Was als Protest gegen die honduranische Regierung begonnen hatte, wird zum Fanal für die elende Situation in vielen Ländern Mittelamerikas. Die woxx war vor Ort bei der Karawane der Migrant*innen.
Mit einer bescheidenen Social-Media-Kampagne einiger Aktivist*innen hatte Anfang Oktober die Mobilisierung für eine Aktion begonnen, die in erster Linie als politisches Signal gedacht war. Die „Caminata del migrante“ (Wanderung des Migranten) richtete sich gegen die honduranische Regierung und ihren im November vergangenen Jahres wiedergewählten Präsidenten Juan Orlando Hernández, dem die Opposition Wahlbetrug unterstellte, gegen die allgemein unerträglichen Verhältnisse in dem knapp neun Millionen Einwohner*innen zählenden Land, das zu einem der ärmsten in ganz Mittelamerika zählt.
Von San Pedro Sula in Honduras aus setzte sich am 12. Oktober dann eine Karawane in Bewegung, deren Teilnehmer*innen betonten, dass sie sich keineswegs als Migrantinnen und Migranten im freiwilligen Sinne betrachteten: „Gewalt und Armut vertreiben uns.“ Binnen weniger Tage schlossen sich Tausende an, auch aus Nicaragua, Guatemala und El Salvador. Von überall also, wo die Bedingungen ähnlich desaströs wie in Honduras sind. Ihr gemeinsames Ziel: die USA.
Unser Lateinamerika-Korrespondent Wolf-Dieter Vogel hat sich dem Tross angeschlossen und wird in der Ausgabe von kommendem Freitag auf den Interglobal-Seiten davon berichten.
Trump nutzt die Gelegenheit
Rund 7.000 Menschen sind mittlerweile unterwegs, die meisten von ihnen zu Fuß. Sie nutzen zugleich die Möglichkeit, sich gemeinsam auf eine Fluchtroute zu begeben, die alleine oder in Kleingruppen lebensgefährlich ist. So ist ihre Aktion praktisch und dabei zugleich Protest.
Indes nutzt auch Donald Trump die Karawane, um sie für seine rigide Einwanderungspolitik zu instrumentalisieren. Dadurch hat er der Karawane eine öffentliche Aufmerksamkeit verschafft, die für die Organisator*innen nicht vorhersehbar war. Manche von ihnen, wie der Anwalt Bartolo Fuentes, der Migrant*innen juristisch vertritt, fürchten inzwischen um ihre Sicherheit.
Am Mittwoch soll die Karawane in Oaxaca im gleichnamigen mexikanischen Bundesstaat ankommen, wo auch unser Korrespondent Wolf-Dieter Vogel derzeit ist. Wie die Situation sich weiter entwickle, sei ungewiss, schreibt uns Vogel. Fraglich sei etwa, wie lange die Teilnehmer*innen der Karawane die körperlichen Entbehrungen noch durchhalten; einige hundert seien schon umgekehrt. Aber auch ein Polizeieinsatz kann nicht ausgeschlossen werden. Schließlich fungieren die mexikanischen Behörden bereits seit der Regierung Obama als Exekutoren US-amerikanischer Migrationspolitik; unter Präsident Donald Trump hat sich der Druck noch einmal verschärft.