Progressive Metal: Runde Sache


A Perfect Circle sind wohl das bekannteste Zweitprojekt – oder die Supergroup – der vergangenen Jahrzehnte. Nächste Woche kommen sie nach Luxemburg.

Eine allzu seltene Erscheinung: A Perfect Circle.

Vor einer guten Woche, bei der Preisverleihung der Metal Hammer Golden Gods Awards, bestätigte Maynard James Keenan, dass seine Band Tool wieder an einem neuen Album arbeitet, das noch im Laufe des nächsten Jahres erscheinen soll. Die Ankündigung eines Comebacks ist die zweite gute Nachricht, die die Fans der Gruppe erreicht. Denn schon vor wenigen Monaten hat Keenan zusammen mit dem Gitarristen Billy Howerdel von seiner zweiten Band A Perfect Circle ein neues Album veröffentlicht. Das Erscheinen des letzten Albums von A Perfect Circle liegt bereits vierzehn Jahre zurück. Dass es mit dem Nachfolger so lang gedauert hat, ist sowohl auf die vielen Unterbrechungen durch die Nebenprojekte der Musiker zurückzuführen, die beide Solo-Karrieren starteten, als auch auf einen langwierigen Songwriting–Prozess.

Keenan berichtete bereits 2008 von ersten Ideen, doch bis zum nächsten, vollständigen Longplayer sollte es noch ein langer Weg werden. Die Fertigstellung der Songs wurde durch unterschiedliche Vorstellungen von der zukünftigen musikalischen Ausrichtung der Band verzögert. Dies war auch ein Grund für ihre Entscheidung, zum ersten Mal in ihrer Geschichte an der Herstellung des Albums einen externen Produzenten, Dave Sardy, in der Rolle des Vermittlers zu beteiligen. Sardy schaffte es, Howerdels etwas überladene instrumentale Songbasis auf ihre konstitutiven Harmonien, Melodien und Rhythmen zu reduzieren, sodass Keenan noch genug Platz für seine Gesangsmelodien hatte. In einer zweiten Phase wurden die Songs mit ihren Vocalarrangements dann von Sardy und Howerdel vervollständigt und ergänzt.

Das Ergebnis ist das neue Album „Eat the Elephant“, das sich stark von den Vorgängern unterscheidet. Der Effekt der vierzehnjährigen Pause ist nicht zu überhören, denn die Musik hat sich in eine modernere Richtung entwickelt. Der Sound erinnert bei manchen Liedern geradezu an Popmusik, und auffällig viele elektronische Klänge sind integriert worden. Die Gitarrenriffs werden auf der neuen Platte oft von Klavierparts abgelöst, und auch der Gesang ist gelassener, als man es von Keenan in der Vergangenheit gewohnt war. Die musikalische Entwicklung hin zu einer ästhetischeren Musik ist vielleicht dem Reifeprozess der Band geschuldet, auch wenn böse Zungen ihr nicht ganz zu Unrecht vorwerfen, dass dem neuesten Album die Kantigkeit der alten Tage fehlt.

Wenn man nicht wüsste, wer hinter dieser Musik steckt, würde man A Perfect Circle nach dem Opener „Eat the Elephant“ wahrscheinlich für eine gute progressive Popband halten. Es ist vor allem das Wissen um die musikalische Vergangenheit, die einen diese Lieder anders hören lässt. Auch beim zweiten Lied „Desillusioned“ ist vom aggressiven Sound der Anfänge kaum mehr etwas zu hören. Die langen, instrumentalen Klaviermelodien erinnern eher an Filmmusik als an den progressiven Metal der 1990er-Jahre. Vor allem aber die Single „So Long, and Thanks for All the Fish“ klingt, als hätte man die Band im Ganzen ausgetauscht. Sowohl die Lyrics als auch die Melodien hören sich nach einer Rockband an, die versucht, einen kommerziell erfolgreichen Song zu kreieren.

Glücklicherweise befinden sich aber auch Titel auf dem neuen Album, die ganz nach dem Geschmack der alten Fans sind. „The Doomed“ erinnert zum Beispiel an die härteren Gitarrenriffs von Tool, und auch die Stimme von Keenan klingt weniger gefällig als bei anderen Songs. Insgesamt kommen auch die Fans aus den 1990er-Jahren auf ihre Kosten, wenn sie sich auf die Suche nach den komplexen Details in der Musik machen. Das Gitarrenspiel und die rhythmischen Raffinessen sind nämlich nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der Musik von A Perfect Circle, lediglich die Melodien und die Ästhetik der Songs sind sanfter geworden.

Vielleicht würde man sich all diese Fragen nicht stellen, wenn man die Vergangenheit von A Perfect Circle nicht kennen würde, denn an und für sich ist die Musik auf dem neuen Album schön geworden. Aber am Ende ist sie zu perfekt für eine Band, die in den 1990er-Jahren mit der Energie ihres Alternative Metal die Fans begeisterte.

Am 23. Juni in der Rockhal.

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