beiden Fällen nicht um private Aufwendungen seitens des Rektors, sondern um Ausgaben im Rahmen von Tagungen, Konferenzen u.ä., die von der Universität organisiert wurden (1). Erstaunlich ruhig bleibt es indessen um eine Person, die in Bezug auf Finanzen eine sehr hohe Verantwortung trägt: Verwaltungsdirektor Alfred Funk wechselte im Sommer 2011 von der Universität Hohenheim in Stuttgart nach Luxemburg. Uni-intern kam es in der Vergangenheit des Öfteren zu Kritik wegen fehlerhafter Buchhaltung etwa bei Recherche-Projekten. Bei der Wahl zum Kanzler durch den Hohenheimer Universitätsrat, an der sowohl Studenten als auch wissenschaftliche Mitarbeiter, Professoren und Vertreter aus Wirtschaft und Politik teilnehmen, scheiterte Funk 2011 überraschend klar. Einer Quelle aus Hohenheim nach, soll er damals einen unausgeglichenen Haushalt hinterlassen haben.

(1) Anm. Red.: Eine frühere Online-Version sowie die Print-Version dieses Beitrags könnten den Eindruck erwecken, die  Ausgaben von 200.000 Euro für Events und die 100 Flaschen Wein hätten privaten Veranstaltungen des Rektors gegolten. Das entspricht werden den Tatsachen, noch war es die Intention dieses Beitrages, weshalb eine entsprechende Präzisierung eingefügt wurde.


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