Wasserversorgung: Wird das Wasser in Luxemburg knapp?

Weltwassertag: Die Hauptstadt weiht einen Wasserturm ein, das Umweltministerium gibt eine Pressekonferenz – zwei unterschiedliche Sichtweisen zur Zukunft der Wasserversorgung.

Der neue Wasserturm in Luxemburg-Gasperich fasst 1.000 Kubikmeter Trinkwasser. (Foto: woxx/ja)

„Wir können ruhig schlafen, die Stadt Luxemburg ist gut für die Zukunft gerüstet“, verkündete Simone Beissel (DP) bei der Einweihung des neuen Wasserturms in Gasperich. Beissel ist als Schöffin für die Wasserwirtschaft der Hauptstadt verantwortlich. 1.000 Kubikmeter Wasser fasst der beinahe 69 Meter hohe Gigant, dessen markante weiße Aluminumfassade ab Mitte April farbig beleuchtet werden wird.

Im Stadtviertel Gasperich, in dem künftig 5.000 Einwohner*innen, 25.000 Beschäftigte und 2.600 Lehrer*innen und Schüler*innen leben und arbeiten werden, bildet der Turm das Herzstück der Wasserversorgung. Ein Symbol für das Wachstum – aber vielleicht auch dafür, dass das Wasser im Großherzogtum demnächst ein knappes Gut werden könnte?

Über 200 Liter Trinkwasser werden jeden Tag pro Kopf in Luxemburg verbraucht, insgesamt sind es ungefähr 120.000 Kubikmeter. Ungefähr die Hälfte des Trinkwassers kommt aus unterirdischen Quellen, die andere Hälfte aus dem Stausee bei Esch-Sauer. Laut Umweltministerium soll sich der Verbrauch bis 2040 auf 170.000 Kubikmeter am Tag erhöhen. Damit wären die aktuell vorhandenen Kapazitäten, inklusive der Reserven, die eigentlich nur im Notfall angegangen werden sollen, ausgeschöpft.

Zum Glück sprudeln im Untergrund noch Quellen, die zur Zeit nicht angezapft werden. 50.000 Personen könnten täglich mit ihnen versorgt werden – wäre das Wasser nicht durch Pestizide oder Nitrate verunreinigt. Von den 72 Quellen, die Luxemburg-Stadt gehören, werden deshalb lediglich 40 genutzt.

Wasser schützen und sparen

Das Umweltministerium verfolgt mehrere Strategien, um der drohenden Wasserknappheit zu begegnen. So sollen Schutzgebiete ausgewiesen werden, um die Förderung von frischem Trinkwasser aus unterirdischen Quellen zu erhöhen. Im Sommer schon sollen 86 Prozent dieser geschützt sein. Aber auch der Stausee soll mehr Wasser liefern. Eine neue Aufbereitungsanlage in Eschdorf wird die Kapazität von 70.000 auf 110.000 Kubikmeter am Tag erhöhen.

Durch diese Zuwächse wird zwar der durchschnittliche, nicht aber der Spitzenverbrauch gedeckt. Das Umweltministerium erwägt deswegen, wassersparende Verhaltensweisen zu propagieren und damit bis zu einem Viertel des bisherigen Verbrauchs einzusparen. In Haushalten könnte dies durch entsprechende Armaturen und die verstärkte Nutzung von Regenwasser erreicht werden. Vor allem aber soll die Landwirtschaft herangezogen werden: Durch Wiederverwendung des Wasser und „optimierte Bewässerungenpraktiken“ könnte sie bis zu einem Drittel ihres Verbrauchs einsparen.

Doch trotz all dem ist nicht auszuschließen, dass 2040 der Wassermangel zu spüren sein wird, warnt das Ministerium. Sollten sich Industrien mit hohem Wasserverbrauch – etwa eine Joghurtfabrik – in Luxemburg ansiedeln, könnte es auch schon früher dazu kommen. Auch der Klimawandel wirkt sich hier aus: Die durchschnittlichen Temperaturen werden steigen, regelmäßige Dürreperioden könnten zur Normalität werden.

Um dem Wassermangel entgegenzuwirken, wäre es eventuell auch möglich, neue Quellen zu erschließen oder Wasser aus dem Moseltal aufzubereiten. Das hieße allerdings auch, dass beträchtliche Anstrengungen zur Abwasserklärung unternommen werden müssten, als dies bisher der Fall ist. Im Umweltministerium dürfte man also weit weniger ruhig schlafen als auf dem Knuedler.


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