Eine große Stimme von den Kap Verden
Erstaunlich, welche musikalische Potenz in den kleinen Kapverden steckt! Cesaria Evora brachte den Klang der Inseln nach Europa. Einer der größten Namen von heute ist die in Lissabon geborene Lura. Nach sechs Jahren Auszeit ist jetzt ihr sechstes Album Herança erschienen, mit eindringlichen Liedern über Sklaverei, den Alltag und die (starken) Frauen in Cabo Verde. Ihre breite stilistische Palette reicht vom getragenen Morna bis zum flotten Funaná, inklusive Kooperationen mit Richard Bona (Kamerun), Naná Vasconcelos (Brasilien) und dem kapverdianischen Shooting-Star Elida Almeida. Das Album ist abwechslungsreich und rundum gelungen auch ohne gewagte Jazz- und Pop-Experimente, wie andere sie versuchen. Eine Empfehlung für Neugierige, wie für eingefleischte Cabo-Verde-Fans!
Lura – Herança (Lusafrica)
Südseeklänge ohne Kitsch
Südsee? Kitschromantik mit Palmenstrand und Blumenketten? Die Gruppe Te Vaka um Opetaia Foa‘i mit Musikern aus Tuvalu, Samoa, den Cook Inseln und Neuseeland ist weit entfernt vom süßlichen Klischeegedudel, das sonst gerne über diese Region verbreitet wird. Dennoch, die sparsam – im Wesentlichen mit Gitarren und Trommeln – instrumentierten Songs und ihre Melodien sind wunderschön und klingen auch für europäische Ohren vertraut. In den Texten ihres achten Albums Amataga nimmt die politisch wache Truppe offensiv Stellung gegen Umweltzerstörung, für Menschenrechte und gegen die von den globalen Medien ignorierte ruinöse Politik Indonesiens im besetzten West-Papua. Die internationalen Pioniere der Südseemusik bleiben seit 1995 ihren Wurzeln treu und sind immer noch überzeugend.
Te Vaka – Amataga (Warm Earth Records)
Salento-Symphonie
Eine Perle der Weltmusik ist, was der Pianist und Komponist Ludovico Einaudi vor einigen Monaten veröffentlicht hat. Einaudi, gebürtig aus Turin, stammt aus einer renommierten italienischen Familie und hat sich mit sogenannter „ernster“ Musik einen Namen gemacht. Taranta Project ist nun eine fast symphonische Hymne an die Volksmusik des Salento, dem Absatz des italienischen Stiefels. Involviert sind neben salentinischen Musikern der britische E-Gitarrist Justin Adams, der Kora-Meister Ballaké Sissoko aus Mali und der türkische Sufi-Spezialist Mercan Dede. Die scheinbaren Gegensätze verschmelzen zu einem Gesamtwerk, dessen Fundament die traditionellen Melodien und Gesänge Süditaliens bilden. Die süditalienische Musik ist schwer im Kommen, Taranta Project aber ist das Meisterstück.
Ludovico Einaudi – Taranta Project (Ponderosa)
Best of 2015 – Top 8 von 50
1. Bassekou Kouyaté & Ngoni Ba – Ba Power (Glitterbeat) Mali
2. Sam Lee & Friends – The Fade in Time (The Nest Collective) England
3. Bixiga 70 – III (Glitterbeat) Brasilien
4. Monsieur Doumani – Sikoses (Monsieur Doumani) Zypern
5. Canzionere Grecanico Salentino – Quaranta (Ponderosa Music) Italien
6. Lila Downs – Balas y Chocolate (Sony Music) Mexiko
7. Ludovico Einaudi – Taranta Project (Ponderosa Music) Italien
8. Efrén López – El Fill del Llop (Buda Musique) Spanien
Die ganze Chart bei: www.transglobalwmc.com und bei Facebook „Mondophon auf Radio ARA“