Glosse: Die Lösung für das Monarchie-Problem

Spätestens seit der Veröffentlichung des Waringo-Berichtes am vergangenen Freitag steht fest, dass bei der luxemburgischen Monarchie ein großer Reformbedarf besteht. Unser Autor hat eine Lösung, die sowohl Monarchist*innen als auch Republikaner*innen zufriedenstellen wird.

Selbst in ferne und exotische Länder wie Frankreich verschafft der Großherzog Luxemburg eine Eintrittskarte. (Foto: © SIP / Jean-Christophe Verhaegen)

Seit die Probleme in der Verwaltung und insbesondere beim Umgang mit dem Personal am großherzoglichen Hof bekannt geworden sind und erst recht seit letztem Freitag, werden wieder Rufe nach der Abschaffung der Monarchie laut. Vor etwas mehr als 100 Jahren wurde das bereits einmal versucht, die Republik Luxemburg hielt gerade einmal zwei Tage. Gründe gäbe es aber genug: Eine Erbmonarchie ist ein klein wenig undemokratisch, verstößt gegen das Gleichheitsprinzip und immer dann, wenn irgendetwas nicht so läuft wie es soll, hat man gleich eine institutionelle Krise.

Auf der anderen Seite gibt es die üblichen Argumente: Auf Wirtschaftsmissionen öffnet der*die Großherzog*in Tür und Tor, die Monarchie zieht Tourist*innen ins Land, wir sind das einzige Großherzogtum auf der Welt und es gehört halt irgendwie dazu, dass einmal im Jahr ein merkwürdig steifer Mann mit starkem Akzent eine Botschaft im Fernsehen vorliest. Und überhaupt: Ein*e Präsident*in wäre ja nicht unbedingt billig, vor allem wenn er*sie alle paar Jahre ausgewechselt würde und danach eine stattliche Rente bekäme.

Die Lösung ist ebenso simpel wie genial, dass es mich ganz ehrlich wundert, dass außer mir noch niemand darauf gekommen ist: Eine demokratisch-republikanische Monarchie! Statt den Posten des*der Großherzog*in komplett aufzugeben und durch (realistischerweise) einen weiteren alten Mann im Anzug zu ersetzen – am Ende käme Jean-Claude Juncker noch zurück – behalten wir den lustigen Monarchen mit Fantasie-Militäruniform und so vielen Orden, wie er nur tragen kann. Oder halt, je nach Präferenz der*des Monarch*in, opulente Kleider mit extravaganten Hüten.

Wäre Jean Asselborn ohne den Großherzog je in diese japanische Autofabrik eingeladen worden? Wohl kaum! (Foto: MAEE)

Die Neuerung: Um demokratisch zu sein, wird das Staatsoberhaupt alle paar Jahre gewählt. Ein längerer Zeitraum, zum Beispiel zehn Jahre, wäre ideal für ein Amt, das über der Politik stehen sollte und dessen Aufgabengebiet sich im Großen und Ganzen im Anschneiden von Torten, Durchschneiden von rot-weiß-blauen Bändchen und dem Verlesen der Weihnachtsansprache beschränkt. Für die Wirtschaftsmissionen kann vielleicht noch ein*e talentierte*r Jungkünstler*in dem Staatsoberhaupt eine Krone basteln – das schindet noch mehr Eindruck und wir können vielleicht endlich die ungenutzten Kapazitäten des Militärsatelliten verkaufen.

Außerdem würden sich dadurch jede Menge Nationbranding-Gelegenheiten ergeben: Alle zehn Jahre eine Krönung in Saus und Braus, außerdem vielleicht auch Hochzeiten oder Taufen der Kinder und Kindeskinder. Die internationale Klatschpresse wäre ständig zu Besuch im einzigen Großherzogtum der Welt – das zudem auch noch die einzige Monarchie der Welt ist, in der das Staatsoberhaupt demokratisch gewählt wird. Wer könnte da noch einen einzigen Gedanken an das Steuerparadies Luxemburg oder seinen hohen Pro-Kopf-Ausstoß von CO2 verschwenden?

Wer jetzt moniert, dass ein*e Monarch*in sich aber in der Regel ein halbes Leben lang auf die schwierige Aufgabe vorbereitet: Ein Kompromiss wäre, das Amt nur für Menschen in einem bestimmten Alter zu öffnen, in Deutschland muss der Bundespräsident zum Beispiel mindestens 40 Jahre alt sein. Die woxx würde sich außerdem verpflichten, einen halbtägigen Kurs im Kuchenanschneiden anzubieten.


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