Kohlekraftwerke verpesten weltweit die Luft mit Schwefeldioxid

In Westeuropa ist Schwefeldioxid aus der öffentlichen Diskussion weitestgehend verschwunden. Ein Bericht von Greenpeace zeigt, dass in anderen Regionen der Luftschadstoff immer noch ein Problem ist – und vor allem die Kohlekraft verantwortlich ist.

Das saarländische Kraftwerk Bexbach ist mit für Schwefeldioxid-Verschmutzung über Luxemburg verantwortlich. Foto: CC-BY-SA MadKong

Auf der von der Umweltschutzorganisation veröffentlichten interaktiven Karte ist halb Luxemburg gelb eingefärbt. Bedeutet das etwa, dass die Schwefeldioxid (SO2)-Werte hierzulande gefährlich hoch sind? Die NGO hat Satellitendaten der Nasa analysiert, um die weltweite Belastung mit Schwefeldioxid darzustellen. Dabei wird klar, dass auch in Europa noch viele Kohlekraftwerke den Schadstoff in die Luft blasen. Neben Gesundheitsschäden ist SO2 für den sogenannten „sauren Regen“ verantwortlich, der Wälder bedroht.

Die Daten stammen von dem Aura-Satelliten, der gemeinsam von den USA, den Niederlanden, Finnland und dem Vereinigten Königreich entwickelt wurde. Mit an Bord ist das „Ozone Monitoring Instrument“ (OMI), das neben dem namensgebenden Ozon auch andere Luftschadstoffe, darunter auch SO2 misst. 40 Prozent des weltweiten SO2 stammen nicht aus menschlichen Quellen, sondern von Vulkanausbrüchen – das Instrument dient auch dazu, diese aus dem All zu erkennen.

Die Analyse hat ergeben, dass die Verschmutzung zu zwei Dritteln aus Kohle- und Ölkraftwerken sowie Raffinerien stammt. Besonders Standorte in Russland, Südafrika, Iran, Saudi-Arabien, Indien, Mexiko, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Serbien sind betroffen. Der Ort mit den höchsten SO2-Emissionen ist übrigens die sibirische Großstadt Norilsk, in der die größte Nickelproduktion der Welt beheimatet ist.

Während China und die USA ihre SO2-Emissionen in den letzten Jahren verringern konnten, haben die Emissionen aus Indien, Iran und Saudi-Arabien noch zugenommen – wegen ihrer besonders hohen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Oft fehlen auch effektive Regulierungen, um die Umweltverschmutzung einzudämmen. In Indien wurde beispielsweise die Deadline für den Einbau von Entschwefelungsanlagen von 2017 auf 2022 verschoben.

Und was ist jetzt mit Luxemburg? Die interaktive Karte, die Greenpeace bereitstellt, gibt die Belastung der Luft in der Dobson Einheit (Dobson Unit – DU) an, was die Stoffmenge an SO2 über einem Quadratzentimeter entspricht. Damit lässt sich zwar gut die allgemeine Verschmutzung feststellen – jedoch nicht, ob diese in Höhen vorkommt, die für Menschen gefährlich werden könnten. Die offiziellen Luftqualitätsmessungen in Luxemburg zeigen jedenfalls keinen Grund zur Beunruhigung: Die SO2-Werte sind seit Jahren niedrig und liegen weit unterhalb der europäischen Grenzwerte.

Das SO2 über Luxemburg stammt vor allem aus drei Kraftwerken: Weiher und Bexbach im Saarland sowie der Centrale Émile-Huchet in Frankreich – alle drei verbrennen Steinkohle. Das französische Kraftwerk verfügt auch über einen Block, in dem Erdgas verbrannt wird. Während dieser weiterhin benutzt werden soll, wird das Kohlekraftwerk voraussichtlich bis Ende 2022 abgeschaltet werden. Auch im Saarland könnten die Kohlekraftwerke bald vom Netz gehen: Das Energieunternehmen Steag hat im April ein Verfahren zur vorläufigen Stilllegung eingeleitet – die staatliche Bundesnetzagentur muss nun entscheiden, ob die Kraftwerke noch systemrelevant sind.

In Zukunft wie auch heute wird die Luftverschmutzung in Luxemburg also wie bisher vor allem aus dem Straßenverkehr kommen und wenig SO2 beinhalten. Die Greenpeace-Analyse zeigt jedoch, dass ein Ausstieg aus Kohle und Erdöl nicht nur wichtig ist, um die Klimakatastrophe abzuwenden – sondern auch, um die menschliche Gesundheit zu schützen.


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