Theatertipp: Stahltier. Ein Exorzismus

(© Bohumil KOSTOHRYZ)

1935 in Deutschlands Reichspropagandaministerium: Die Regisseurin und Hitler-Freundin Leni Riefenstahl und Joseph Goebbels (Jacqueline Macaulay und Wolfram Koch) sehen sich gemeinsam das verbotene Meisterwerk „Das Stahltier“ des Künstlers Willy Otto Zielke an. Leni Riefenstahl, sich als Fürsprecherin Zielkes ausgebend, jedoch in ihrem Konkurrenzdenken gefangen, versucht den Reichspropagandaleiter zu einer Aufhebung des Aufführungsverbots zu bewegen – doch ihr Drängen erweist sich als fruchtlos. Dabei zeigt der eindringliche, vor brodelnden Emotionen pulsierende Schlagabtausch zwischen der raffinierten Filmemacherin und dem ihr intellektuell ebenbürtigen Gegenspieler, dass selbst maßlose Machtgier und ideologische Verblendung kluges Taktieren nicht ausschließen. Im Gegenteil, von ihren dunklen Beweggründen beflügelt richten die beiden gewieften Kontrahent*innen ihre Worte wie scharfe Waffen gegeneinander, ohne Rücksicht auf Verluste. mehr lesen / lire plus

Theatertipp: E kuerze Monolog iwwer eng laang Zäit

(© Bohumil Kostohryz)

Als Schriftsteller*in sein eigenes Leben zu erzählen, ist wohl so wie ein Theaterstück zu inszenieren, in dem man gleichzeitig Regie führt, die Hauptrolle spielt und das Drehbuch bei laufender Vorstellung fortwährend umschreibt. Kann man unter diesen Umständen überhaupt je darauf vertrauen, dass die Realität akkurat abgebildet wird? Jede Biografie bewegt sich zwischen Fakt und Fiktion und das machen sich Schreibende zunutze, gerade jene, die der Überzeugung sind, dass Identitätskategorien wie Nationalität oder Geschlecht ohnehin wenig aussagekräftig sind. Zu diesen gehört zweifelsohne der Luxemburger Schriftsteller Guy Helminger. In dem Stück „E kuerze Monolog iwwer eng laang Zäit“ lässt er die allesamt wunderbar performenden Schauspieler*innen Philippe Thelen, Jil Devresse und Brigitte Urhausen seine ganz persönliche Geschichte erzählen – mit pointierten Dialogen, bissiger Gesellschaftskritik und satirischer Zuspitzung, die stark an Kabarett erinnern, auch wenn nicht jede Kritik sitzt. mehr lesen / lire plus

Eventtipp: Pandora

(© Alyssa Martini)

Nach einem Umtrunk mit seinen neuen Arbeitskolleg*innen befindet sich Marc auf dem Heimweg. Es ist zwei Uhr nachts, als er an der Pommesbude „Pandora“ vorbeigeht. Er entscheidet sich für einen kleinen Imbiss – eine Entscheidung, die sein Leben verändern wird … Als performative Lesung verbindet „Pandora“ literarischen Vortrag und musikalische Darbietung. Der Text stammt aus der Feder des jungen Autors Antoine Pohu, für die musikalische Untermalung sorgt der Jazzmusiker Arthur Possing. Unsere eingefahrenen Routinen werden in „Pandora“ genau so hinterfragt wie die ökonomischen Strukturen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. So fließen bei der musikalisch-literarischen Produktion nicht nur unterschiedliche Kunstgattungen ineinander, sondern auch aktuelle politische Themen. mehr lesen / lire plus

Theatertipp: Nornen

(Foto: Patrick Galbats)

Die Nornen, drei nordische Schicksalsgöttinnen, erzählen sich immer wieder dieselbe Geschichte: die von Ragnarök, dem als „Götterdämmerung“ bekannten Weltuntergang. Eines Tages aber möchte eine von den mythischen Schicksalslenkerinnen aus der verstaubten Routine ausbrechen und sich neuen, modernen Narrativen zuwenden. Das führt natürlich zu Konflikten – aber zugleich beginnen Urd, Verdandi und Skuld, sich auch über das Storytelling, das „Weben, Stricken und Flechten“ von Erzählungen Gedanken zu machen. Sie fangen an, den erzählerischen Dreiklang aus Anfang, Mitte und Schluss zu hinterfragen – und wie sieht es eigentlich mit dem Spannungsbogen aus? Die Stoßrichtung des Stücks, das seine eigene Bedingungen erforscht, ist interessant, ein bisschen weniger Klamauk und plakativer Humor hätten ihm aber gutgetan. mehr lesen / lire plus

Kabaretttipp: DʼAlice am Verwonnerland – eng One-Woman Show

(Foto: cape.lu)

Wie würde Lewis Carrolls Alice wohl in Luxemburg zurechtkommen? Das Kabarett „DʼAlice am Verwonnerland“ von und mit Laure Schreiner versetzt die literarische Kultfigur aus dem Jahr 1865 in die Gegenwart und konfrontiert sie mit Problemen, die dem Großherzogtum mal mehr, mal weniger eigen sind: Im Mittelpunkt steht die Lebensrealität junger Menschen im „Verwonnerland“. Alice erlebt dort Luxemburgs Immobilienkrise mit; muss sich mit der vermeintlich richtigen Berufswahl auseinandersetzen sowie mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft. Was ernst klingt, wird mit Humor serviert. Regie führt Jemp Schuster; das Bühnenbild wird mit Illustrationen von Mélusine Mainville bereichert. Eine Neuinterpretation, die rein thematisch neugierig macht – und das scheinbar sehr, denn die ersten Vorstellungen im Cape in Ettelbrück sind ausverkauft. mehr lesen / lire plus

Theatertipp: Escher Meedchen/Escher Bouf

Ein Familiendrama, zwei Perspektiven: Die Autorin Mandy Thiery beleuchtet in ihren Inszenierungen „Escher Meedchen“ und „Escher Bouf“ die Folgen von sexualisiertem Missbrauch. Ihr Monodrama „Escher Meedchen“ feierte 2018 im Escher Theater Premiere – dort steht Mona (Brigitte Urhausen) im Mittelpunkt, eine Überlebende sexualisierter Gewalt. Neben der eigentlichen Erfahrung, thematisiert Thiery auch den Umgang damit innerhalb der Familie und des Freund*innenkreises. „Escher Bouf“, das am Samstag, dem 16. Dezember uraufgeführt wird, knüpft daran an: Hier geht es nämlich um Monas Bruder Gilles (Max Thommes). Wie prägt der Missbrauch sein Leben? Und was für Strategien hat er entwickelt, um darüber hinwegzukommen? Führt beim ersten Stück Rafael Kohn Regie, übernimmt dies beim „Escher Bouf“ die Theaterdirektorin Carole Lorang persönlich. mehr lesen / lire plus