COP25: Hektik, Fallstricke und Opportunities

In Madrid versuchen rund 200 Länder und Tausende Akteure von hochrangigen Politikern und Beamten über Experten, Wissenschaftler und Aktivisten durchzusetzen, was sie für das jeweils Richtige halten.

Hektik bis an die Spitze des Gipfels. (Wikimedia; Casa Rosada; CC BY 2.5)

Am Dienstag eröffnete die Präsidentin Carolina Schmidt offiziell das High-Level Segment der UN-Klimakonferenz COP25, wo endlich die wichtigen Entscheidungen der Mandatsträger fallen sollen. Genau an diese appellierte die Generalsekretärin der UN-Klimakonvention (UNFCCC) Patricia Espinosa eindringlich: „Sowohl auf professionellem, wie auch auf persönlichem Niveau ist meine Botschaft an Sie: Wir brauchen Ihre Entscheidungen. Wir brauchen Ihre Führung. Wir haben keine Zeit mehr. […] Es sind nur noch wenige Wochen bis 2020 – das Jahr in dem wir mehr Klimaschutz in neuen und überarbeiteten NDCs (nationale Klimapläne) sehen müssen. Ohne diese schließt sich das Fenster, in dem wir noch Handeln können.“

Vor Ort herrscht ein hektisches Treiben; Konferenzen, informelle Treffen und Meetings jagen und überlagern sich. Dabei wird oft genug das längst Bekannte wiederholt, doch in dem schwierigen Ausbalancieren von Interessen ist wichtig, wer was, wo und wie sagt. Penibel achten die Akteure und ihre Mitarbeiter, aber auch NGOs auf Schlüsselaussagen, Fallstricke und mögliche Schlupflöcher. So kann von Bedeutung sein, ob die NDCs „überarbeitet“ oder doch „verbessert“ werden. Im vierten Jahr nach dem Pariser Abkommen geht es hier in Madrid vor allem darum, mit dem offenen Artikel 6 nun endlich das Abkommen abzuschließen.

Gramegna und die Green Bonds

In diesem Artikel werden die Kooperationsvereinbarung zwischen den Ländern festgelegt und neben dem Klima stehen – wie immer – Milliardensummen auf dem Spiel. Strittig ist zum Beispiel eine fürs Klima schädliche Doppelzählung von CO2-Einsparungen. Außerdem sind noch haufenweise „Certified Emission Reductions“-Rechte vom Kyoto-Vertrag übrig, die seinerzeit verramscht wurden, aber mit ihren rund vier Gigatonnen CO2 Gegenwert einen effizienten Emissionshandel unterminieren würden.

Trotz aller Appelle, Warnungen und dramatischer Zahlen ist die Stimmung in Madrid und in der luxemburgischen Delegation optimistisch. An vielen in Rekordzeit adrett herausgeputzten Ständen dominiert die Vision von den „Opportunities“ des Klimawandels. Im Klartext: das viele Geld, das sich damit verdienen lässt. Neben dem gastgebenden spanischen Kollegen war Pierre Gramegna der einzige europäische Finanzminister vor Ort. Er pries als erstes die als luxemburgische Vorreiter zuerst 2007 an der hiesigen Börse gehandelten Green Bonds, also nachhaltige Obligationen an. Und hob hervor, dass die luxemburgische Regierung mit der Europäischen Investitionsbank seit drei Jahren in Drittländern das Anfangsrisiko bei Klimaschutzinvestitionen übernimmt.

Der Minister glaubt daran, dass sie die Ziele erreichen. „Aber es reicht nicht, dass wir uns ambitionierte Ziele setzen, und deshalb bin ich auch hier in Madrid. Es geht darum, den Privatsektor zu überzeugen, dass es keinen Weg zurück gibt und er anders investieren muss.“ Ein Optimismus, der von seinesgleichen geteilt wird, nicht aber von den Vertretern der Zivilgesellschaft (online-woxx: „Handeln oder Verhandeln?“)

 


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